Im Interview mit einem Hamburger Privat-Fernsehsender berichtete der Chef von Hansa-Taxi vorgestern von der aktuellen Lage der Branche.
Thomas Lohse, Erster Vorsitzender der Hamburger Taxifunkgenossenschaft Hansa-Taxi, beantwortete die Frage der Hamburg-1-Moderatorin nach der derzeitigen Situation: Die letzten anderthalb Jahre mit der Corona-Krise seien eine „extrem harte Zeit“ gewesen, da das Geschäft um rund 80 Prozent eingebrochen sei. Viele Taxis hätten daher stillgestanden, doch sei man auch mit Notbesetzung ununterbrochen für die Bürgerinnen und Bürger da gewesen.
Inzwischen gehe es langsam wieder nach oben, doch fehlen Teile der früheren Kundschaft wie etwa Geschäftsleute, die vor den Lockdowns häufig morgens weggeflogen und abends wieder gelandet seien. Hier schätzt Lohse, dass die Veränderung nachhaltig sein könnte, dass die Umstellung auf digitale Treffen in Teilen bestehen bleibt – was unter gewissen Gesichtspunkten auch eine gute Seite der Krise sei.
Die Moderatorin der Sendung „Nachgefragt“ wollte wissen, ob die aktuelle Lage die Genossenschaft zu einem Abbau des Fahrpersonals zwingt. Lohse verneinte dies. Ein Großteil des Personals sei ohnehin in Kurzarbeit gewesen, was bei einigen bis heute andauere. Diesem Zustand seien einige durch einen Jobwechsel entflohen und würden heute für andere Arbeitgeber, etwa Paketdienste, arbeiten. „Aber sie kommen auch langsam zurück, und ich glaube, Nachwuchssorgen haben wir nicht.“ Dazu trage auch die gesetzlich herbeigeführte Vereinfachung des Taxischeinerwerbs bei.
Zum Thema App-Bestellungen nannte Thomas Lohse konkrete Zahlen: Noch über 80 Prozent der Bestellungen erfolgen telefonisch, und dies auch durch jüngere Kunden. Ein knappes Fünftel der Aufträge komme auf elektronischem Weg, also von den Apps Hansa-Taxi 211211 und taxi.eu.
Zur Qualität der Dienstleistung berichtete die Moderatorin von eigenen, sehr unterschiedlichen Erfahrungen und wollte wissen, wie man als Fahrgast ein gutes Taxi mit einem freundlichen und ortskundigen Fahrer finden könne. Lohse berichtete vom Qualitätsmanagement seiner Zentrale. „Bei Hansa-Taxi reicht es nicht aus, dass man einfach nur einen Taxischein hat. Wir schauen uns jeden einzelnen Fahrer an, ob der zu uns passt oder nicht. Jeder Fahrer werde noch in einer speziellen Ausbildung auf seine Dienstleistung vorbereitet. Dazu zählen auch Ortskunde und Kommunikation.
Zum Thema Sharing-Mobilität stellte Lohse fest, dass die Mobilität sich in den letzten Jahren stark verändert habe, sich in Zukunft aber noch sehr viel mehr verändern werde. Das Taxi müsse sein Kerngeschäft als schneller, sicherer und bequemer Beförderer von A nach B sichern, wobei ältere und kranke Menschen besonders wichtige Zielgruppen seien. Auch Touristen würden als Kunden wieder an Bedeutung gewinnen, jedenfalls schneller als Geschäftsleute.
Ein weiteres Kundensegment, das Hansa-Taxi an sich gebunden hat, sind Jugendliche. Mit der von den Eltern bezahlten „Youth Card“ können die jungen Leute sich zu später Stunde sicher nach Hause bringen lassen, wobei die Fahrer besonders achtsam vorgehen und beispielsweise erst weiterfahren, wenn die Haustür hinter ihrem abgesetzten Fahrgast ins Schloss gefallen ist.
Insgesamt verkörperte der Hamburger Zentralenchef das Taxigewerbe im Interview überzeugend und dabei mit Sympathie und Humor, was dem Image der Branche sicherlich zuträglich war. ar
Beitragsfoto: Hamburg 1
Kurzanalyse: Ab min 4.30 ca fragt die Moderatorin nach Zukunftsplänen! Es kommen: Alte, Kranke, vielleicht mal Geschäftsleute irgendwann mal wieder, nachts Betrunkene. Wenn das Lohses Zukunftsperspektiven sind, dann gnade uns Gott. Keine Antwort über neue Mobilitätsformen, keine Statement zu Elektrooffensive. Null!!! Obwohl sie in einer Nachfrage nochmal die Chance gibt, die Innovationsmöglichkeiten des Gewerbes darzustellen. Auch dort, Chance vertan!
Ein Graus auch, das er offenbar niemals professionell für Interviews geschult wurde, er spricht vielfach doppelte Worte, zu schnell und hektisch und wirkt unsouverän, nicht machend, gestaltend, sondern abspulend reaktiv.
Aber die Zielgruppe stimmt: HH 1 sieht niemand unter 60. Junge, techaffine Menschen erst recht nicht. Willkommen bei der Apotheken-Umschau!