Die beiden Bundesverbände des Taxi- und Mietwagengewerbes haben ihre Hilferufe nach Taxiunterstützungen erneuert. Sie fordern Unternehmerlohn, aktivere kommunale Wettbewerbskontrollen und eine bundeseinheitliche Regelung bei der Kostenübernahme von Impffahrten.
Nahezu zeitgleich haben vergangene Woche sowohl der Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. (BVTM) als auch der Taxi- und Mietwagenverband Deutschland (TMV) in offiziellen Aufrufen mehr staatliche Unterstützung eingefordert. Diese sei nötig, um angesichts steigender Corona-Zahlen ein weiteres Taxi-Sterben zu verhindern, heißt es dazu von Seiten des BVTM. „Wir fordern seit Monaten einen Unternehmerlohn. Denn in vielen Taxibetrieben sitzt der Chef selbst hinterm Steuer. Wenn er aber nichts einnimmt, kann er sich auch keinen Lohn zahlen. Sind die Reserven aufgebraucht, bleibt nur Hartz IV“, unterstrich der neu gewählte BVTM-Präsident Herwig Kollar.
Selbst nach der Corona-Pandemie sei mit einer nachhaltigen Veränderung der Mobilität zu rechnen, denn die Pandemie habe den Trend zu Videokonferenzen und Homeoffice verstärkt. „Man muss kein großer Prophet sein: Dieser Trend wird bei vielen Firmen auch nach der Pandemie anhalten. Das heißt für uns wieder weniger Fahrten“, so der neue Präsident.
Dabei könnte der Staat aktuell selbst für mehr Taxifahrten sorgen, indem er einheitlich und bundesweit die Fahrtkosten für Taxifahrten zu den Impfzentren bzw. demnächst auch in die Hausarztpraxen übernimmt. „Ohne einheitliche Lösungen sinkt die Impfbereitschaft“, warnt auch der TMV in seiner Presserklärung vom vergangenen Mittwoch.
Dies gelte besonders für die schutzwürdigen und besonders gefährdeten Gruppen. „Wir haben deutschlandweit schon Tausende Seniorinnen und Senioren sicher zu den Impfzentren und zurück gefahren. Unsere Fahrer sind der erste Ansprechpartner und Kummerkasten“, sagt TMV-Präsident Müller.
Nach Einschätzung seines Verbandes würden von einheitlichen Regelungen alle profitieren und es gäbe keine Verlierer. „Je eher die sogenannte Herdenimmunität erreicht sei, desto eher könne der Lockdown gelockert werden.“
Bis zu 90 Prozent betrage der Umsatzeinbruch im Taxigewerbe laut einer Berechnung des BVTM, verursacht durch die seit Monaten andauernden Beschränkungen des öffentlichen Lebens. Der Verband fordert daher auch die Unterstützung der Kommunen ein: „Sie müssen die Rückkehrpflicht für Mietwagen kontrollieren“, appelliert Kollar. „Sonst verlieren wir durch die Verzerrung des Wettbewerbs und eine Überflutung der Innenstädte durch Uber und Free Now noch mehr Unternehmen und Arbeitsplätze.“ jh
Hinweis: In München hat die Taxibranche von leeren politischen Versprechungen genug. Hier werden die Taxiunternehmer*Innen und Fahrer*Innen am kommenden Mittwoch mit einer großen Sternfahrt ihre plakativ eingängig formulierten Forderungen auf die Straße tragen.
Beitragsfoto: Pixabay
Wir sind ein Mittelständisches Unternehmen mit z.Zt. 10 Taxen. Seit Beginn dieser Corona….. fahren wir auch die vom Landkreis geforderte Nachtschicht in der bekanntlich nichts los ist. Aber : Betriebspflicht….
Kosten gegen Einnahmen = jede Nacht Minus ca. 150,– Euro
Nochmal 5 Vollzeitkräfte trotz Negativem Test in Corona Quarantäne
Hilfen ? Keine Chance
Erst wenn der letzte Taxler aufhört werden alle Wissen was fehlt. Aber Politiker haben Dienstwagen und Fahrer und ansonsten werden Uber , Moia , etc. es schon richten.
Wird Zeit für Landesweite Streiks und nicht nur halbherzige Beileidsbekundungen.
Das Taxigewerbe befindet sich in seiner historisch schwerste Kriese.
Betriebe werden stillgelegt und die Unternehmer hangeln sich, in der Hoffnung auf „die Zeit danach“, nicht mehr von Monat zu Monat, sondern von Tag zu Tag.
Was diese Kriese zeigt, sind unter anderem die Fehler, die in der Vergangenheit von den am Taxigewerbe Beteiligten gemacht worden sind und weiter gemacht werden.
Die Verbände, die Zentralen, die befassten Behörden und nicht zuletzt, die Taxiunternehmer- und Fahrer.
Alle der genannten vereint vor allem eines, man hat sich, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, immer mit sich selbst beschäftigt. Die Bedürfnisse der Fahrgäste standen nie an erster Stelle und waren bestenfalls zweitrangig.
Den Verbänden ist vorzuwerfen, dass diese in der Vergangenheit oft so eng mit den großen Zentralen
verbunden waren oder noch sind, dass das Hauptaugenmerk auf die Interessen der Zentralen gelegt wurde.
Damit ich hier nicht falsch verstanden werde sei angemerkt, dass die Verbände, neben zahlreichen anderen Aufgaben, ihre Mitglieder als quasi Berufsvertretung oft erfolgreich gegenüber Behörden und sonstigen Stellen kompetent vertreten, ist aufwendig und entsprechend zu würdigen.
Es gibt Zentralen, die aufgrund ihrer internen Strukturen, nicht von „alten Gewohnheiten“ loskommen, die sie daran hindern, den modernen Bedürfnissen der Fahrgäste und der Unternehmer- und Fahrer, Rechnung zu tragen.
Ich habe im laufe der Zeit bei vielen Gelegenheiten und besuchen von Taxizentralen im gesamten Bundesgebiet und auch im Ausland festgestellt, dass fast überall den „Funkteilnehmern“ mit unangebrachter Autorität und oft auch mit Arroganz gegenübergetreten wird, anstatt den Taxiunternehmern partnerschaftlich zu begegnen.
Glücklicherweise hat sich das in den letzten paar Jahren nicht bei allen, aber bei vielen Zentralen stark gebessert.
Zu den Behörden ist zu sagen, dass diese in Städten mit gedeckelter Konzessionsanzahl, weiter an ein ein Modell aus den 70er Jahren des vorherigen Jahrhunderts festhalten und eine Obergrenze der Anzahl der zu vergebenen Taxikonzessionen festlegen.
Die Absicht dahinter ist, dass unter anderem so die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Taxibetriebe gewährleistet bleibt.
Die Zeiten haben sich aber drastisch geändert. Durch die rasante Entwicklung der Technik, die einer breiten Masse der Bevölkerung zur Verfügung steht, hat sich das Nutzerverhalten in vielen Bereichen des Lebens verändert. Das Taxigewerbe bildet an dieser Stelle bei weitem keine Ausnahme, im Gegenteil.
Man hätte deshalb in den Behörden reagieren müssen. Anstatt die Anzahl der Konzessionen zu deckeln, hätte man dem Markt die Regulierung überlassen sollen.
Ein vom Markt reguliertes Taxigewerbe ist widerstandsfähiger, innovativer und kundenorientierter.
Von all den Anderen, negativen Aspekten eines in der Anzahl regulierten Taximarktes, möchte ich hier gar nicht reden, weil dies den Rahmen sprengen würde.
Es gibt genügend Beispiele in Städten, wo das hervorragend funktioniert.
Statt dessen wird auf der einen Seite die Beschränkung der Anzahl von Konzessionen mit dem Erhalt der Wirtschaftlichkeit des Taxigewerbes gerechtfertigt, auf der anderen Seite werden bereitwillig unbegrenzt Mietwagenkonzessionen erteilt, damit sich Uber- und FreeNow Fahrer der Ausbeutung in wirtschaftlicher und arbeitsrechtlicher Hinsicht ganz hingeben können. Das dabei auch das wirtschaftliche betreiben eines Taxibetriebes zerstört wird, bleibt behördlicherseits unbeachtet.
Wer hier auf die Politik hofft muss inzwischen gelernt haben, dass diese Hoffnung sinnlos und eben Hoffnungslos bleiben muss. Wenn sich Politiker bei der Beschaffung von Schutzmasken in schamloser Art und Weise die Taschen voll machen, werden diese möglicherweise auch eventuellen Zuwendungen von Uber & Co offen gegenüber stehen.
Zuletzt nun zum Taxigewerbe in Form der Fahrer- und Unternehmer.
Trotz vieler, schon vor Jahren ausgesprochener Warnungen haben es die Taxibetriebe geschafft, ihre Kundschaft auf die Mietwagen, in Gestalt von Uber und FreeNow, umzuleiten und tun dies heute noch.
Ganz im Geiste von „Ist mir doch egal, wo der Auftrag herkommt“, sind die Taxibetriebe zur denkbar besten Werbeplattform der Plattformanbieter mutiert. Die beste Werbung findet nämlich im Taxi statt. Dort sind die Kunden, die sich aktiv ein Beförderungsmittel bestellen und in der Vergangenheit als solches das Taxi gewählt haben.
Mit vielen, hunderten Millionen für Werbung und Lobbyarbeit und der tatkräftigen Unterstützung der Taxifahrer- und Unternehmer, konnten Uber & Co den Markt erobern, was wahrscheinlich ohne die Mithilfe des Taxigewebes nicht so leicht gelungen wäre.
Wer in dieser Weise auf sein Geschäft losgeht und seine dringend benötigte Kundschaft jedes mal, mit der Annahme eines jeden FreeNow-Auftrages in die Mietwagenflotten der Großkonzerne lenkt, hat sich m.E. nach disqualifiziert, anschließend an einer „Taxi-Demo“ teilzunehmen und „Uber muss weg“ zu brüllen.
Der Gipfel dabei war, dass Leute, die es eigentlich besser wissen müssten, zu einem „Taxi-Streik“ aufgerufen haben, an dem sich auch so manche Zentrale beteiligt hat.
Die Verantwortlichen in Verbänden und Zentralen wollten damit vermeintlich ihre Solidarität mit den Taxiunternehmern bekunden. Es gab sogar Vergleiche mit dem Bahnstreik, was die Absurdität der Streiks ins unermessliche gipfeln ließ.
Anstatt die Kunden zu bedienen und die Bereitwilligkeit des Taxigewebes zu einer guten Dienstleistung zu kommunizieren, wurden stundenlang keine Fahrgäste befördert und in den Zentralen liefen Warteschleifen mit dem (sinngemäßen) Hinweis, „..wir wollen keine Kunden bedienen, damit Sie mal sehen, was passiert wenn die Dienstleistung Taxi für ein paar Stunden nicht verfügbar ist…“.
Dabei hat man übersehen, dass es heutzutage für das Taxi so viele Substitute gibt, dass der einzige Effekt gewesen sein dürfte, noch mehr Kunden in die Arme von Uber & Co zu treiben.
Zur Verdeutlichung – Hunderttausende von Pendlern, Geringverdiener und sonstig Motivierte Personen, sind auf die Deutsche Bahn angewiesen, das Taxi wird dagegen als überteuerter Luxus wahrgenommen, bei dem man im Vornherein nicht weiß, was eine Fahrt kostet. Wenn dann noch der Fahrer schlechte Laune hat, dann ist der Eindruck den die Dienstleistung Taxi hinterlässt schlecht und wirkt wieder einmal als kostenlose Werbung für Uber & Co.
Das Taxigewerbe darf zu einem großen Teil nur noch die Kunden fahren, die Uber und FreeNow gnadenvoll übriggelassen haben – z.B. Krankenfahrten.
Komplizierte Aufträge in Durchführung und Abrechnung, zu einem Tarif, der nicht akzeptabel ist mit all den Folgeerscheinungen, die daraus entstehen.
So, oder wie oben im Artikel beschrieben sieht die Zukunft der übriggebliebenen Taxen aus.
Sie sind anderer Meinung?
Ich werde mich jeder Diskussion zum Thema gerne stellen!
Viele Grüße und Gesundheit!
Ralph Brück
[email protected]
Sehr geehrter Herr Brück,
es ist durchaus erfreulich zu sehen, wie Sie sich selbst demaskieren. Wer die illegalen Machenschaften sogenannter neuer Marktteilnehmern so unverfroren als kundenorientiert preist, hat ganz offensichtlich nicht verstanden, dass Taxi ein öffentliches Verkehrsmittel ist mit den 3 bekannten Grundpflichten.
Wer sich über Ihre Absichten informieren möchte, braucht nur Ihren Internetauftritt und ihren obigen Text zu lesen. Dann ist schnell klar, sie wollen sich wie andere vor ihnen, rein internetbasiert, an allem bedienen, was aus Vermittlungstätigkeit rauszuholen ist.
Das einhalten bzw. erfüllen der Betriebspflicht ist aktuell in der tat eine etwas mühselige Angelegenheit. Wir haben bei uns zwar einiges „optimiert“ (wenn auch eher optimistisch gemeint), trotzdem sitzt sich der Fahrer/in die Füße in den Bauch und zählt hauptsächlich die Raupen auf den Bäumen.
Ich habe bei der letzten Konzessionsverlängerung tatsächlich vom LABO das angeboten bekommen 5 Taxikonzessionen abzugeben und stattdessen mehrere für Mietwagen sofort zu erhalten.
Ich hatte das ja schon in einem anderen Post erwähnt, die vermeintlichen Entscheidungen pro Taxigewerbe sind im Prinzip nichts anderes als kleine Hintertüren für die Mietwagenbetriebe.
Während in den Tagschichten sich alles immer mehr einpendelt sind die Nächte Kostengräber. Es wird gezahlt aber nichts eingefahren. Spaßigerweise haben die Fahrer auch weiterhin die Angewohnheit in den Zentralen nachzufragen ob nicht aktuell eine Störung vorliegt. Auch vor den Bahnhöfen ist alles Tot.
Es wäre toll wenn zumindest die Betriebspflicht reduziert werden würde und nicht erst knapp nach einem Jahr die Bestätigung ins Haus flattert dass man uns davon befreit hat.
Der Leser, der sich leider nur unter einem Pseudonym und falscher Mail-Adresse eingetragen hat, schreibt: „Ich habe bei der letzten Konzessionsverlängerung tatsächlich vom LABO das angeboten bekommen 5 Taxikonzessionen abzugeben und stattdessen mehrere für Mietwagen sofort zu erhalten.“
Wir haben damit das Berliner LABO konfrontiert und das dort NICHT bestätigt bekommen. „Auf die rein unternehmerische Entscheidung über die Verkehrsart und/oder die Anzahl der Fahrzeuge nimmt das LABO keinen Einfluss und kann auch keinerlei Beratung bieten“, teilte uns die Behörde mit. Es wäre nun natürlich spannend, in welchem Zusammenhang diese Aussage gefallen sein könnte. Wer uns allerdings unter einem Fake-Namen und einer Fake-Adresse mit Behauptungen konfrontiert, nimmt uns damit die Möglichkeit nachzufragen.