Die von Grünen-Chef Cem Özdemir am Wochenende publik gewordene Kritik an Berliner Taxifahrern türkischer Abstammung hat ein großes Medienecho hervorgerufen. Auch das Taxigewerbe bezog Stellung und stellte einiges richtig.
„Cem Özdemir traut sich aus Angst nicht mehr Taxi zu fahren“ – „Cem Özdemir fühlt sich von Berliner Taxifahrern bedroht“. Solche und ähnliche Schlagzeilen füllten diese Woche die Nachrichtenportale der großen Medien. Sie alle greifen einen Artikel aus der „Welt“ auf, in dem sich der Bundestagsabgeordnete und Chef der Partei Bündnis 90/Die Grünen über das Verhalten von türkischstämmigen Taxifahrern beschwert. „Wer türkischstämmig ist und zugleich der türkischen Regierung kritisch gegenübersteht, muss sich auf einiges gefasst machen, wenn er in Berlin in ein Taxi steigt – jedenfalls, wenn ein strammer türkischer Nationalist am Steuer sitzt und den Politiker erkennt. Dann muss mit Beschimpfungen, Beleidigungen und aggressivem Verhalten gerechnet werden“, leitet die Welt ihren Beitrag ein und zitiert anschließend Özdemir mit seinen Erfahrungen. Nach der Verabschiedung der Armenien-Resolution, in welcher der Völkermord an den Armeniern als solcher bezeichnet wurde, wurde ihm „sowohl vom Bundeskriminalamt als auch einigen Berliner Taxifahrern abgeraten, weiterhin Transfers mit dem Taxi wahrzunehmen“.
Özdemir erzählt in einem Beschwerdebrief an die Innung des Berliner Taxigewerbes und den Taxiverband Berlin (TVB) von einer Fahrt, bei der er mit seinem kleinen Sohn im Taxi saß. Erst ging alles gut, aber dann erkannte ihn der Taxifahrer wohl doch auf den zweiten Blick „und veränderte abrupt seine Fahrweise, er raste los. Er wollte zeigen, wie wütend es ihn macht, einen ‚Verräter‘ im Taxi zu haben.“
Das Thema wurde von etlichen Medien aufgegriffen. Im Sat1-Frühstücksfernsehen kamen beispielsweise türkische Berliner Kollegen zu Wort, die sich vor laufender Kamera dahingehend äußerten, Herrn Özdemir jederzeit zu fahren. BZP-Präsident Michael Müller relativierte im anschließenden Interview, dass Situationen wie bei Cem Özdemir nie so massiv hochgekocht seien. Müller lehnte ein solches Verhalten der Taxifahrer ab. Man habe den klaren Auftrag, Kundendienstleistungen zu erbringen. Herr Özdemir könne darauf vertrauen, dass es viele tausende türkischstämmige Taxifahrerinnen und Taxifahrer gäbe, die ihn gerne weiterhin befördern. Müller appellierte, dass man nicht eine ganze Branche pauschal verurteilen dürfe.
Auch die Berliner Taxizentrale TZB äußerte sich zu dem Vorfall: „Als Staatsbürger dieses demokratischen Landes müssen wir gemeinsam, nicht nur im Taxi, gegen diejenigen vorgehen, die sich nicht an die hier geltenden Gesetze halten. Vorgänge, wie sie von Herrn Özdemir beschrieben werden, müssen bei den Behörden zur Kenntnis oder zur Anzeige gebracht werden. Nur die Aufsichtsbehörden für das Taxigewerbe und die Justizbehörden sind berechtigt, gegen solche Dienstleister vorzugehen und Maßnahmen bezüglich Taxischein und Konzessionsrecht zu ergreifen. Als größter Taxivermittler Deutschlands mit den Marken Taxi Berlin und taxi.eu gehen wir grundsätzlich jeder Kundenbeschwerde nach. Ergeben sich dabei Anhaltspunkte für Ordnungswidrigkeiten oder strafrechtliche Vorfälle, werden diese Beschwerden ausnahmslos an die Taxibehörde weitergeleitet. Regelmäßig erfolgt dann auch eine Vermittlungssperre unsererseits. Bei jeder Bestellung über unsere Vermittlung können wir genau nachvollziehen, welcher Taxifahrer diese Fahrt übernommen hat. Jeder Taxifahrer weiß, dass Kundenbeschwerden ohne Ausnahme zurückverfolgt werden. Dem Kunden bieten wir an, dass er bei einer Bestellung nur noch bestimmte Fahrer vermittelt bekommt, die eine besondere Qualitätsprüfung bestanden haben.“ jh
Foto: Taxi Times
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