„Landespolitik im Fokus: Urbane Mobilität im Wandel“ – unter diesem Titel fand am Dienstagabend in Berlin eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung statt. Zu Wort kamen das Taxigewerbe, die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), CleverShuttle und die verkehrspolitischen Sprecher von SPD- und FDP-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses. Unterm Strich ein Meinungsaustausch mit Informationsgehalt, der mehr Fragen offen ließ, als er beantworten konnte.
Zu der dreistündigen Veranstaltung am 19.6. hatte die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung geladen. Allen Teilnehmern gemeinsam war der Grundgedanke, dass es im Hinblick auf die Verkehrsplanung Berlins um weniger privaten Autoverkehr gehen muss und um weniger motorisierten Verkehr überhaupt. Bei den Ideen und Projekten, wie das zu erreichen sein könnte, besteht dagegen keinesfalls Einigkeit.
Wegen der Komplexität des Themas konnten einzelne Aspekte nur angerissen werden. Bei den gestellten Fragen im Anschluss an die Vorträge von Hermann Waldner, Geschäftsführer von Taxi Berlin und Vizepräsident des Bundesverband Taxi, Dr. Henrik Haenecke für die BVG bzw. BerlKönig und Johanna Reinhardt für CleverShuttle, lag der Schwerpunkt bei BerlKönig sehr auf der Kunden-/Nutzersichtweise, bei CleverShuttle eher auf der Finanzierungsschiene.
Beim Taxigewerbe ging es emotionaler zu. Herr Waldner wurde im Anschluss an seinen Vortrag mit so unsachlichen Aussagen konfrontiert, wie „es grenze schon an eine Frechheit durch Verweise auf Mindestlohn und Daseinsvorsorge an das soziale Gewissen zu appellieren“. Dabei hatte er schlicht referiert, welche negativen Folgen durch Großinvestoren für das Taxigewerbe und die Gesellschaft zu erwarten seien, was das Taxigewerbe für die Zukunft anzubieten hat und welche gesetzlichen Rahmenbedingungen durch die Politik gesichert werden müssen.
Der Vortrag von Herrn Dr. Haenecke zeigte das aktuelle Vorgehen der BVG: Die Vision sei es, den Umstieg auf Gemeinschaftsverkehre und elektrischen Antrieb zu fördern. Hier wurde vor allem BerlKönig gepriesen – und die gerade gestartete App „Jelbi“, die ähnlich wie viele andere Mobilitätsapps das Buchen verschiedener Fortbewegungsoptionen vereinen und deren Bezahlung dann auch über die App ermöglichen soll.
Vorerst beschränkt sich das Angebot neben den BVG-Tickets auf einige Anbieter von Leihfahrrädern und Elektrorollern. Nach und nach sollen mehr Angebote dazukommen, auch BerlKönig, CleverShuttle und Taxi Berlin. Immerhin geht die BVG nicht ganz so weit wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und integriert von Uber lediglich das Angebot an elektrischen Fahrrädern. Herr Haenecke folgt eigentlich ganz der Argumentation von Daimler und mytaxi: Es brauche Angebote wie den BerlKönig, um Unternehmen wie Uber die Stirn zu bieten. Das Argument, das erwiesenermaßen durch solche taxiähnlichen Verkehre mehr Kilometer auf die Straße gebracht würden, als führen die Leute mit ihren eigenen Autos, blieb weitgehend unbeachtet. Auch das Thema „Kannibalisierung“ des ÖPNV wurde abgewiegelt.
Die Zahlen, die über BerlKönig veröffentlicht wurden, nämlich „mehr als 500.000 geteilte Fahrten“ seit Bestehen des Projektes, erwiesen sich auf Nachfrage als sehr unpräzise formuliert. Tatsächlich sind es mehr als 500.000 Fahrgäste seit September 2018. Über die Poolingquote oder anderes Zahlenmaterial wurde nichts gesagt. Zum Thema Daten wurde noch angemerkt, dass man die Erhebung der „Mobilitätsdaten“ der Berliner lieber selber durchführe, als sie Uber zu überlassen.
Angesprochen auf die kürzlich in einer Schweizer Tageszeitung beschriebene gemeinsame Erforschung des BerlKönig-Projektes durch die BVG und den Fachbereich Verkehrsplanung der TU-Berlin, musste Herr Haenecke passen, davon wisse er nichts. Es gäbe da Fördergelder, aber diese seien noch nicht abgerufen worden.
Frau Johanna Reinhardt stellte den Werdegang CleverShuttles seit 2014 dar, freute sich über die zunehmenden Fahrgastzahlen und führte diese auf den Markteintritt des BerlKönig zurück, dieser hätte große Werbewirkung gehabt. CleverShuttle hätte seit Beginn knapp zwei Millionen Fahrgäste transportiert. Im Weg für die Entwicklung des Unternehmens stünde das Personenbeförderungsgesetz. Man hätte sich bei verschiedenen Förderprojekten der EU und auch der Bundesländer beworben, auch darüber keine genaueren Angaben. CleverShuttle sieht sich selbst aufgrund der zahlenmäßigen Beschränkung der Genehmigungsbehörden als kleines Unternehmen, welches unmöglich „Kannibalisierungseffekte“ hervorrufen könne. Die Zahl der geteilten Fahrten läge bei 51 Prozent. Völlig unklar blieb, wie sich das berechnet.
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion sah der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Henner Schmidt, die Situation sehr gelassen: Man müsse einfach mal ein paar Angebote machen und zeigen, was möglich sei. Sein Kollege von der SPD-Fraktion, Tino Schopf, kritisierte den Einsatz von BerlKönig in der Innenstadt, dort könne man diese Verkehrsart nicht erproben, sie sei ja schließlich angetreten, um die Lücke zwischen BVG und Taxi zu schließen, und diese Lücke existiert, wenn überhaupt, in den Außenbezirken. Einig waren sich die beiden verkehrspolitischen Sprecher, dass ein flächendeckender Betrieb von BerlKönig nicht kostendeckend arbeiten könne.
Nebenbei gab es die Information, dass VW demnächst mit 2.000 Autos unter der Marke „We Share“ E-Carsharing in Berlin anbieten wird. Und was war nun mit der Reduktion des motorisierten Individualverkehrs? Auf dieser Veranstaltung war davon nicht viel zu hören. ys
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Ich denke, man muss eine Grundbasis schaffen:Der Fahrerlohn mit allen Zuschlägen. Die Versicherungskosten, Servicekosten, Bereifung, Reserven f. Reparaturen, Kammerumlage, Sozialversicherung, Ect. Wenn all diese Kosten ermittelt wurden und auf Grundmaß zurechgeschnitten sind, kann man von einer Vermittlung ausgehen, die diese Grundkosten nicht unterschreiten. Die ganzen App-Anbieter werden sehr schnell feststellen, dass der Taxitarif dann eigentlich gar nicht so teuer ist, weil all diese Kosten schon miteinkalkuliert worden sind!
Ja, das wäre die Grundbasis, das stimmt schon.
Nur denken die Damen und Herren der Automobilbranche, wie Daimler , VW usw nicht in diesen Kategorien.
Es geht um die Übernahme des Taximarktes schlechthin als hehres Ziel:
Mobility as a service – als neue goldenen Kuh, da die alten Felle davonschwimmen.
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Um später dann – Ihre Fahrzeugflotten OHNE Fahrer zu vermitteln.
Und bevof Uber den Markt übernimmt – mit dem gleichen Ziel – machen Sie es lieber selber.
Das Kundenpotential sammeln Sie jetzt.
Gedanken an Kunden, welche einen Menschen + Auto brauchen – werden keine verschwendet.
Bringen ja nicht wirklich Geld.
Warum machen es wir nicht wie die Österreicher? Die Mietwagen haben dieselben Rechte und Pflichten wie die Taxi’s. Da ist dann sehr schnell Schluß mit UBER und Co. Das nenne ich Chancengleichheit. Das wird nicht kommen aus dem einfachen Grund, die Österreicher haben keine Mercedes, BMW und VW Machthaber. Denkt daran Dobrinth und das Scheuerle sind nur Handlanger der Autoindustrie.
Zuallererst muß gesagt werden, daß sämtliche ’neuen‘ Beförderungsformen (wie Clever shuttle von der DB, Moja von VW,….) keine neuen sind, sondern lediglich das neue Instrument der Internet basierten Vermittlung nutzen.
In Wahrheit ist es ein Versuch, ein neues Geschäftsfeld zu erschließen und dabei auch noch den bestehenden Rechtsrahmen zu ignorieren oder zumindest zu umgehen.
Dabei müssen sog. ‚Versuche‘, getarnt als Linienverkehr (nach PbefG) dafür herhalten, sich wie Taxi zu verhalten ohne Taxi zu sein.
Das funktioniert dann dadurch, daß jede zweite Hausnummer zur virtuellen Haltestelle erklärt wird und daß man so tut als sei das Linienbetrieb.
Nach meiner Beobachtung kommen dabei nicht mal die versprochenen Poolings zustande, sondern zumeist wird jeder Fahrgast einzeln zu seinem Ziel befördert, das zufälligerweise eine virtuelle Haltestelle ist.
Weiter fällt auf, daß diese ‚Versuche‘ nur im gut mit ÖPNV (auch Taxi) versorgten Innenstadt Bereich stattfinden.
Dabei bewirbt CS in M sogar in der U-Bahn die Strecke vom Max-Weber-Platz zum Hauptbahnhof für seine Autodienste.
Dies ist eine bestens mit U-Bahn, Tram, Bussen und auch S-Bahn (!) versorgte Gegend.
Dort, wo tatsächlich Bedarf an neuen, zusätzlichen Verkehrsformen besteht (auf dem Land; im Anschluß an Linienverkehr; zu unlukrativen Betriebszeiten;…..) will unsere Konkurrenz gar nicht tätig sein.
Was wir brauchen, ist ein Rechtsrahmen, der uns erlaubt, Taxiride-sharing anzubieten und konsequent mit allen Verkehrsverbünden zusammenzuarbeiten.
Das Taxi hat dafür alle Voraussetzungen ohne Rosinenpickerei zu betreiben und ist dabei auch noch betriebswirtschaftlich erfolgreich und zahlt seine Steuern und Löhne.
Sämtliche der in der berichteten Diskussion angesprochenen ’neuen‘ Verkehrsformen führen zur Kannibalisierung der Öffis und zu erhöhter Verkehrsbelastung auf Fahrbahnen und Strassenrändern (fahrend und parkend).
Insbesondere ist Carsharing (egal ob elektrisch oder konventionell angetrieben) nachgewiesenermaßen eine Belastung für die Verkehrsflächen und hat den Individualverkehr nur vermehrt.
Jetz kommen noch jede Menge e- Leihtretroller und andere Kleinfahrzeuge dazu.
Nach den schlechten Erfahrungen mit dem Sperrmüll von o-bike sollten wir gewarnt sein.
Als sich herausgestellt hatte, daß dies eine reine Kundendatenmißbrauchsorgie war und dementsprechend vom klugen Bürger boykottiert wurde, hatten wir ein flächendeckendes Entsorgungsproblem mit den Hinterlassenschaften der Pleite gegangenen Firma.
Lukrativ und betriebswirtschaftlich erfolgreich haben die wenigsten gearbeitet.
Bisher haben die meisten nur gewaltige Summen ausgegeben für Werbung und sonstige Kosten, ohne bisher tatsächlich Gewinn zu erwirtschaften.
Es waren überwiegend Marketingmaßnahmen, um die eigenen Fahrzeuge auf der Straße zu sehen.
Im Grunde geht es einfach darum sich einen neuen Markt zu erobern, koste es was es wolle!
Auf Kosten unser aller Zeit im Stau und fehlendem Platz auf den Straßen und langfristigen sozialen Folgekosten!
Doch wir wehren uns!
Das taxigewerbe muss lauter werden in der Öffentlichkeit, diese ganze Mietwagenschei“ ist unlauterer Wettbewerb es interessiert aber niemanden , wer Über und co nutzt trägt zur Umweltverschmutzung bei……und vernichtet Existenzen…Taxen fahren leer und stehen rum …verdienen tun hier die Reichen (über) haben wir keinen Rechtstaat mehr in Deutschland oder was geht hier ab………