Ein aktueller Beitrag des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ kritisiert die falschen Angaben bei den in der App versprochenen Ankunftszeiten eines bestellten Taxis. Nebenbei bestätigt er aber auch noch etwas Anderes: Taxikunden wird bei Ihrer Bestellung zunächst der günstigere Mietwagen angeboten.
Unter der Rubrik „Netzwelt“ hat der Spiegel-Autor Markus Böhm in dieser Woche einen Beitrag veröffentlicht, in dem er die Wartezeit-Prognosen vornehmlich der Free-Now-App als zumeist grundlegend falsch entlarvt – ebenso wie die visuellen Darstellungen der bei Google-Apps abgebildeten Fahrzeuge. Als Taxikunden nerve ihn das, schreibt der Autor, und er würde der App auch nicht mehr trauen.
Der Düsseldorfer Journalist hatte bei zahlreichen (Test-)Bestellungen feststellen müssen, dass sein Taxi anstatt der versprochenen zwei Minuten (während der Suche) nach dem Bestellvorgang sehr oft zehn Minuten gebraucht hat. Manchmal habe er sogar nach einer fünfminütigen Suche die Nachricht bekommen, dass derzeit kein Fahrer verfügbar sei.
Der Spiegel bestätigt somit, was Taxi Times bereits im Februar 2021 berichtet hatte: Bei den in der App angekündigten Wartezeiten auf das nächste Taxi oder auch den nächsten (Ride-)Mietwagen geht es nicht um die Wahrheit, sondern um das Ranking bei Google Maps. Dort sei das Sortierkriterium für eine Routenführung die schnellste Verfügbarkeit, anschließend der Preis, berichtete Taxi Times damals.
Aber auch Google Maps kommt beim Journalisten und Kunden Böhm nicht gut weg. Wenn man dort bei der Routenplanung die Option Taxi- oder Ride-Verbindung auswählt, erscheint auf der entsprechenden Unterseite eine Karte, „auf der Wägelchen herumfahren, in Düsseldorf entweder im Look von Free Now oder von Sixt Ride“, schreibt der Spiegel-Redakteur. „Welchen Eindruck das vermittelt, ist klar: Der nächste Fahrer ist nur eine Straßenecke entfernt.“ Die Wahrheit sieht allerdings anders aus: „Da, wo Google Mitfahrfahrzeuge verortet, sind keine unterwegs“, schreibt Böhm und bekommt die „Kundenveräppelung“ auf Nachfrage von Google bestätigt. Die Autos auf der Karte seien eine Visualisierung der Wartezeit, die auf den Informationen des Mitfahrpartners basiere, räumt der Konzern ein. „Je kürzer die geschätzte Wartezeit für eine Fahrt ist, desto mehr ‚Autos’ zeigen wir auf der Karte.“
Google ist mit dieser – aus Sicht Böhms „irreführenden“ – Idee allerdings nicht alleine: Auch Uber setzt in seiner App auf diese Art der Visualisierung. Und auch hier gibt man gegenüber dem Spiegel offen zu, dass die angezeigten Fahrzeuge nur ein Fake sind: „Die Symbole in der App zeigen keine realen Autos, sondern verweisen nur auf eine allgemeine Verfügbarkeitssituation.“
Ganz anders dagegen die Visualisierung bei der Ride-App von Sixt: „Bei der dortigen Karte kommen tatsächlich Live-Standortdaten realer Fahrzeuge zum Einsatz. Wie Sixt mitteilt, werden die Angaben, die von Partnerfirmen stammen, alle paar Sekunden aktualisiert“, schreibt Böhm, lässt dabei aber eine wichtige Erklärung weg: Bestellungen über die Sixt-App werden über die deutschen Taxizentralen vermittelt, die wiederum in ihren Apps lieber bei der Wahrheit bleiben und somit dem Kunden auch nur das versprechen und anzeigen, was sie hinterher auch halten können.
Belegt werden all diese Beobachtungen des Spiegel-Redakteurs durch entsprechende Screenshots der Free-Now-App. Und dabei wird (ohne dass es explizit angesprochen wird) noch etwas anderes bestätigt: Bei der Suche nach einem Fahrzeug bekommt der Kunde mit Taxiwunsch drei Optionen angezeigt: Das Ride-Fahrzeug (also den Mietwagen), das Taxi und das XL-Taxi (Großraum), Ganz oben taucht der Mietwagen auf, weil er am Günstigsten ist. Er kostet bei dieser Fahrt nur 5,11 Euro, während das Taxi mit 8-10 Euro veranschlagt wird. Und damit der Kunde den Preisunterschied auch wirklich bemerkt, bekommt er noch beim Ride-Angebot den Hinweis „Dein bester Preis“. jh
Anmerkung der Redaktion: Free Now war früher mytaxi und bietet heute in seiner App sowohl Taxi- als auch Mietwagenfahrten an. Der Screenshot im Spiegel-Artikel macht einmal mehr deutlich, dass der frühere Taxipartner längst die Seiten gewechselt hat und allen Kunden zwar nach wie vor eine Taxibestellung verspricht, ihnen aber immer zuerst die günstigere Mietwagenfahrt schmackhaft macht. Somit werden die App-Kunden, die eigentlich ein Taxi wollen, noch während der Bestellung zum Mietwagen gelockt. Als Free Now-Partner in Hellelfenbein muss man sich da doch vera… vorkommen.
Free Now wird auf der Europäischen Taximesse mit einem Stand vertreten sein – mit dem Ziel, sich dort als Partner des Taxigewerbes zu präsentieren. Der Blick auf den Screenshot entlarvt die wahren Absichten der App. Free Now ist für das Taxigewerbe der Wolf im Schafspelz. Besucher des Messestandes sollten daher genau hinterfragen, was man ihnen dort erzählt.
Beitragsfoto: Screenshot aus dem Onlineportal des Spiegel
Und genau deswegen und der Art, wie mit Partner umgegangen wird – habe ich dort schon vor 2 Jahren gekündigt!
Ich bin schon ausgestiegen, als damals noch My Taxi die Fahrten an den
meistbietenden Taxifahrer versteigert hatte.
Die App war damals eine wirkliche InNovation, aber die Herren von der
Taxi München eG hätten die App kaufen können, der damalige Vorstand wollte nicht mit Google zusammenarbeiten und kaufte dafür die Firma Gefos.
Im nachhinein war das ein riesen Fehler.
Tja ich lese gerne noch die Berichte.
Aber seit Jahren wurde gekämpft und viele Betriebe pleite .
Es wird wohl bald kein Taxi noch fahren ausser auf dem Land aber auch da wird es irgendwann vorbei sein.
Viel Glück denen die es noch irgendwie schaffen.
So ganz richtig ist diese Aussage über Sixt leider nicht.
Der Kunde sieht VOR der Bestellung Fahrzeuge die frei sind.
Heißt aber nicht, dass dieses Fahrzeug auch den Auftrag annimmt.
Wenn der Fahrer den Auftrag den er angeboten bekommt nicht annimmt, oder gar zuerst annimmt und dann storniert – was z.B. in Berlin häufiger vorkommt -dann stimmt die Zeit die der Kunde angezeigt bekommt nicht mit der überein die er, bevor er bestellt hat, angezeigt bekam.
Das gleiche findet dann auch bei FreeNow statt.
Die Fahrzeuge die als frei angezeigt werden sind wirklich auch da – nicht fiktiv.
Aber niemand garantiert, dass ein Fahrer die Fahrt annimmt.
Also kann es sein das um die Ecke zwar ein Fahrzeug mit 1er Minute Anfahrt angezeigt wird, dieses aber bei einer Bestellung die Fahrt nicht annimmt.
Dann kommt ein anderer Wagen von weiter her und der Fahrgast wundert sich.
Bei der Telefonvermittlung der Taxizentrale in Berlin passiert z.B.folgendes:
Wenn ein Anrufer eine Adresse im Innenstadtbereich nennt, sagt der Disponent Wartezeit zirka 3-5 Minuten.
Diese Aussage macht er, ohne zu wissen ob ein Fahrzeug diese Fahrt annimmt oder nicht.
Der Auftrag wird in die Vermittlung gegeben OHNE zu schauen ob und wann ein Fahrzeug kommt.
Hat der Kunde über die Cityfunk Nummer bestellt, kann es gut möglich sein das die Anfahrt 8-10 Minuten dauert. Selbst schon sehr häufig erlebt – die Kunden wundern sich dann und sagen die Zentrale sagte 3-5 Minuten.
Auch die SMS die der Kunde geschickt bekommt ( viele Leute schauen da gar nicht drauf ) stimmt nur dann, wenn das Fahrzeug den Auftrag nicht nach Annahme zurück gibt.
Und, was der Autor des SPIEGEL verga0ß und m.E. viel zu wenig in den Vordergrund rückt – auch im Vergleich zu anderen Taxi-Apps, wie etwa taxi.eu, ist, dass JEDE an ein Taxi vermittelte Fahrt den Kunden 1,50 „Servicegebühr“ kostet.
Normalerweise ist so was ja ein K.-O.-Kriterium bei Schnäppchenjägern.
Im Übrigen frage ich mich, wie ein Funkmietwagen der eine Taxifahrt von 8–10 Euro für 5,11 Euro anbieten kann (zumal höherer MwSt-Satz), die Kosten deckt, die Provision an FreeNow zahlt und dabei noch sich und seine Familie ernähren kann.
Wie wird denn dort mit Partnern umgegangen?