Die Fahrer der ‚Gig Economy‘, wie Uber oder Deliveroo, haben ein erhöhtes Risiko für Verkehrsunfälle, ergab eine Studie aus London. Ursache sei häufig Übermüdung, Zeitdruck und Ablenkung. Jeder zehnte Fahrer wurde schon einmal bei Verkehrsunfällen während der Arbeit verletzt. In Großbritannien wird jetzt ein Verbot des Akkordlohns auf der Straße gefordert.
Eine Erhebung des ‚University College London‘ UCL zeigte auf, dass 42 Prozent der Fahrer bereits schon einmal einen Unfall mit Blechschaden hatten, der während ihrer Arbeit für einen der Transportanbieter passiert sei. Das berichtete die BBC letzte Woche. Rund die Hälfte der 200 Befragten gab an, dass sie wegen Zeitdruck mit überhöhter Geschwindigkeit fahren würden. Ein Drittel von ihnen gab zu, schon mindestens einmal unter dem Druck, einen Auftrag zeitgerecht zu erledigen, eine rote Ampel überfahren hätten.
Die Ablenkung durch die Smartphones, über die die Fahrer ihre Aufträge erhalten, sei zusammen mit Übermüdung als größte Gefährdungsursachen während ihrer Arbeit im Straßenverkehr ausgemacht worden. 40 Prozent gaben an, dass sie die Bedienung der Apps sie vom Fahren ablenken würde.
Die Studie, die mit Online-Befragungen und vertieften persönlichen Interviews erstellt wurde, konzentrierte sich nicht auf einzelne Firmen, nannte aber die Geschäftsmodelle von Uber und Deliveroo als Beispiele für die untersuchten Arbeitsbedingungen. Die zunehmende Verbreitung dieser Verhältnisse, Arbeitsaufträge nur per App zu erhalten und lediglich für jeden erledigten Auftrag entlohnt zu werden, könne zu einer Erhöhung der Risiken für Sicherheit und Gesundheit führen, wird Heather Ward, eine der Autorinnen der Studie in der BBC zitiert. „Je mehr Arbeiter in diesen Wirtschaftszweig gelangen und den Wettbewerb damit verschärfen, desto länger würden sowohl die Arbeitszeiten wie auch die Strecken, die zurücklegt werden müssen, um ein stabiles Einkommen zu verdienen.“
63 Befragte gaben an, keine Sicherheitstraining über Risiken im Straßenverkehr bekommen zu haben. Uber selbst beruft sich laut BBC auf Arbeitsanweisungen an die Fahrer, dass sie keine Textnachrichten während der Fahrt schreiben sollten und eine Pause einlegen sollen, wenn sie sich müde fühlen. „Ubers neue Leitung hat Sicherheit zur Top-Priorität gemacht,“ sagte eine Sprecherin. Im Frühjahr machte Uber nach eigenen Angaben eine sechsstündige Ruhepause nach zehn Stunden Arbeit für Fahrer verpflichtend. Die Maßnahmen des Kurierdienstes Deliveroo: Den Fahrradkurieren wird reflektierende Arbeitskleidung kostenlos zur Verfügung gestellt.
Die Studie gibt auch Empfehlungen für die Regierung. Co-Autorin Nicola Christie forderte, dass in erster Linie sich der Modus der Bezahlung ändern müsse. So sei die Bezahlung nach Arbeitszeit sicherer als die Bezahlung je erledigtem Fahrauftrag. Der „Road Safety Trust“ hatte die Studie in Auftrag gegeben und findet die Ergebnisse „sehr besorgniserregend“. Eine breitere Untersuchung der Auswirkungen der ‚Gig Economy‘ würde jetzt dringend gebraucht.
In amerikanischen und britischen Medien und sozialen Netzwerken reißen die Berichte von massenhaften Unfällen, halsbrecherischen und gefährlichen Fahrmanövern und anderen Verstößen durch Fahrer der Laien-Taxis nicht ab. prh
Symbolfoto: Taxi Times
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