Laut Sozialgesetzbuch sind die Krankenkassen als Kostenträger für Krankenfahrten verpflichtet, mit Anbietern wie Taxis und Mietwagen eine angemessene Vergütung zu vereinbaren. Durch diese Einzelverträge haben die Krankenkassen die Möglichkeit, die Preise zu beeinflussen und zu senken. Darauf wollen sich viele Taxizentralen nicht mehr einlassen und rechnen künftig nicht mehr mit den Kassen ab. Das führt momentan auch in Hamburg zu einer massiven Verunsicherung bei den Patienten.
Seit 1. Juli werden Krankenfahrten bei Hansa-Taxi nicht mehr direkt mit den Krankenkassen abgerechnet. Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, habe die Taxzentrale Mitte Juni ihren knapp 1000 Krankenfahrt-Stammkunden mitgeteilt, nicht mehr über die fünf Krankenkassen abzurechnen, die dem Verband der Ersatzkassen (VdEK) angehören. Für den Fahrgast bedeutet dies: Er muss fortan erst selbst bezahlen und sich dann die Kosten von der Kasse erstatten lassen. Zu diesem Schritt kam es, da die Verhandlungen mit der zu Hansa Taxi gehörenden Autoruf Taxi Hamburg GmbH und dem Kassenverband VdEK scheiterten. Dem Bericht zu Folge werfen die Kassen den Taxivertretern Stimmungsmache auf dem Rücken der Patienten vor, da die Kassen prinzipiell bereit gewesen wären, eine Tariferhöhung mitzutragen – allerdings hätten die Unternehmen erstmals eine Übernahme der Verwaltungskosten gefordert, was laut VDEK einen Aufschlag von 30 Prozent bedeutet hätte und daher letztlich nicht zu akzeptieren war.
Die von den Kassen angebotenen Fahrpreise seien, laut Jan Weber, Vorstand der Genossenschaft, nicht kostendeckend- Weber stellt klar, dass man sich mit vielen anderen Krankenkassen durchaus einigen konnte: „Mit vielen großen Kassen, darunter die DAK und AOK haben wir einen neuen Preis vereinbart. Für deren Mitglieder ändere sich gar nichts und es wird wie gehabt abgerechnet.“
Die Verunsicherung von den Betroffenen sei groß. „Wir hatten in den letzten Tagen über 500 telefonische Nachfragen zu diesem Thema. Es sind Fahrgäste, die mehrfach pro Woche zur Dialyse müssen oder nach einer Chemo- oder Strahlentherapie sehr geschwächt sind.“ wird Ozan Baltaci, geschäftsführender Vorstand der Genossenschaft, in dem Artikel zitiert. Rund 250.000 Krankenfahrten pro Jahr werden in Hamburg von der Genossenschaft durchgeführt und Jan Weber macht der momentane Abrechnungswirrwarr angst und bange: „Ich mag mir gar nicht das Drama vorstellen, wenn ein von der Chemotherapie geschwächter Fahrgast nur das Formular dabei hat und kein Bargeld!“ und betont: „Wir werden die Versicherten der fünf betroffenen Kassen nicht schlechter behandeln. Wenn nötig, begleiten wir sie auch aus der Wohnung und der Praxis bis zum Wagen. Doch die Abrechnung mit der Kasse können wir einfach nicht mehr übernehmen – zumindest momentan, ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass man sich im Interesse der schwerkranken Betroffenen doch noch einigen werde.“ nu
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