Vergangenen Montag hat der Autobauer Tesla mit einer großen PR-Aktion sein deutsches Werk in Brandenburg eröffnet. Dabei durften nur sehr selektiv ausgewählte Medien dabei sein. Dieser Umgang mit der Pressefreiheit ist inakzeptabel. Taxi Times wird daraus entsprechende Konsequenzen ziehen.
Es ist seit Beginn der Tesla-Ära ein konsequenter Weg des Elektro-Automobilherstellers. Anders als alle anderen Fahrzeugbauer verzichtet der US-Konzern konsequent auf jegliche Anzeigenschaltungen. Das ist sein gutes Recht. Klassische Pressearbeit gibt es bei Tesla ebenso wenig wie Testwagen. Auch diese Strategie ist nicht verwerflich.
Als nun aber am vergangenen Montag das neue Tesla-Werk in Brandenburg pompös eröffnet wurde und neben dem Gründer Elon Musk auch die höchste politische Prominenz anwesend war (unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck), berichteten darüber auch zahlreiche Medien.
Allerdings waren nicht alle Medien zugelassen. Tesla hat einige Blogger oder Redaktionen nicht eingeladen – in der Journalistensprache spricht man hier von einer „Akkreditierung“. Ohne Einladung gab es somit auch keine Möglichkeit, auf das Gelände zu kommen. Das prominenteste Opfer war das ZDF, eines der beiden deutschen Staatsmedien. Trotz mehrfacher Anfragen war man dort nicht erwünscht. Das bestätigte das ZDF selbst während eines Beitrags im „heute-Journal“ vom 22. März und wurde wenige Tage später auch von der Süddeutschen Zeitung (SZ) thematisiert.
Das ZDF-Landesstudio hätte mehrmals bei der Pressestelle von Tesla um die Akkreditierung eines Kamerateams und eines Reporters gebeten, jedoch „keinerlei Rückmeldung“ erhalten, berichtet die SZ. Am Abend vor der Eröffnung sei dem ZDF-Landesstudio schriftlich mitgeteilt worden, „dass das ZDF nicht akkreditiert sei und auch nicht akkreditiert werde“, wie der Sender gegenüber der SZ bestätigt. Die Tesla-Presseverantwortlichen hätten stattdessen auf Aufnahmen der regionalen ARD-Anstalt rbb (Rundfunk Berlin-Brandenburg) von der Eröffnung verwiesen, die schließlich im Beitrag des ZDF zu sehen waren.
Als Grund für den Ausschluss wird ein kritischer Fernsehbeitrags des Politmagazins „Frontal 21“ über den Bau des Werkes vermutet. Tesla selbst äußert sich zu den Gründen für den Ausschluss trotz Nachfrage der SZ nicht.
Das Vorgehen des US-Unternehmens kritisiert auch der Deutsche Journalistenverband: „Was ist das für ein Verständnis von Pressefreiheit, das der US-Konzern da an den Tag legt“, wird Hendrik Zörner, Pressesprecher des Deutschen Journalisten-Verbands, in der SZ zitiert. Kritische, journalistische Berichterstattung sei Auftrag der Medien und dürfe nicht zum Ausschluss von der Eröffnungsfeier führen. Bei Presseveranstaltungen müsse gleiches Recht für alle gelten. „Wer journalistisch berichten will, muss auch die Möglichkeit dazu erhalten.“
Der Journalistenverband bedauert, dass vergleichbare Fälle wiederholt vorkämen, wobei manchen Journalisten gezielt der Zugang zu Presseveranstaltungen verweigert würde. jh
Konsequenz des Taxi-Times-Verlags: Staatliche Medien wegen vorheriger kritischer Berichterstattung von einer öffentlichen Veranstaltung auszuschließen, zu der die höchsten Politiker des Landes kommen, ist ein massiver Eingriff in die Pressefreiheit. Wer in Deutschland produziert, muss auch dessen demokratische Grundwerte anerkennen – dazu zählt ohne Wenn und Aber auch die Pressefreiheit.
Tesla baut gute Autos. Die Modelle sind auch für das Taxigewerbe, das allmählich den Wandel vom Verbrenner zum Elektro-Taxi vollzieht, eine wichtige Alternative. Deshalb zählt es auch zum Selbstverständnis des Taxi-Times-Verlags, über die Modelle des US-Autobauers und deren Einsatz im Taxigewerbe zu berichten. Wir halten es aber auch für unsere Pflicht, unsere Leser über das inakzeptable Selbstverständnis von Tesla zur Pressefreiheit zu unterrichten. Die Redaktion wird deshalb ab sofort unter jeden Beitrag auf diese Meldung verlinken – solange, bis sich Tesla öffentlich zur Wahrung der Pressefreiheit verpflichtet und verspricht, selektive Medienaussperrungen künftig zu unterlassen.
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