Mit einer großen PR-Aktion und politischer Unterstützung hat die Hannoveraner Taxizentrale „Hallo Taxi 3811“ ein elektromobiles Projekt gestartet, das eine emissionsarme Personenbeförderung von Hausstür zu Haustür und ohne Leerfahrten ermöglicht.
Das Pilot-Projekt „HeT 3811“ sei als Teil des Programms zu verstehen, „Hannover zu einer Qualitätstest-Stadt für E-Mobilität im Bereich E-Taxis und Mietwagen zu machen“, berichten die beiden Zentralen-Geschäftsführer Sven-Marcus Fürst und Wolfgang Pettau im Rahmen einer heutigen Pressekonferenz. Das Ziel sei, die Emissionswerte zu senken.
Die Taxizentrale stellt dafür drei E-Fahrzeuge zur Erprobung bereit: Je einen Nissan eNV-200 und einen Leaf sowie einen von Volkswagen zur Verfügung gestellten VW-Bus, einer e-Caravelle. In einem ersten Projektschritt werden die drei Modelle von Hannovers Taxiunternehmer*Innen im Alltagseinsatz erprobt, die Zentrale sponsert unter anderem Versicherung, Inspektion und vor allen Dingen den Strom, weshalb man auf den beiden Betriebsgeländen auch DC-Multicharger aufgestellt hat.
„Damit ist Hallo e-Taxi der erste lokale Anbieter, der Fahrgäste emissionsarm, ohne Leerfahrten, von Haustür zu Haustür befördern kann“, werben Fürst und Pettau. „Sehen wir Zustimmung seitens unserer Taxiprofis, stocken wir mit Begeisterung auf. Unser Ziel für die Unternehmer*Innen: eine ganze Flotte an Fahrzeugen, ausgestattet mit alternativen Antriebsenergien. Unser Ziel für Hallo Taxi 3811 GmbH: Corporate Green Responsibility als Leuchtturmprojekt in der lokalen Personenbeförderung.“
Aus Sicht der Taxiunternehmer in Hannover lässt sich das Projekt somit auf folgende drei Punkte vereinfachen: „Fahrzeug buchen, Gäste befördern, Fahrzeug aufladen.“ Die Taxizentrale sieht darin eine klassische Win-Win-Situation: „Taxiunternehmer *innen zeigen mit der Nutzung neuer Technologie Innovationswille, Fahrgäste beweisen Umweltbewusstsein und die Hannoveraner*innen haben auf Dauer den Vorteil von sauberer Luft.“
Für die Realisierung des Projekts erhielt die Taxizentrale tatkräftige Unterstützung vom regionalen Stromanbieter, zwei vor Ort ansässigen Autohäusern sowie von Volkswagen. Dank der von der Wirtschaftsförderung „hannoverimpuls“ koordinierten Initiative zur Elektrifizierung der Hannoverschen Taxen und Mietwagen-Branche konnten zudem Fördermittel des Bunds und der Region Hannover im Wert von 100.000 Euro abgerufen werden. jh
Anmerkung der Redaktion: Der Start dieses Projekts fällt mit dem Zeitpunkt zusammen, zu dem der Poolinganbieter Moia seinen Dienst auf eine vollelektrifizierte Flotte umstellt. Das Taxigewerbe gibt damit sofort die passende Antwort. „Elektrisch können wir auch.“ Damit wird dem Wettbewerber Moia auf der umweltpolitischen Ebene Paroli geboten.
Zudem konnte die Hannoveraner Taxizentrale im Hinblick auf Service und Effizienz die Vorteile des Produkts „Taxi“ hervorheben, ohne dass man den Namen des Wettbewerbs erwähnen musste: „E-Taxis befördern ohne Leerkilometer von Haustür zu Haustür.“ Dank einer erfolgreichen Pressearbeit berichten darüber zahlreiche lokale Medien.
Und noch ein Unterschied zu Moia und Co wurde deutlich: Das Projekt „HeT 3811“ ermöglicht umweltfreundliche Personenbeförderung auf Basis einer wirtschaftlichen Tragbarkeit und im Rahmen einer bestehenden Gesetzesregelung. Hier wird kein Geld verbrannt, denn das könnte sich die Taxibranche gar nicht leisten. Und ein PBefG muss dafür auch nicht novelliert werden.
Bei aller Euphorie über einen gelungenen Konter gegen pseudo-neue Verkehrs Anbieter bleibt zu beachten, dass eine Umstellung auf batterie-elektrische Fahrzeuge noch keinen umweltfreundlichen Verkehr bedeutet.
Wir müssen endlich die kompletten Kreisläufe von Rohstoffgewinnung, Produktion, Nutzung, Recycling und Energiegewinnung global beachten.
Solange nur Teilaspekte auch der Arbeits-, Lebens- und Umwelt-bedingungen betrachtet werden, ergibt sich ein schiefes Bild.
Die Zeiten sind vorbei, in denen mit Teilaspekten einseitig die eigenen Positionen gestärkt werden konnten.
In Hinsicht E-Mobilität bedeutet es, dass vor etwa einem Jahrzehnt die Entscheidung für E-Mobilität nicht wirklich gut begründet war.
Es zeigt sich immer deutlicher, wir wären heute in Hinsicht Umweltfreundlichkeit wesentlich weiter, wenn der Einsatz regenerativ erzeugter klassischer Treibstoffe (Erdgas, Flüssiggas, Benzin, Diesel) forciert worden wäre.
Als Zwischenlösung auf dem Weg zur Wasserstoff Wirtschaft ist das immer noch realisierbar und vermeidet weitere negative Effekte aus der Batterietechnik.
Neue Erkenntnisse zu ignorieren hat uns noch nie wirklich vorwärts gebracht.
Anmerkung der Redaktion: In diesem Beitrag ging es nicht darum, Elektromobilität als das Non-plus-ultra darzustellen, sondern zu zeigen, dass (Teile der) Taxibranche gewillt sind, politische Vorgaben nach Umweltschutz umzusetzen und dass man dieses Feld nicht externen Wettbewerbern überlässt. Natürlich kann jeder einzelne Taxiunternehmer seine freie unternehmerische Entscheidung hinsichtlich der von ihm favorisierten Antriebsart treffen. Gegner der Elektromobilität sollten aber auch die Befürworter akzeptieren. Wenn als Reaktion auf einen solchen Beitrag die E-Taxi-Gegner aus der eigenen Branche meinen, sie müssen lautstark in die erste Reihe treten, dann ist das im Zuge der Meinungsfreiheit völlig legitim. Es muss aber auch klar sein, dass sich Moia und Co am meisten über solche Kommentare freuen, denn sie können diese beim nächsten politischen Gespräch als „Beweis“ vorlegen, dass die Taxiunternehmer doch gar nicht umdenken wollen.
Es geht nicht um Gegnerschaft, sondern um faktenorientierte sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema :
Was ist sinnvoll?
Die von der Politik forciert E-mobilität ist eben, insbesondere batteriegestützt, durchaus diskussionsbedürftig.
Das mag unerwünscht auf manchen Seiten sein, trotzdem notwendig.
Insofern begrüße ich jede sachliche Auseinandersetzung.
Nochmal der Hinweis, dass diese Allgemeindiskussion an dieser Stelle am falschen Platz ist. Begründung siehe Kommentar vorher.
Wann soll darüber gesprochen werden, wenn nicht bei solchen Anlässen? Wann, wenn nicht jetzt?
Was Moia&Co betrifft, nutzen Sie die derzeit herrschende Glorifizierung der batteriegestützten E-mobilität.
Dass diese Technologie aber unter Berücksichtigung von globalen Gesamtkreisläufen durchaus fragwürdig ist, wird ausgeblendet.
Ich denke, wir sollten uns nicht unbedingt in einen Überbietungswettbewerb in Hinsicht ’neuer‘ Technologien treiben lassen.
Vielmehr baue ich auf eine Diskussion, die zurückkommt auf Sachargumente und größere Zusammenhänge beleuchtet.
Auch technische Fragen sind ebenso komplex wie die Thematik der Novellierung des PbefG.
Dort hat sich gezeigt, dass mit tiefgehender Analyse und sachlichem Argumentieren durchaus Boden gewonnen werden kann.
Die neoliberalen Deregulierer sind bereits etwas entzaubert und es gibt Hoffnung auf wachsende Vernunft auf vielen Ebenen.
Ja, zeigt es ihnen. Mit drei Elektroautos gegen eine ganze Flotte. Natürlich wird die Luft in Hannover dann auch direkt sauberer. (wie viele Taxen gibt es eigentlich in Hannover ? Wie viele PKW generell) Ich weiß, eine Grundsatzdiskussion ist hier, siehe obere Kommentare, prinzipiell wohl nicht gewünscht.
Das Thema Elekromobilität ist ja weiterhin ein nicht völlig durchdachtes System. Für den lokalen Unternehmer ist ein Umstellen auf eine Elektroflotte ja fast ein unmögliches Unterfangen. Angefangen mit der fehlenden Infrastruktur, bis hin zu den geringen Reichweiten und den langen Ladezeiten machen es für Unternehmer auf dauer fast unmöglich permanent auf Elektroautos zu setzen.
Das schönreden im Taxigewerbe ist ja nun ein altbewährtes Mittel, genauso wie Durchhalteparolen. Ich finde es toll das die Taxizentralen sich da jetzt wieder was ausdenken und das Thema forcieren wollen. Es ist auch toll das jemand den ersten Schritt macht.
Aber es muss ja Grundsätzlich, wenn wir grün werden wollen, die Möglichkeit geben auch wirklich Strom zu beziehen der auch grün ist. Welche Möglichkeiten gibt es ? Wie steht die Stromlobby dazu ? Gar nicht.
Wie mein Vorredner bereits ausführte, die vorhandenen Mittel zu nutzen. Das Fahren mit Erdgas ist bedeutend sauberer, wenn es denn die Möglichkeiten gäbe sein Auto auch mit Gas zu betanken und nicht erst einmal eine Tankstelle dafür suchen. Die Infrastruktur ist generell da.
Natürlich sollen wir uns ja zurückhalten damit die Konkurrenz nicht sagen die wollen nicht umdenken. Wir wollen – wir können nicht. Warum nicht ? Siehe mein Kommentar.
Sie wollen Ihren Fahrer in zwei Schichten jeweils laden lassen ? Eine lange Tour, nur noch 30km Reichweite, Ladesäulen alle belegt in der nähe ? Ich bin gespannt welcher Fahrer den Mut hat zu sagen, was solls, ich machs.
Trotzdem – die Idee ist gut und gehört auch entsprechen gelobt !
Erdgas ist ein fossiler Brennstoffe! Wir müssen die Freisetzung von fossilen CO2 möglichst rasch beenden!
Wieso muss Hannover mit 3 Taxis „testen“? Es fahren sicher schon Hunderte vollelektrische Taxis in Deutschland! Unterhalt und Betrieb deutlich günstiger.
PR ist alles!
Fährst du denn in deiner Flotte schon mit reinen Elektroautos? Sicher sind sie im Vergleich zu Verbrennern günstiger. Aber es löst auch weiterhin nicht die Problematik mit dem Laden und den Ladezeiten. Ja, wir müssen weg von den fossilen Brennstoffen. Wo kommt den eigentlich der Strom für deine Elektroflotte her ? Wie sauber ist denn die Produktion von Batterien für Elektroautos und vor allem wo kommen die Rohstoffe dafür her ?
Du kannst uns ja mal von deinen Erfahrungen in dem Bereich berichten.