Der Streit in der Münchner Taxigenossenschaft hat eine weitere Eskalationsstufe erreicht. Der Aufsichtsrat hat ein Vorstandsmitglied abberufen und wird ein weiteres bei der nächsten turnusgemäßen Hauptversammlung nicht mehr zur Wiederwahl vorschlagen. Eine Begründung dafür bleibt der Aufsichtsrat gegenüber seinen Mitgliedern allerdings schuldig.
Wie der Aufsichtsratsvorsitzende in einem Taxi Times vorliegenden Infoschreiben an die Mitglieder der Taxi München eG mitteilte, habe man in einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am 2. April 2025 beschlossen, das aktuelle Vorstandsmitglied Patrick Nothaft „vorläufig von seinem Amt abzuberufen.“ Diese Entscheidung sei dem Aufsichtsrat nicht leichtgefallen, heißt es in dem Schreiben an die Mitglieder. Was man dem Vorstandsmitglied konkret vorwirft, wird in dem Schreiben nicht erläutert. Man wolle aber alle Mitglieder „umfassend über alle Hintergründe und Ereignisse informieren.“ Dies soll in der kommenden Generalversammlung (GV) geschehen, wobei der Aufsichtsrat noch offenlässt, ob dies jene vom Vorstand einberufene Außerordentliche GV am 15. Mai 2025 oder die turnusgemäße GV am 1. Juli sein wird.
Im Hintergrund und mit anwaltlicher Unterstützung versucht der Aufsichtsrat derzeit, die Außerordentliche Generalversammlung zu verhindern. In dieser sollen die Mitglieder darüber abstimmen, ob die verbliebenen sechs von neun Aufsichtsratsmitglieder komplett ihres Amtes enthoben werden sollen (Taxi Times berichtete). Falls dem eine Dreiviertel-Mehrheit der anwesenden Mitglieder zustimmt, wird anschließend gleich ein neuer neunköpfiger Aufsichtsrat bestimmt. Die abgewählten Mitglieder können an dieser Wahl dann allerdings nicht mehr teilnehmen, da sie zuerst bei der ordentlichen Generalversammlung im Juli entlastet werden müssen.
Der Aufsichtsrat kritisiert die Einberufung dieser außerordentlichen Versammlung in seinem Mitgliederschreiben. Man habe als Aufsichtsrat mehrfach Bedenken geäußert, ob diese Versammlung tatsächlich notwendig sei, gerade angesichts der Tatsache, dass die reguläre Generalversammlung bereits sechs Wochen später stattfinden wird. „Nicht nur sind die Kosten für eine solche außerplanmäßige Versammlung erheblich (eine Summe im fünfstelligen Bereich), sie bedeutet auch eine immense Belastung hinsichtlich Ihrer und unserer Zeit“, schreibt der Aufsichtsratsvorsitzende. Sollte es dort zudem zur Abwahl und einer anschließenden Neuwahl kommen, wären drei der sechs neugewählten Mitglieder nur sechs Wochen im Amt. „Sie müssten dennoch die verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen, den Jahresabschluss für das gesamte zurückliegende Jahr zu überprüfen und zu unterzeichnen. Dies erscheint uns nicht fair und nicht vertretbar, denn es widerspricht unserer Auffassung von einer verantwortungsvollen, sorgfältigen und transparenten Amtsführung“, moniert der Aufsichtsratsvorsitzende.
Er und seine fünf Kollegen bedauern zudem, dass der eskalierte Streit für Enttäuschung und Unruhe innerhalb der Genossenschaftsmitglieder und bei den Angestellten der Taxi München eG gesorgt habe. Die Schuld an der Eskalation gibt man dem Vorstand: „Wir als Aufsichtsrat sind ebenfalls von den jüngsten Ereignissen betroffen und hätten uns gewünscht, dass Meinungsverschiedenheiten zwischen unseren Gremien auf eine ruhige, respektvolle und vor allem nicht öffentliche Art und Weise beigelegt worden wären. Der eingeschlagene Weg, diese Angelegenheiten medial auszutragen, war unnötig, hat unserem Ansehen geschadet und hätte vermieden werden können, wenn man sich frühzeitig an einen gemeinsamen Tisch gesetzt hätte.“
So aber habe diese Eskalation nun zur Abberufung des Vorstandsmitglieds Patrick Nothhaft geführt und man habe gleichzeitig auch „schweren Herzens“ die Entscheidung getroffen, den Vorstand Thomas Kroker nicht erneut als Vorstandskandidat für die kommende Generalversammlung vorzuschlagen.
Die Wahlperiode von Thomas Kroker läuft dieses Jahr aus, er hätte aber für eine weitere Amtszeit von den Mitgliedern bei der GV bestätigt werden können. Laut Satzung der Taxi München eG werden die Kandidaten für den Vorstand allerdings zunächst vom Aufsichtsrat ernannt. Die Mitglieder können dann in der Generalversammlung darüber abstimmen, ob sie dem Vorschlag zustimmen oder nicht. Welche Person der Aufsichtsrat anstelle von Thomas Kroker sowie des abberufenen Patrick Nothhaft vorschlagen will, hat man den Mitgliedern bisher noch nicht mitgeteilt.
Wie schon bei Patrick Nothhaft wird auch bei Thomas Kroker keine Begründung für diesen Schritt angeführt. Was dem aktuellen Vorstandsmitglied für eine weitere Amtszeit disqualifiziert, wird nicht angesprochen. Stattdessen geben die Aufsichtsräte einen Einblick in ihr Gefühlsleben: „Diese Entscheidung gehört zweifelsohne zu den schwersten, die wir bisher treffen mussten. An dieser Stelle möchten wir uns ausdrücklich bei Herrn Kroker für seine 25-jährige engagierte Arbeit in unserer Genossenschaft bedanken. Wir würdigen ausdrücklich seine Verdienste und bleiben weiterhin offen für Herrn Kroker, um auch zukünftig in einem respektvollen und kollegialen Austausch zu bleiben.“ red
Anmerkung der Redaktion: Der Streit ist mittlerweile so eskaliert, dass einzelne Personen gegenüber Andersdenkenden vereinzelt sogar Drohungen und persönliche Beleidigungen aussprechen. Auch Taxi Times war davon bereits betroffen, wird sich davon allerdings nicht einschüchtern lassen und weiterhin sachlich und neutral berichten. Zum Schutz seiner Mitarbeiter wird der Verlag aber ab sofort alle Beiträge zu diesem Thema ohne Autorenbezeichnung veröffentlichen. Zitiert wird in diesen Beiträgen auschließlich aus Stellungnahmen, welche von beiden Seiten schriftlich gegenüber der Presse oder gegenüber den Mitgliedern kundgetan wurden.
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Als Mitglied der TMeG finde ich es sehr seltsam, sich über offene, auch öffentliche Diskussion zu beschweren. Sicher gibt es Interna, die auch nicht jedem Mitglied in jeder Einzelheit und von der ersten Sekunde an bekannt sein müssen.
Bei der aktuellen Bedrohung durch unsere kriminelle Konkurrenz und der unzureichenden Tätigkeit der öffentlichen Stellen gibt es m.Ea. absolute Notwendigkeit zum konsequenten Kampf gegen jede Gefährdung durch Uber&Co.
Wer sich Illusionen macht über die langfristige planvolle strategische Geschäftspolitik dieser Firmen, begeht fahrlässig naiv oder absichtlich Verrat an unseren Interessen.
Mir sind von Seiten des Aufsichtrats keine schlüssigen Argument bekannt, warum Uber&Co unterstützt werden sollten.
Also bitte offen und öffentlich argumentieren. Aber keine Grabenkriege gegen diejenigen, die mit großem Einsatz unsere Interessen vertreten.