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Start Unfälle

Taxifahrer fährt Passantinnen in Essen und Köln an – das geschah wirklich

von Simon Günnewig
7. August 2024
Lesedauer ca. 5 Minuten.
4
Taxifahrer in Freimann ausgeraubt – Tatverdächtige wurden gefasst
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Die Meldung, dass am Montag-Abend ein Taxifahrer in Essen und Köln mehrere Frauen angefahren hat, wurde von in- wie ausländischen Medien aufgegriffen. Die meisten sind ihren journalistischen Auftrag treu geblieben und haben zunächst nur nachrichtlich und ohne Wertung berichtet.

Hinweis der Redaktion: Diese Meldung wurde am 7.8. um 12.24 Uhr veröffentlicht und am 9.8.24 auf Basis neuer bekannt gewordener Fakten erweitert.

So lief es wirklich ab am Donnerstag-Abend gegen 21 Uhr in Köln und vorher in Essen (Auszug aus dem offiziellen Pressebericht der Kölner Polizei am Dienstag, 6.8. um 13.41 Uhr): „Ein Taxifahrer (44) aus Velbert hat am Montagabend (5. August) auf der Straße „Kleine Budengasse“ sowie wenige Meter weiter auf der Mühlengasse insgesamt vier Fußgängerinnen (22, 23 und 25, 27) angefahren. Zwei von ihnen (22, 27) kamen mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser, die beiden anderen wurden leicht verletzt. Auch ein Kellner (34), der den Beschuldigten beim Verlassen seines Fahrzeugs bis zum Eintreffen der Polizei festhielt, zog sich leichte Verletzungen zu. Er war vom Außenspiegel des auf ihn zufahrenden Taxis gestreift worden.

Nach Zeugenaussagen soll der Mann gezielt auf die Personen zugefahren sein. Die Einsatzkräfte nahmen den Mann fest, beschlagnahmten das Taxi, abgebrochene Fahrzeugteile sowie den Führerschein und den Fahrgast-Beförderungsschein des Beschuldigten. Da er mutmaßlich unter Kokain- und Cannabiseinfluss stand und zudem Kokain in dem Fahrzeug gefunden wurde, ordneten die Polizisten eine Blutprobe an. Nach ärztlicher Untersuchung wies der Notarzt den festgenommenen Beschuldigten in eine psychiatrische Klinik ein.

Mutmaßlicher Unfallhergang:

Laut Zeugenaussagen und nach bisherigen Ermittlungen soll der Taxifahrer mit seinem VW Passat um kurz nach 22 Uhr mit überhöhter Geschwindigkeit die Kleine Budengasse in Fahrtrichtung Alter Markt gefahren sein. Auf Höhe der Bechergasse erfasste er frontal zwei Frauen (22, 23), die – aus Richtung Dom kommend – auf den Alter Markt gehen wollten.

Danach sei das Taxi mit unverminderter Geschwindigkeit auf der Mühlengasse in Richtung Rhein auf drei weitere Frauen zugefahren. In Höhe des Peters-Brauhauses erfasste das Taxi zwei von ihnen, während die dritte Frau beiseite springen konnte.

Ein Kellner des Brauhauses, der den Vorfall mitbekommen hatte, nahm zu Fuß die Verfolgung auf. Auf der Große Neugasse sei ihm das Taxi entgegengekommen – der Fahrer sei ohne zu bremsen auf ihn zugefahren. Trotz eines Sprungs zur Seite habe ein Außenspiegel ihn am Oberkörper touchiert. Letztlich gelang es dem Kellner, den Fahrer, der am Alter Markt aus dem Fahrzeug ausgestiegen war, bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten.

Bereits gegen 21 Uhr hatte das gleiche Taxi in Essen eine 50 Jahre alte Frau beim Rechtsabbiegen erfasst. Die Fußgängerin erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Auch dieser Sachverhalt wird jetzt von der Polizei Köln übernommen. Ob es sich um denselben Fahrer handelt, ist noch Gegenstand der polizeilichen Untersuchung.“

Auf Nachfrage von Taxi Times bei der Kölner Polizei konnten folgende Fakten abgeklärt werden (Stand 7.8.24). Das Fahrzeug mit Zulassung in Mettmann konnte als Taxi bestätigt werden. Der Fahrer wurde gleichermaßen als Taxifahrer identifiziert. Beim aktuellen Stand der Ermittlungen kann noch keine Aussage zu einem etwaigen Drogeneinfluss des aus Velbert stammenden Fahrers und auch dessen gesundheitliche Vorgeschichte gemacht werden. Zudem ist bislang auch nur bestätigt, dass es sich bei dem vorangegangenen Unfall in Essen um das identische Fahrzeug handelt.

Definitiv wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass keine Aussage dahingehend gemacht werden kann, ob bewusst Frauen von dem 44-jährigen Fahrer geschädigt wurden. Dies wird von der Pressestelle der Kölner Polizei, zum aktuellen Stand als reine Spekulation bezeichnet. Zur Nationalität des Fahrers macht die Polizei keine Angaben.

Aktualisierung am 9.8., 10 Uhr: Mittlerweile hat die ermittelnde Staatsanwaltschaft weitere Details bekanntgegeben: Der Taxifahrer, der Montagabend in der Kölner Altstadt mehrere Fußgängerinnen verletzt hat, ist möglichweise psychisch krank. Ein Gutachter soll die Schuldfähigkeit des Mannes klären.

Das Medienportal „Express“ zitiert Ulrich Bremer von der Kölner Staatsanwaltschaft: „Das Amtsgericht Köln hat am 6. August auf Antrag der Staatsanwaltschaft die vorläufige Unterbringung des Beschuldigten in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet“.

Es bestünden konkrete Anhaltspunkte, erklärte der Sprecher gegenüber dem Express, dass der 44-Jährige die ihm vorgeworfene Tat vor dem Hintergrund einer schweren psychischen Erkrankung zumindest im Zustand verminderter Schuldfähigkeit begangen haben könnte. Auch könnten weitere Fremdgefährdungen nicht ausgeschlossen werden. Eingehende psychiatrische Untersuchungen durch einen Sachverständigen werden folgen.

Bislang wird dem Taxifahrer gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr und der gefährlichen Körperverletzung in drei Fällen sowie vorsätzlicher Körperverletzung vorgeworfen. „Ob die Tat auch als versuchtes Tötungsdelikt zu verwerten ist, wird geprüft“, zitiert der Express den Kölner Staatsanwalt Ulrich Bremer.

Seitens der Staatsanwaltschaft wird auch betont, dass man derzeit noch nichts über den Auslöser für die Taten sagen kann. Auch die Frage, ob der Mann mit seinem Taxi tatsächlich gezielt auf Frauen zugehalten hat, ist weiterhin unklar. „Vor dem Hintergrund der psychischen Erkrankung des Beschuldigten lassen sich verlässliche Angaben zum Tatmotiv derzeit nicht machen“, so Oberstaatsanwalt Bremer im Express.

Er stellt auch klar: „Von der Benennung der Herkunft habe ich in diesem konkreten Fall abgesehen, da sie für die Begehung der Tat vor dem Hintergrund einer schweren psychischen Erkrankung hier erkennbar keine Rolle spielt.“ jh/sg

Anmerkung der Redaktion: War das nun eine Amok-Fahrt? Als Amok (von malaiisch amuk „wütend“, „rasend“) bezeichnet man einen Massenmord oder den Versuch eines Massenmords, der aufgrund einer psychischen Erkrankung mit Realitätsverlust begangen wird, und bei dem der Täter das Risiko, selbst getötet zu werden, in Kauf nimmt. Bei einem Amoklauf steht der einzelne Amokläufer im Mittelpunkt. (Quelle: Krimlex)

Doch ganz egal, ob man den Vorfall als Amok, Schreckens- oder Horrorfahrt bezeichnet: Die Redaktion wünscht den Opfern dieser Tat von Herzen schnelle Genesung ohne Folgeschäden. Im Zuge ihrer Ermittlungen sollte die Staatsanwaltschaft auch herausfinden, ob eine psychische Erkrankung schon im Vorfeld bekannt war. Falls ja, ist auch zwingend zu überprüfen, ob bei der letzten Verlängerung der Erlaubnis zur Personenbeförderung (muss alle fünf Jahre erfolgen) die dabei stets notwendige medizinische Untersuchung fachgerecht durchgeführt worden ist.

Als besonders schlimme Nebenwirkung dieser schrecklichen Tat muss man die Versuche einiger rechter Portale brandmarken, die mit hetzerischen Headlines die Tat in die islamistische Ecke stellten, was nach derzeitigen Ermittlungsstand definitiv falsch ist. Besonders widerlich ist die Headline „Auto-Dschihad in Köln“, geschrieben von einem Portal, bei dem auch ein ehemaliger Chefredakteur der Bild-Zeitung mitwirkt.

In Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei dem Taxifahrer um eine Person mit doppelter Staatsbürgerschaft handelte, sind solche falschen Informationen irreführend und schüren unberechtigterweise einen Fremdenhass, gegen den sich die Taxibranche, in der Menschen der unterschiedlichsten Nationaltäten und Kulturen täglich einen für die Mobilität der Bevölkerung wichtigen Job erledigen, mit aller Macht wehren muss. Wohin fremdenfeindliche Falsch-Meldungen führen können, zeigen uns derzeit auf erschreckende Weise die Vorkommnisse in Großbritannien.

Beitragsfoto: Symbolbild Polizei

Tags: KölnMedienberichteMettmannPolizeibericht
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Simon Günnewig

Als „Redakteur Technik“ betreut er die Fahrzeug- und Zubehör-Themen in den klassischen Print und Onlinekanälen der Taxi-Times. Weiterhin ist er Ansprechpartner für Bewegtbild und digitale Distribution der Taxi Times Inhalte.

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Kommentare 4

  1. KehrenTAXI says:
    1 Jahr her

    Und was ist jetzt besser für unser Gewerbe an dieser Darstellung? Verstehe die Detail-Empörung nicht ganz.

    Antworten
  2. Oliver Ahrens says:
    1 Jahr her

    Man stört sich daran, dass es Amokfahrt genannt wird und die Nationalität benannt wird? Selbstverständlich ist es eine Amokfahrt!

    Antworten
  3. Birgit Vollrath says:
    1 Jahr her

    Es war eine Amokfahrt ! Was denn sonst ? Sehr seltsam, wie Informationen unterdrückt werden ! Z B : wie geht es den Opfern ? Was sind die Hintergründe des Täters ?

    Antworten
    • Redaktion says:
      1 Jahr her

      Liebe Birgit, danke für diesen Leserkommentar. Das sind berechtigte Fragen, aber das sind genau die Fragen, auf die man gleich nach der Tat noch keine Antworten geben kann. Deshalb haben wir uns in unserer Berichterstatung darauf konzentriert, völlig wertungsfrei über den Vorgang zu berichten. Mit dem Ziel, das Geschehene weder zu verharmlosen, noch Vorurteile zu schüren. Da dies andere Medien durch bewusste oder unbedachte Headlines aber genau tun, haben wir uns erlaubt, das zu kritisieren.

      Antworten

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