Die Berliner Stadtentwicklungsverwaltung plant eine Umgestaltung des Europaplatzes. Für Taxis soll kein Platz mehr sein. Für Uber angeblich auch nicht. Alle sollen zum Südeingang oder in die Tiefgarage ausweichen.
Die Berliner Stadtentwicklungsverwaltung will das Chaos vor dem Berliner Hauptbahnhof beseitigen, das seit Baubeginn für die künftige S-Bahn-Linie 21 herrscht. Sie bereitet derzeit gemeinsam mit dem Bezirk Mitte, der Bahn und der Verkehrsverwaltung die Umgestaltung des Europaplatzes vor.
Wie Sprecherin Petra Rohland Taxi Times auf Anfrage mitgeteilt hat, ist man dabei, die Fläche des Europaplatzes südlich der Invalidenstraße „für eine Neuordnung der Funktionen und Verkehrswege vorzubereiten“. Die momentan verringerte Fläche „soll möglichst zeitnah neu und übersichtlicher gestaltet werden, so dass die Platzfläche weitestgehend für die Wegebeziehung der Reisenden vom Bahnhof zum ÖPNV, Tram, U-Bahn, Bus und umgekehrt zur Verfügung steht.“ Ein wichtiges Thema für die Umgestaltung sei die Verlagerung der Taxivorfahrt auf den Washingtonplatz. Dort befindet sich allerdings schon seit Jahren die zweite Taxivorfahrt – die exklusiv von Taxis befahren werden darf. Selbstverständlich wird das Verbot, das für alle anderen gilt, regelmäßig von Mietwagenfahrern und häufig von privaten Autofahrern missachtet, doch funktioniert der Taxiverkehr hier bisher insgesamt recht gut.
Das Problem Europaplatz war bereits Anfang März Thema einer Sitzung der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH (DSK). Teilgenommen hatten Vertreter der Deutschen Bahn AG (DB), dem Bezirk Mitte, der DSK, zweier Senatsverwaltungen (Stadtentwicklung und Verkehr) und der Taxi-„Innung“.
Ziel der Sitzung war es laut Protokoll, „eine Lösung für die Gestaltung des Europaplatzes bis zum Ende der Baumaßnahmen an der S 21 und dem geplanten Hochhaus, also für einen Zeitraum von ca. 10 Jahren, herzustellen.“
Hintergrund der Problematik ist eine lange Geschichte voller Fehlplanungen: Der Europaplatz ist 17 Jahre nach der Eröffnung des Berliner Hauptbahnhofs noch immer nicht fertig gestaltet. Stattdessen herrscht hier seit Jahren Chaos. Ein Grund dafür ist ein erneutes Versäumnis in der Stadt- und Verkehrsplanung der Bundeshauptstadt: Als nach der Deutschen Wiedervereinigung der Bahnverkehr in Berlin neu organisiert werden musste, versäumte man es, im Zuge des Baus des Hauptbahnhofs und seiner neuen Schienenwege auch Vorleistungen für die Nord-Süd-Anbindung mit der S-Bahn einzubeziehen. Das wird jetzt nachgeholt – nachdem um das überdimensionale Bahnhofsgebäude bereits etliche Bauten entstanden sind.
Für Taxis ist seitdem noch weniger Platz vor dem Hauptportal, als die mangelhafte Planung ohnehin vorgesehen hatte. Momentan passen auf die Ladeleiste drei bis vier Fahrzeuge, die von Fahrgästen beim Verlassen des Gebäudes durch den Haupteingang zumindest auf den zweiten Blick gefunden werden können. Zudem ist seit Jahren das Friedrich-List-Ufer unter der Bahnbrücke vollgesperrt, wodurch wichtige Abfahrtmöglichkeiten für Taxis unterbunden sind.
Auch die Bedienung des Bahnhofs durch Taxis ist durch die schlechte Planung erschwert: Der Haupt-Nachrückplatz unter der großen Betonbrücke an der Clara-Jaschke-Straße, der aus einem vierspurigen Nordteil und einem dreispurigen Südteil besteht, ist so unzureichend angelegt, dass aus den vier Nordspuren drei und aus den drei Südspuren in der Regel zwei gemacht werden, da die Fahrer ansonsten kaum Platz hätten, ihre Autotüren zu öffnen und sich die Beine zu vertreten. Hier ist ganz offensichtlich an den Bedürfnissen der Betroffenen vorbeigedacht worden.
Ein weiterer Beitrag zum aktuellen Chaos: Der Zwischen-Nachrückplatz in der Ella-Trebe-Straße ist häufig von Fahrzeugen der Bundespolizei widerrechtlich blockiert, da offenbar auch für sie zu wenig Stellfläche eingeplant worden war. Entsprechend ist der große Haupt-Nachrückplatz immer häufiger überfüllt.
Im Protokoll der Sitzung vom 3. März heißt es zur Zielsetzung weiter: „Es ist vorgesehen nach Zusammenstellung aller Funktionsanforderungen und Klärung der Randbedingungen ein Gutachter- bzw. Wettbewerbsverfahren durchzuführen. Die sich daraus ergebende gestalterische und funktionale Lösung für den Europaplatz Süd soll zügig und zeitnah, möglichst schon bis April 2024, umgesetzt werden.“
Wie aber kann eine sinnvolle Lösung aussehen? Bei den Gesprächen äußerte der Vertreter des Straßen- und Grünflächenamtes (SGA) Mitte die Idee einer „Verlegung der Ein- und Ausstiegshaltestellen für Taxis vom Europaplatz in die Ella-Trebe-Straße (unter Änderung der Einbahnstraßenrichtung und Neuordnung der anderen Funktionen in der Ella-Trebe-Straße)“ sowie einer „verstärkten Nutzung der Vorfahrt Washingtonplatz als Ein- und Ausstiegshaltestelle für Taxis (verbunden mit Änderung der Wegweisung innerhalb des Hauptbahnhofs)“ und damit zusammenhängend „keine Nutzung des Europaplatzes durch Taxis“.
Die Vertreterin der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK) setzte noch einen drauf und „bevorzugt eine radikale Lösung – Verlegung der Taxi-Ein- und Ausstiegshaltestellen in die Tiefgarage. Die Beschilderung muss deutlich verbessert werden inkl. rechtzeitiger und eindeutiger Vorwegweisung.“ Auch hierbei wird offensichtlich wieder an den Bedürfnissen der Betroffenen vorbeigedacht: Die maximale Durchfahrthöhe der Tiefgarage beträgt 2,0 Meter. Viele Großraumtaxis (von denen es in der Bundeshauptstadt nach Angaben von Taxi Berlin rund 400 gibt) sind mit Dachzeichen und Antenne höher als zwei Meter. Auch die SenUMVK-Vertreterin will die Taxis vom Europaplatz verbannen – wenn nicht in die Tiefgarage, dann zumindest auf den Washingtonplatz.
Leszek Nadolski, 1. Vorsitzender der Innung des Berliner Taxigewerbes e. V., der die Auffassung teilt, „dass die derzeitige Lösung dringend einer Veränderung bedarf“, merkte an, dass die bereits bestehende Möglichkeit, die Tiefgarage für 15 Minuten gratis zu nutzen (was zumindest für einen Großteil der Taxen ein bequemes Absetzen von Fahrgästen ermöglicht), zu wenig bekannt und unzureichend beschildert sei. Das Sitzungsprotokoll fasst Nadolskis Diskussionsbeiträge zusammen: „Mit dem Verzicht auf die, ohnehin verkehrlich kritischen, Nutzung des Europaplatzes kann sich die Taxi-Innung einverstanden erklären. Demgegenüber ist die Nutzung des Washingtonplatzes als Ein- und Ausstiegshaltestelle für Taxis vollumfänglich abzusichern. Die Ausschilderung / Wegweisung im Hauptbahnhof ist anzupassen und erheblich zu verbessern. Eine großräumige Vorwegweisung / Information im Umfeld des Hauptbahnhofs ist deutlich zu verbessern.“
In der Presseanfrage an die Stadtentwicklungsverwaltung wies Taxi Times darauf hin, dass eine Verlegung der Ladeleiste vom Europaplatz weg „katastrophale Folgen für das Taxigewerbe“ hätte, „unter anderem, weil die illegalen Anbieter taxiähnlichen Verkehrs mit Mietwagen dann als einzige vor dem Hauptportal am Europaplatz optische Präsenz zeigen könnten.“
In der Antwort wird auf die erwähnte Sitzung eingegangen und festgestellt: „Im Ergebnis dieses Termins wurde einvernehmlich zwischen allen Beteiligten festgehalten, dass der Europaplatz zukünftig nicht mehr direkt durch Taxen angefahren werden soll. Auch Herr Nadolski bewertete die aktuelle Situation kritisch und stimmte dem Wegfall der dortigen Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten für Taxen zu. Eine verbesserte Ausschilderung zum Haupttaxibereich am Washingtonplatz sowie zur Tiefgarage soll erfolgen. Zu- und Abfahrten von illegal zufahrenden Mietwagen und Zuliefern sollen künftig nicht gestattet werden. Alle Autoverkehre sollen auf die ruhigere und mit ausreichendem Platzräumen ausgestattete Südseite des Bahnhofes zum Washingtonplatz geführt werden. Wann diese Planung umgesetzt wird, ist noch in Abstimmung.“
Damit dürften dem Taxigewerbe am Berliner Hauptbahnhof schwere Zeiten bevorstehen. Das Funktionieren der Taxivorfahrt am Washingtonplatz wird mit der Öffnung für Miet- und Privatwagen ein Ende haben. Die künftige Vorfahrt am Europaplatz, die dem Linienverkehr vorbehalten sein soll, wird ein Tummel- und Präsentierteller für Uber & Co. werden, da die Fahrer, die ohne permanente Rechtsverstöße nicht arbeiten könnten, auf das dortige Verbot ebenso pfeifen werden wie auf alle anderen Verbote, die ihr Geschäft mit dem taxiähnlichen Verkehr eigentlich unmöglich machen sollten.
Einen Sturm der Entrüstung haben die Senatspläne bislang nicht ausgelöst. Einzig Richard Leipold, Vorsitzender der Berliner Taxivereinigung (BTV), erklärte auf Anfrage von Taxi Times, er halte von den Plänen „gar nichts“. Taxis müssten in der Öffentlichkeit präsent sein. Das Verhalten der Senatsverwaltung für Mobilität und der Kontrollbehörde ließen ihn ernsthaft daran zweifeln, dass in Berlin noch ein öffentliches Interesse am Taxiverkehr bestehe. Ein Blick nach Hamburg beweise, dass es besser gehe, wenn man nur wolle. ar
Beitragsfoto: Axel Rühle
Nicht zu fassen das Nadolski so eine eindeutige Politik gegen Taxi zu gestimmt hat. Dieser Senat versteht nichts von Dialog und als Lösung fällt eben diesen Senat nur eins ein-Taxis müssen weg,Taxis müssen immer die Zeche zahlen,während der Bauphase des Hauptbahnhofs sind viele reich geworden in dem sie Bauliches und Soziales versäumt haben,die Zahlen nicht aber wir die Taxis müssen dafür herhalten!!!
An organisierte und unorganisierte Taxiunternehmer und Taxifahrer das bedeutet das Tot für uns mit hilfe des Senats,wollen wir das so hinnehmen das wir nach und nach verdrängt werden?
Wenn unternehmer nicht in die Pötte kommen dann wird auch kein flennen mehr um Fahrermangel helfen,weil die Fahrer längst zum Mietwagen gewechselt haben weil kaum ein Fahrer Hauptbahnhof anfahren und auch dort warten würde!
Unternehmer und Fahrer,wenn ihr nicht sofort mit aller strenge darauf reagiert werden demnächst Südkreuz,Bf Spandau,Ostkreuz ,Ostbf und Gesundbrunnen fallen,dass es Betriebliches Tot ist muss man euch nicht sagen,wie lange wollte ihr noch ein auf Taub und Stumm machen,wie lange würde euch das noch helfen ?
Besinnt euch und hört auf euch gegenseitig fertig zu machen,ansonsten habt ihr alle ein Rückrat wie Gummibärchen!
Ich kann es kaum glauben !
Die Innung, mit Nadolski an der Spitze, bringt immer wieder solche Dinge auf den Tisch.
Es kann doch wohl nicht sein Ernst sein, Taxis nur auf die eine Seite zu verbannen oder in den Untergrund des Bahnhofes wo sie nicht zu sehen sind!
Schon jetzt kommen viele Leute aus dem Bahnhof am Europplatz gehen vorne an die Straße und bestellen sich einen Uber.
An jedem Bahnhof auf der Welt, findet man auf mehreren Seiten an den großen Ausgängen Taxihalteplätze.
Nur nicht in Berlin.
Glauben die wirklich, dass die Fahrgäste im Bahnhof auf Schilder achten, wo Taxis stehen können?‘ Sie gehen zum Ausgang und erwarten, dass dort Taxis stehen.
Herr Nadolski ! , was reden Sie da?
Wie können Sie das befürworten?
Wieso setzen Sie sich nicht dafür ein, dass es eine Lösung MIT Taxis am Europaplatz gibt?
Taxis müssen für Fahrgäste sichtbar sein.
Wenn diese dort verbannt werden, werden noch mehr Leute sich ein Uber bestellen.
Sie kommen aus dem Bahnhof, sehen kein Taxi, holen ihr Handy raus und bestellen einen Uber weil es bequemer ist, als jetzt noch einmal auf die andere Seite zu laufen.
Keine Taxis dort zuzulassen öffnet für die Mietwagen noch mehr Tür und Tor.
Diese werden sich mit ihrer Werbung auf der Tür schön und wunderbar dort zeigen und Gäste bekommen.
Wie kann man denn so Weltfremd (Taxifremd) sein? Was ist denn da los?
Sollte es so kommen, werden Uber und Co, sowie Taxis, ähnlich wie am BER, versuchen dort auf dieser Seite Fahrgäste abzugreifen.
Die Dummen sind dann die, die sich ehrlich auf die Washington Seite stellen und warten.
BITTE tut etwas dagegen bevor es zu spät ist !