In der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt gibt es schon länger einen Taxihalteplatz mit Extra-Inklusionstaxibereich. Demnächst sollen 17 bis 20 weitere hinzukommen. Auch die Zahl barrierefreier Taxis soll steigen.
„Die Nutzer benötigen eine feste, zuverlässige Stelle, die entsprechend ausgewiesen und im Stadtteil bekannt ist.“ Diese Aussage zum Inklusionstaxi stammt von Simone Fischer, der Beauftragten der Landeshauptstadt Stuttgart für die Belange von Menschen mit Behinderung. Sie erläuterte kürzlich gegenüber den Stuttgarter Nachrichten: „Im Interesse der Menschen, die das Angebot nutzen, ist es mir wichtig, dass diese an zentralen und verbindlichen Stellen einen barrierefreien Zustieg finden.“
Hintergrund ist eine Lücke in der Daseinsvorsorge: Viele Behinderten-Fahrdienste bieten ihren Service nur tagsüber und zum Teil nur werktags an. Taxis hingegen stehen Tag und Nacht zur Verfügung und ermöglichen somit permanent spontane Mobilität – im besten Fall für alle, inklusive Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Doch noch gibt es zu wenig barrierefreie Fahrzeuge im Stuttgarter Taxigewerbe.
Inklusionstaxis, die von Fahrgästen im Rollstuhl sitzend benutzt werden können, gibt es in Stuttgart seit Anfang 2018, nachdem die Stadt bekanntgegeben hatte, den behindertengerechten Umbau für zunächst zehn Fahrzeuge mit maximal 10.000 Euro je Taxi zu bezuschussen. Damit soll zugleich der Mangel an Großraumtaxis für mehr als vier Personen entschärft werden. Die bis dato erhobene Forderung aus dem Gewerbe, den Großraum-Zuschlag von 7,50 Euro auch für eine Fahrt mit im Rollstuhl sitzendem Fahrgast zu erheben, wurde zwar abgelehnt, dafür wurde aber im Zuge eines Pilotprojektes für einen ersten Halteplatz in der Innenstadt festgelegt, dass Inklusionstaxis dort grundsätzlich auf einem extra markierten Platz ganz vorne stehen dürfen, um so den Nachteil durch höheren Aufwand und Kosten auszugleichen.
Für Fahrgäste besteht somit die günstige Situation, dass ein barrierefreies Taxi nicht nur zum normalen Taxitarif ohne Zuschlag genutzt werden kann. Personen mit Anspruch auf Fahrgutscheine für schwerstgehbehinderte Menschen können diese ab sofort auch im Taxi nutzen. Um die spontane Verfügbarkeit solcher Taxifahrten voranzubringen, hat der Gemeinderat im Dezember 2020 nicht nur die Förderung für den Umbau von Fahrzeugen erweitert (Stuttgarter Taxiunternehmer können seitdem auch für kleinere Fahrzeugtypen, die für Personen im Rollstuhl geeignet sind, 10.000 Euro Förderung beantragen), sondern darüber hinaus die Einrichtung mindestens weiterer 17 Inklusionsbereiche an bestehenden Taxihalteplätzen beschlossen. Die Standorte dafür werden derzeit gemeinsam mit der Taxizentrale ausgesucht. Iordanis Georgiadis aus dem Vorstand der Taxi-Auto-Zentrale Stuttgart: „Hier sind wir in Abstimmung mit der Stadt Stuttgart, um die idealen Plätze zu realisieren. In der Anzahl sprechen wir hier von 20 Taxiplätzen.“
Die Erweiterung der Förderung umfasst 120.000 Euro für zwölf weitere umzubauende Taxis innerhalb dieses Jahres. Dazu erläutert Iordanis Georgiadis gegenüber Taxi Times: „Die Taxi-Auto-Zentrale Stuttgart unterstützt dieses Projekt. Zum einen ist es eine Nische, in der das Taxigewerbe sich weitere Aufträge sichern kann, und zum anderen bieten wir den mobilitätseingeschränkten Menschen die Möglichkeit, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, was unsere Aufgabe in der Daseinsvorsorge ist. Wir können uns gegen alles versperren – oder durch Qualität und Vielfältigkeit unseres Angebotes auch morgen vom Taxi leben. Das Angebot der ‚leichten Aufträge’ bieten heute viele. Hier ist die Konkurrenz enorm und mit sehr viel Geld auf dem Markt sehr präsent. In den Augen der Politik und der Bevölkerung werden wir eine Akzeptanz erreichen, wenn wir in den sensiblen Bereichen unsere Aufgabe richtig ausfüllen und ausführen.“ ar
Beitragsfoto: Taxi-Auto-Zentrale und Einkaufsgenossenschaft des Stuttgarter Taxigewerbes e. G.