Die „B.Z.“ hat am vergangenen Mittwoch auf die Problematik zunehmend reduzierter Taxihalteplätze hingewiesen und in einem darauf aufbauenden Kommentar sowohl das Uber-Modell als auch deren Fahrer an den Pranger gestellt. Ein Zusatzbeitrag zu Uber, Bolt & Co wirkt dagegen wie versteckte Werbung.
Die auflagenstärkste Tageszeitung Berlins, das Boulevardblatt „B.Z.“ aus dem Hause Springer (nicht zu verwechseln mit der „Berliner Zeitung“, der auflagenstärksten Nicht-Boulevard-Tageszeitung) hat in ihrer Ausgabe vom vergangenen Mittwoch und im Internet mehrere Artikel mit Taxi-Themen veröffentlicht.
Im ersten Artikel mit Aussagen des Taxiunternehmers Erkan Özmen wird beklagt, die Behörden würden oft ihre Zusagen nicht einhalten, nach denen Halteplätze nicht wegfallen, sondern nur verlegt würden, oder sie würden an ungünstigere Stellen verlegt, an denen sie von Kunden nicht gefunden und von Autofahrern zugeparkt würden. Auch das Schrumpfen der Konzessionszahl und die Laderegelung am Flughafen BER werden kurz kritisiert.
In einem zweiten, kurzen Artikel über die Halteplätze werden jene Taxihalteplätzen genannt, die „verlegt oder gestrichen“ worden sind (Alt-Tempelhof, Hermannplatz, Leopoldplatz, Rudow Spinne und Hackescher Markt). Weitere zwei am Ostkreuz und Weddingplatz. Der am Hackeschen Markt ist zudem zeitlich eingeschränkt worden und gilt nur noch von 23 bis 7 Uhr.
Bis dahin ist die Berichterstattung nicht zu beanstanden, denn jede Verlegung ist im Zweifelsfall schädlich, da die Kundschaft den Halteplatz nicht mehr am gewohnten Ort vorfindet. Auch werden die Halteplatzverlegungen zum Teil kritisiert, etwa indem am Leopoldplatz von einer jetzt „versteckten Halte“ die Rede ist und in Rudow festgestellt wird, dass man den jetzigen Halteplatz „bei Verlassen des Bahnhofs nicht mehr sieht“.
Die Konsequenzen dieses Verdrängens des Taxis aus der öffentlichen Sichtbarkeit ist zwangsläufig auch ein Vorteil für den Taxiwettbewerber. Das manifestiert auch die „B.Z.“: „Während das Taxigewerbe um seine Existenz kämpft, befinden sich Fahrdienste wie Uber und Bolt auf der Überholspur. Der Grund: Sie sind meist viel günstiger (bis zu 50 Prozent) und lassen sich mit wenigen Klicks ganz einfach über die App buchen. Der Preis und die Wartezeit werden schon im Vorfeld berechnet – für Kunden oft der bequemste Weg.“
Und schließlich noch einmal in Fettschrift: „Auf Taxistände sind sie deshalb nicht angewiesen. Schon bevor der Kunde am Wunschziel ankommt, geht meist ein Folgeauftrag ein. Rechtlich sind die neuen Fahrdienste allerdings umstritten.“
Warum sie so umstritten sind, wird im Beitrag der „B.Z.“ nicht erwähnt. So wird aus dem scheinbaren Bericht über die Nöte der Taxibranche ein (gewollter?) Werbeartikel für Uber & Co. Aufgrund der graphischen Aufmachung wirkt der Beitrag wie eine von Uber & Co. finanzierte Werbeanzeige.
Zweifellos wahr ist die Einschätzung der „B.Z.“, dass es die Kunden bequem finden, wenn ihnen Preis und Wartezeit „schon im Vorfeld berechnet“ berechnet werden. Seit der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes im Jahr 2021 wäre es auch bei Taxifahrten möglich, bei bestellten Fahrten einen Pauschalpreis innerhalb eines prozentualen Korridors auf Basis des Taxitarifs zu bestimmen. Das Berliner Taxigewerbe fordert dies seitdem unentwegt, nur die Berliner Verwaltung traut sich da immer noch nicht ran. Demnächst werden solche Korridore in München eingeführt. Sie sind ein Schritt auf dem Weg zu einem faireren Wettbewerb. Schade, dass die „B.Z.“ für diese Option keinen Platz mehr hatte.
Immerhin erschien ergänzend zum Stellplatzthema ein Kurzkommentar der stellvertretenden Chefredakteurin, der die Situation des Taxigewerbes klar beim Namen nennt und sich gegen die unlautere Konkurrenz positioniert: Unter der Überschrift, dass die „Taxi-Verdrängung“ gestoppt werden müsse, bezeichnet die Autorin die schrumpfende Zahl an Taxiständen als „verheerendes Signal an die Fahrer“ und meint, als ankommender Reisender am Bahnhof müsse man „einfach einsteigen“ können „und los“, ohne „erst noch die passende App installieren“ zu müssen, „um sich ein Auto bestellen zu können, auf das man dann noch fünf Minuten oder länger warten muss“.
Und weiter: „Günstig-Fahranbietern“seien „im ersten Moment attraktiv, aber nach diversen Fahrten mit Uber und Co. bin ich inzwischen geheilt.“ Die Autorin wünsche sich Fahrer, die sich auskennen, sie nicht blöd anbaggern und sie „zuverlässig abholen und nicht einfach stehen lassen, weil ihnen der Weg nach Annahme der Tour in der App doch nicht passt.“ Mit der Formulierung „ich bin geheilt“ deutet die stellvertretende Chefredakteurin an, dass Uber & Co. für sie keine (Taxi)-Alternative mehr sind. ar
Anmerkung der Redaktion: Die „B.Z.“ ist bekannt dafür, mit der Art Ihrer Berichterstattung dem „kleinen Mann von der Straße“ aus der Seele zu sprechen. Mit diesem Kommentar dürfte sie den Nerv vieler weiblicher Uber-Nutzer getroffen haben. Es sollte für alle Berliner Taxi-Kollegen ein Ansporn sein, mit einer guten Dienstleistung wieder die besserere Alternative zu werden – und dauerhaft zu bleiben.
Beitragsbild: Collage aus Screenshots von Print-Artikeln der „B.Z.“ vom 19.7.2023
Ein höflicher und respektvoller Umgang mit allen!!!! Fahrgästen sollte selbstverständlich sein. Nur so werden gerade junge Frauen auch wieder mehr vertrauen in das Taxi setzen. Das muss aber auch gerade auf Hinsicht von neuen Fahrern geschult werden. Der eine oder andere Uber-Fahrer wird durch die abgeschaffte Ortskundeprüfung auch irgendwann im Taxi sitzen und spätestens dann sollte er sich auch wie ein Taxifahrer verhalten.