„Uber steht jede Sitzungswoche in unserem Büro, von den Taxen und Mietwagen ist nichts zu sehen.“ Diese immer wieder gehörte Äußerung von Europapolitikern in Brüssel motiviert den TMV und seinen Bundesgeschäftsführer Patrick Meinhardt, sich als Verband und Gewerbe nun verstärkt auch international zu engagieren.
Dabei nehmen die Planungen für einen neuen europäischen Taxiverband schon sehr konkrete Formen an, wie Meinhardt jetzt bei einem Treffen mit Sam Bouchal feststellen konnte. Bouchal ist Brüsseler Unternehmer mit sieben Fahrzeugen und in der BTF (Fédération des Taxis Bruxellois) aktiv, die die jüngsten Brüsseler Uberproteste organsisiert hat. Deutschland ist bei der bisherigen Gruppe von nationalen Taxiorganisationen, die den Kern der Gruppe bilden, noch nicht vertreten. Patrick Meinhardt hat für den Taxi- und Mietwagenverband Deutschland e. V. (TMV) die Bedeutung solch eines Netzwerkes deutlich hervorgehoben und seine Bereitschaft erklärt, ab sofort in der Planungsgruppe mitzuwirken.
Auch der TMV habe ein großes Interesse daran, eine starke, im politischen Raum wirklich präsente europäische Taxi- und Mietwagenallianz aufzubauen: „Ich kann nur wiederholen, was jeder Europaabgeordnete, mit dem wir gesprochen haben, immer und immer aufs Neue gesagt hat: Uber steht jede Sitzungswoche in unserem Büro, von den Taxen und Mietwagen ist nichts zu sehen“, so Meinhardt. Jedoch habe auch der TMV sehr deutlich gemacht: Die letztendliche Entscheidung des TMV werde davon abhängen, dass solch eine neue, innovative europäische Interessenvertretung für Taxen und auch für mittelständische, systemrelevante Mietwagen sprechen muss – das sei bindende Ausgangsvoraussetzung.
Sinn ergebe solch eine neue europäische Interessenvertretung auch nur, wenn von Anfang an mit einer funktionsfähigen Geschäftsstelle in Brüssel gearbeitet wird. „Allen Beteiligten muss klar sein, dass eine politische Netzwerkarbeit bei der Kommission, im Europäischen Parlament, im Rat der Regionen und beim Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss nicht irgendwie nebenher gelingen kann, sondern hochprofessionell organisiert sein muss. Wahrnehmbare Proteste sind wichtig; für uns zentral wichtig ist eine kontinuierliche Arbeit und ständige Präsenz als europäischer Verband“, so Meinhardt.
In dieser Intention ist auch die Wahl Meinhardts zum Vorsitzenden des neugegründeten Arbeitskreises für Mobilität und nachhaltige Verkehrspolitik der INSME zu sehen. INSME (International Network for Small und Medium Sized Enterprises) ist der Weltverband des Mittelstandes, in dem Patrick Meinhardt für den Europaverband der Selbständigen als Bundesgeschäftsführer des TMV auch im Präsidium sitzt.
Gleichzeitig wird Meinhardt den TMV zukünftig im Vorstand der Allianz der Verbände vertreten, wo er auf der Mitgliederversammlung der Allianz der Verbände (AdV) in den fünfköpfigen Vorstand gewählt wurde. Der TMV war schon im letzten Jahr Mitglied dieses wachsenden Netzwerks mittelständischer Verbände geworden. Gerade die Mobilitätspolitik wird ein zentral wichtiges Thema auch für die Allianz der Verbände sein, für die Patrick Meinhardt ebenfalls im Vorstand zuständig sein wird. Die Strategie des TMV ist es, die Interessenvertretung für Taxen und Mietwagen in den zentralen wirtschaftlichen Dachverbänden Berlins wahrzunehmen. rw
Beitragsfoto: Patrick Meinhardt mit dem Generalsekretär des INSME, Giovanni Zazzerini, und dem INSME-Präsidenten Sergio Arzeni. Foto: TMV
Was (Europa-)Politiker gar nicht brauchen, sind eine Vielzahl an Interessenvertretungen aus einer Branche, die unabgestimmt aufschlagen!
Für mich sind die Schritte, die der TMV geht, in keinster Weise nachvollziehbar. Nicht, weil ich nicht wüsste, dass wir ebenfalls auf europäischer Ebene eine starke Lobby bräuchten, sondern weil parallel zu bereits sehr engagierten Organisationen zusätzliche Interessenvertretungen aufgebaut werden. Die Taxi- und Mietwagenbranche hat ihre Strukturen in Brüssel seit langem (IRU). Damit neben der IRU die „Taxithemen“ intensiver bearbeitet werden können, hat der BVTM darüber hinaus seit einiger Zeit mit der Taxis 4 smart mobility eine sehr effektive Institution ins Leben gerufen. In diesen Zeiten gilt es doch alle Kräfte zu bündeln. Ich könnte verstehen, dass der TMV diesen Weg gehen möchte um eigene Akzente zu setzten. Das macht dieser Verband aber nicht. Er besetzt die gleichen Positionen, nur eben immer etwas verspätet. Für mich ist das blanker Aktionismus. Ich appelliere an die den TMV unterstützenden Landesverbände sich nochmal intensiv mit Frage auseinanderzusetzen, inwieweit der Aufbau von Parallelstrukturen der Branche wirklich hilft, oder ob es nicht höchste Zeit ist, (wieder) mit einer Stimme zu sprechen.