Die Diskussion um steigende Kosten im Rettungsdienst hat in Nordrhein-Westfalen neue Brisanz erhalten. Medienberichten zufolge plant die Stadt Essen, künftig hohe Zuzahlungen für Rettungs- und Krankentransporte zu erheben. Im Raum stehen Eigenanteile von 267 Euro für Rettungseinsätze und 62 Euro für Krankentransporte. Begründet werden die Pläne mit sogenannten Fehlfahrten, deren Kosten von den Krankenkassen nicht übernommen werden. Das Taxigewerbe schlägt nun Alarm – und bietet zugleich konkrete Lösungen an.
Der Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V. warnt in einer aktuellen Pressemitteilung eindringlich vor den Folgen solcher Regelungen für Patientinnen und Patienten. „Hohe Eigenanteile können dazu führen, dass Menschen aus Angst vor Kosten dringend benötigte medizinische Hilfe zu spät oder gar nicht anfordern“, erklärt Geschäftsführer Michael Oppermann. Aus Sicht des Verbandes ist klar: Finanzielle Hürden dürfen nicht darüber entscheiden, ob medizinische Hilfe in Anspruch genommen wird.
Die aktuelle Debatte macht deutlich, dass der Rettungsdienst in Nordrhein-Westfalen seit Jahren unter enormem Druck steht. Kommunen klagen über steigende Kosten, Rettungsdienste über eine hohe Auslastung. Unstrittig ist dabei, dass viele Einsätze zwar medizinisch nachvollziehbar sind, aber keine notfallmäßige Versorgung durch einen Rettungswagen erfordern. Häufig greifen Patientinnen und Patienten aus Unsicherheit oder wegen langer Wartezeiten auf ärztliche Termine zum Notruf.
Genau hier sieht der Bundesverband Taxi und Mietwagen ein großes, bislang unzureichend genutztes Potenzial: das Taxi- und Mietwagengewerbe. Schon heute übernimmt es den Großteil der Krankenbeförderung in Deutschland. Bereits im Jahr 2020 entfielen rund 80 Prozent aller Krankenfahrten auf Taxis und Mietwagen, während Rettungs- und Krankentransportwagen jeweils nur etwa zehn Prozent ausmachten. Auch Krankenkassen bestätigen, dass viele dieser Fahrten ohne medizinische Begleitung problemlos möglich sind. „Das Taxi- und Mietwagengewerbe ist bereits heute eine tragende Säule der medizinischen Versorgung“, betont Oppermann. „Es könnte aber noch deutlich mehr leisten und einen wichtigen Beitrag zur Entlastung der Rettungsdienste übernehmen.“
Der sinnvolle Einsatz dieser vorhandenen Kapazitäten scheitert jedoch häufig an bürokratischen Hürden. Für Fahrten zu ambulanten Behandlungen ist in vielen Fällen eine vorherige Genehmigung der Krankenkassen erforderlich – selbst dann, wenn Ärztinnen und Ärzte einen dringenden Behandlungsbedarf attestieren. In der Praxis führt das nicht selten dazu, dass Patientinnen und Patienten im Zweifel den Rettungswagen rufen. „Das System setzt falsche Anreize und verschärft die Überlastung der Rettungsdienste“, kritisiert Oppermann. Statt schneller und unbürokratischer Lösungen würden bestehende Regelungen unnötige Kosten verursachen und die Notfallversorgung blockieren.
Um aus dieser Sackgasse herauszukommen, fordert der Bundesverband Taxi und Mietwagen einen landesweiten Runden Tisch „Medizinische Fahrten NRW“. Dort sollen Krankenkassen, der Patientenbeauftragte, Sozialverbände, Kommunen, das Land Nordrhein-Westfalen sowie Vertreter des Taxi- und Mietwagengewerbes gemeinsam an Lösungen arbeiten.
Ziel ist eine patientengerechte Versorgung, eine spürbare Entlastung der Rettungsdienste und ein wirtschaftlich sinnvoller Umgang mit knappen Ressourcen. „Es braucht Lösungen im Sinne der Patientinnen und Patienten – und diese Lösungen sind vorhanden“, so Oppermann. Das Taxi- und Mietwagengewerbe könne überall dort unterstützen, wo keine medizinische Begleitung erforderlich sei. Aus Sicht des Taxigewerbes sei eines klar: Wer Rettungsdienste entlasten und gleichzeitig Patienten schützen will, kommt an Taxis und Mietwagen als Teil der medizinischen Versorgung nicht vorbei. nu
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