Während in Berlin über 8.000 Taxis kaum noch auskömmliche Umsätze einfahren, fahren im benachbarten Potsdam sogar weniger Taxis als erlaubt.
Berlin und die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam haben eine gemeinsame Grenze. Weltbekanntes Symbol dafür ist die Glienicker Brücke, auf der früher Agenten ausgetauscht wurden. Heute ist an dieser Stelle Normalität eingekehrt – Autos, Fußgänger und Busse passieren die „Brücke der Einheit“, wie sie seit dem Wiederaufbau 1949 laut Wikipedia offiziell heißt. Nur bei Taxis ist die Überfahrt nicht so einfach, denn es ist eben eine Landesgrenze – mit beispielsweise zwei unterschiedlichen Tarifgebieten. Und während in Berlin viele Wagen in Hellelfenbein unterwegs sind, fehlen sie in Potsdam.
Potsdam ist mit seinen Schlössern ein Touristenmagnet. Sie kommen aus aller Welt, steigen in Berlin-Tegel am Flughafen in ein Taxi und fahren nach Sanssouci – und denken meist, die Rückreise ist ähnlich unkompliziert. Aber weit gefehlt, berichten die Regionalzeitungen immer wieder, jüngst die Potsdamer Neuesten Nachrichten. Von 183 Taxi-Lizenzen sind nur 168 aktuell vergeben, heißt es in dem Bericht. Bei Fahrern sieht es nicht besser aus. Die Folge: Taxi-Warteplätze sind meist leer, erst recht in den Randgebieten. Selbst eine Tariferhöhung konnte das Geschäft den Kollegen nicht schmackhafter machen. Hotels klagen darüber, dass sie früh am Morgen oder spät in der Nacht keine Wagen für ihre Gäste bekommen. Die Märkische Allgemeine Zeitung berichtete Anfang des Jahres über ein idyllisch gelegenes Hotel auf Hermannswerder. Es arbeitete früher mit einem Taxiunternehmen zusammen, das in den besten Zeiten 20 Taxis betrieb. Damit ist nun Schluss. In der Folge telefonieren sich die Hoteliers manchmal die Finger wund – und das Kongressgeschäft mit den internationalen Gästen wird schwerer.
Die Gründe für den Mangel sind vielschichtig. Detlef Baatz ist Geschäftsführer der Potsdamer Taxi-Zentrale und im Vorstand der Potsdamer Taxi-Genossenschaft. Die PNN zitiert ihn, dass viele ältere Fahrer in Rente gingen und für junge Menschen sei der Beruf wegen der Nacht- und Wochenendarbeit und vergleichsweise geringer Bezahlung offenbar unattraktiv. Dazu kämen Arbeitszeitnachweise oder der Mindestlohn. Daher fehlten die Fahrer. Baatz sagt in der PNN aber auch: „Wir müssen uns um eine bessere Verfügbarkeit bemühen, sonst übernehmen irgendwann die privaten Unternehmen den Markt“. Zudem könnte eine Berufsausbildung zum Taxifahrer Attraktivität und Anerkennung steigern.
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