Arlington schafft 2018 als eine der ersten Städte in den USA seine Busse ab und ersetzt sie durch das „Ride-Sharing“-Angebot von Daimlers App Via. Der Betrieb der Mercedes-Kleinbusse wird zwar auch subventioniert, allerdings koste das die Stadt weniger, sagt der Bürgermeister.
Bislang wurden zehn Kleinbusse in der 400.000-Einwohner Stadt im Ballungsraum zwischen Fort Worth und Dallas eingesetzt und erste Buslinien eingestellt. Bis Jahresende sollen weitere Vans hinzukommen und die Stadtbusse komplett ersetzen. „Busse und Straßenbahnen sind damit passé“ sagte der Bürgermeister Jeff Williams (Republikaner) gegenüber der Presse.
Die Vehikel der Marke Mercedes werden nach bekanntem Muster per App zu einer virtuellen Haltestelle bestellt und operieren bislang in einem begrenzten Gebiet der Innenstadt – Fahrpläne oder Linien gibt es dann nicht mehr. In einer zweiten Ausbaustufe, die im Sommer erfolgen soll, wird das Fahrgebiet etwas vergrößert. Es umfasst jedoch selbst im Endzustand nicht das gesamte Stadtgebiet. Für Benutzer ohne Smartphone soll das Bestellen über eine Servicenummer möglich sein. Fahrten mehrerer Fahrgäste werden zusammengelegt. Ein Einzelticket kostet 3 Dollar, eine Wochenkarte ist für nur 10 Dollar zu haben. Das Projekt wird aus Bundesmitteln und von der Stadt mit insgesamt rund einer Millionen Dollar finanziell unterstützt.
In Medienberichten loben Fahrgäste die hohe Bequemlichkeit des günstigen Angebots. Bereits 5.000 Fahrgäste wurden im letzten Monat nach Angaben des Betreibers transportiert. Die wenigen Stadtbusse hatten laut offiziellen Angaben immer weniger Fahrgäste, und das obwohl die Lage zwischen den beiden Großstädten eigentlich eine gute Voraussetzung für einen effektiven Betrieb von S-Bahnen oder Express-Bussen sei, findet das Webmagazin ‚Citylab‘. Gegenüber CBS betonte der Bürgermeister Williams, wie teuer der Bau einer neuen Stadtbahn sei. Diese Ausgaben könne er den Bürgern ersparen.
Die Region um Dallas gilt selbst für amerikanische Verhältnisse als sehr autofreundlich. Öffentliche Verkehrsmittel im Großraum Dallas verzeichneten einen Rückgang der Fahrgastzahlen – während Houstons Nahverkehr wächst. Die ‚Texas Tribune‘ führte dies bereits letztes Jahr darauf zurück, dass Houston in seinen Nahverkehr investierte, grundlegend überholte und modernisierte. Ein dichteres Netz und kürzere Taktzeiten führten zu einer höheren Popularität des ÖPNV. Die Ausdünnung des ÖPNV träfe vor allem die Armen, denn 80 Prozent der Arbeitsplätze im Großraum Dallas seien nur mit dem Auto zu erreichen. Der Bahnhof für Regionalzüge und Hauptumsteigepunkt in Arlington liegt innerhalb des Operationsgebietes der Kleinbusse von Via – von dort aus geht es für Pendler mit dem ÖPNV weiter.
Via wurde 2013 in New York gegründet und arbeitete mit Taxis zusammen. 2017 kaufte Daimler für 250 Millionen Dollar die Entscheidungsgewalt über das StartUp.
‚The Verge‘ wies darauf hin, dass es ähnliche Ansätze bereits in anderen Städten gäbe. In Altamonte Springs, Florida, sei der Nahverkehr bereits durch Uber ersetzt worden – dank massiver Subventionierung von Uber selber. „Willkommen in Uberville“ titelte das Magazin – „Uber möchte den ÖPNV übernehmen – eine Kleinstadt nach der anderen.“ Und Ubers neuer CEO Dara Khosrowshahi hat jüngst im Februar auf einer Veranstaltung von Goldman Sachs das Interesse des Fahrdienstleisters, als Anbieter von öffentlichen Stadtverkehren aufzutreten, bekräftigt. prh
Foto: Via/City of Arlington
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