Bei der turnusmäßigen Mitgliederversammlung der Taxi Deutschland eG wurden zwei der bisherigen Verantwortlichen in ihren Funktionen bestätigt. Durch den reibungslosen Ablauf der genossenschaftlichen Regularien blieb viel Zeit für spannende Vorträge und Diskussionen.
Mitte November fand im Norden Hamburgs die jährliche Herbsttagung der Taxi Deutschland Servicegesellschaft für Taxizentralen eG statt. Dem Zentralenverbund gehören deutschlandweit viele Taxizentralen an, darunter die Genossenschaften aus Frankfurt am Main, Bremen, München, Hamburg, Dresden, Nürnberg, Dortmund, Düsseldorf und Bonn sowie Taxi Berlin und Hallo Taxi aus Hannover. Außerdem sind seit längerem die Technikanbieter GefoS, Seibt & Straub sowie fms Mitglieder. Vorstand und Aufsichtsrat nutzten das Zusammenkommen auch, um im Vorfeld der Mitgliederversammlung turnusmäßige Sitzungen abzuhalten.
Bis auf wenige Ausnahmen waren alle Mitgliedszentralen vertreten. Sie hatten neben der Absegnung der guten wirtschaftlichen Zahlen einstimmig einer Satzungsänderung zugestimmt, wonach künftig pro Jahr immer einer der Vorstandsposten neu gewählt werden muss, der das Amt dann für vier Jahre innehat.
Anschließend wurde Marten Clüver, Vorstandsmitglied der Taxi Frankfurt eG, von den Mitgliedern einstimmig als Vorstandsvorsitzender wiedergewählt. Seine Vorstandskollegen sind Fred Buchholz aus Bremen, Thomas Kroker aus München und Jens Schmiljun aus Berlin. Auch im Aufsichtsrat stand eine Wahl an. Dabei wurde ebenso einstimmig Dennis Klusmeier von der Taxi Düsseldorf eG bestätigt. Für den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden stand Klusmeier dann allerdings nicht mehr zur Verfügung. Für ihn übernahm Wolfgang Pettau aus Hannover den Vorsitz.
Die Beschlussfassungen zum Jahresabschluss und die Wahlen gingen zügig und ohne große Diskussionen über die Bühne, so dass im Anschluss daran genügend Zeit für verschiedene Fachvorträge blieb. So präsentierte beispielsweise Jonathan Nemec vom Wiener Zahlungsabwickler myPos sein Kartenterminal, in das man auch die gefos-Fahrer-App implementieren kann. Bargeldlose Zahlungen sowie die komplette Fahrtenvermittlung können dadurch über ein und dasselbe Gerät abgewickelt werden. Für Taxi-Deutschland-Mitglieder gibt es attraktive Sonderkonditionen für den Erwerb und die Nutzung der myPos-Geräte.
Barbara Stering vom Salzburger Taxameter-Hersteller Hale konnte berichten, dass man mithilfe der Zusatzbox „SEI 03“ nahezu alle Taxameter TSE-tauglich machen kann. Im neuesten Taxameter MCT-07 ist die TSE-Verschlüsselung bereits enthalten. Zur Erfüllung der Belegerteilungspflicht bietet Hale einen Thermopapierdrucker an, der Taxiquittungen fiskalkonform und mit QR-Code ausdruckt. Frau Stering informierte zudem, dass die Daten vom Taxameter über eine jetzt neue und einheitliche Schnittstelle (TMS 3.0) direkt an die Fahrer-App des jeweiligen Vermittlungssystems übermittelt werden können.
Eine Alternative zur Hardwarelösung von Hale präsentierte Robert Abel von fms. In einem Gemeinschaftsprojekt von fms, GefoS und Seibt & Straub arbeite man derzeit an einer Cloudlösung für die TSE-Problematik. Der Ansatz: Der Paragraph 146a der Abgabenordnung (AO) schreibt bei digitalen Aufzeichnungen vor, dass jeder aufzeichnungspflichtige Geschäftsvorfall einzeln, vollständig, richtig, zeitgerecht und geordnet dokumentiert werden muss. Diese Aufzeichnungen sind durch eine zertifizierte technische Sicherheitseinrichtung (TSE) zu schützen. Die relevanten Daten einer Taxifahrt kommen jedoch aus mehreren Quellen. Sie stammen aus Apps, Taxivermittlungssystemen, Zusatzgeräten und dem Taxameter. Der Gesetzgeber lässt es ausdrücklich zu, dass diese miteinander verbundenen Daten mit nur einer TSE-Einrichtung geschützt werden. Das Konzept der drei Softwarehäuser sieht nun vor, dass alle Daten einer Taxifahrt erfasst und mit einer TSE-Cloudsignatur versehen werden. fms arbeitet hier in Österreich bereits mit der fiskaly GmbH zusammen, einer von drei Firmen, die behördlicherseits von der BSI ein entsprechendes Zertifikat besitzen.
Im Anschluss an die Produktvorträge von Hale und myPos, die zudem Sponsoren der Veranstaltung waren, wurden vom nächsten Referenten dann mehr die ästhetischen und emotionalen Sinne angesprochen. Sebastian Sahm, Inhaber und Namensgeber einer Düsseldorfer Werbeagentur, berichtete von einer Idee, mit der Taxizentralen einheitlich auftreten können, ohne dabei ihren eigenen Namen und die Rufnummer aufgeben zu müssen. Das Einheitsmerkmal für die Marke Taxi ist bei seinem Entwurf ein roter, kreisförmiger „Button“. Er lässt sich am Taxi als Außenwerbung anbringen, in die Websites der Taxizentralen einbauen, auf dem Briefpapier drucken etc. und löst bei den Kunden immer den Wiedererkennungseffekt „Taxi“ aus – egal, in welcher Stadt man sich befindet. Sahm und sein Kollege Bruno Kallmeier hatten dieses Konzept für die Taxi Düsseldorf eG entwickelt und wollen nun auch die anderen Zentralen überzeugen, mit solch einem Branding deutschlandweit einheitlich zu agieren. Die Resonanz zu diesem einheitlichen Auftreten war durchweg sehr positiv. Die Wortbeiträge ließen jedoch erahnen, dass eine flächendeckende Umsetzung leider nicht von heute auf morgen zu realisieren ist.
Das einheitliche Auftreten der Taxibranche zog sich auch am zweiten Tag wie ein roter Faden durch das Zentralentreffen. Zunächst einmal stellte sich Dirk Ritter von der Hamburger Taxenaufsicht der Diskussion. Seine Stadtverwaltung arbeite beim Thema Beförderung mit allen Marktakteuren zusammen, um die Schnittstellen zu finden, mit denen man die gemeinsamen Ziele erreichen kann. Dabei gehe es darum, gemeinsam das öffentliche Verkehrsangebot zu gestalten und den vorhandenen Rechtsrahmen zu nutzen, den „Verkehrsfrieden“ und den fairen Wettbewerb zu wahren und für die Bevölkerung ein Verkehrsangebot zu schaffen, mit dem eine Vielzahl von unterschiedlichen Bedürfnissen befriedigt wird.
Ritter stellte die Frage, ob die Taxibranche die digitalen Herausforderungen bewältigen könne, um sich beispielsweise an Schnittstellen allumfassender Mobilitätsanbieter andocken zu können. Von den anwesenden Zentralenchefs bekam Ritter dabei das eindeutige Feedback, dass die Taxizentralen dazu technisch schon längst in der Lage sind. Ritter betonte, dass eine Stadt wie Hamburg sich im Moment noch damit schwertue, dass man bei Gesprächen mit „dem Taxigewerbe“ immer eine Vielzahl von Ansprechpartnern habe, die interessenmäßig auch allzu oft nicht an einem Strang ziehen.
Bei den anwesenden Vertretern von Taxizentralen stieß er damit auf ausgebreitete Arme. Und war sicherlich erstaunt, als er im Anschluss an seinen Vortrag erfahren konnte, wie erfolgreich das deutsche Taxigewerbe die Digitalisierung der Ersatzfahrten im Auftrag der Deutschen Bahn unter der Schirmherrschaft des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen e. V., Berlin, umgesetzt hat. Über die von fms entwickelte TaBeA-Plattform wurden von März 2022 bis Juli 2023 bereits rund 27.300 Fahrten abgewickelt. Über Schnittstellen sind nahezu alle im deutschen Markt verwendeten Softwarelösungen der Taxizentralen und -betriebe angebunden. Die Abrechnung und das Clearing erfolgt über die Taxi Deutschland eG. Die Taxis hätten dabei knapp 2,5 Millionen Kilometer zurückgelegt und einen Umsatz von mehr als 5,8 Millionen Euro erzielt. Die durchschnittliche Fahrt ist zudem mit 93 Kilometern und 218 Euro überaus attraktiv.
Die Einsatzmöglichkeiten einer solchen Plattform hat auch die Taxi Deutschland eG erkannt und sich langfristig die Nutzungsrechte für den deutschen Markt gesichert. Dazu wurde als Höhepunkt der Veranstaltung ein Konsortialvertrag mit fms und taxi.eu feierlich unterzeichnet. jh
Beitragsfoto: TaxiTimes