Wie werden die Inhalte der Fachkunde aussehen, die künftig von allen Bewerbern für den Personenbeförderungsschein nachgewiesen werden müssen? Über das Qualitätsniveau gibt es gewerbeintern ein breites Meinungsspektrum. Der TMV hat sich klar für eine „Kleine Fachkunde mit Prüfung ausgesprochen“ und will mit einer „politischen Offensive“ den Druck erhöhen.
Zuständig für die Ausgestaltung der künftigen Fachkunde ist das Bundesverkehrsministerium – und dort gehe die Tendenz mehr in Richtung einer „Mini-Kunde mit Anwesenheitsschein“, kritisiert der Taxi- und Mietwagenverband Deutschland (TMV) in einer in dieser Woche veröffentlichten Pressemeldung.
„Von einer Kleinen Fachkunde bleibt nach den bisherigen Plänen des Bundesverkehrsministeriums außer dem Namen nicht mehr viel übrig. Das ist nur noch ein Anwesenheitsschein für eine ‚Mini-Schulung’ und entspricht noch nicht einmal mehr im Ansatz den Vorstellungen des Taxi- und Mietwagenverbandes Deutschland für die Ausbildung der Fahrerinnen und Fahrer und für den Qualitätsanspruch der Kunden“ bilanzieren der Präsident des TMV, Michael Müller, und Bundesgeschäftsführer Patrick Meinhardt. Ihre Einschätzung gewannen die Verbandsvertreter während eines Gesprächs auf Referatsleiterebene im Bundesverkehrsministerium, bei dem die unterschiedlichen Positionen deutlich wurden.
Die Entscheidung fällt letztlich das Ministerium, das Taxigewerbe habe dabei nur beratende Funktion, hatte Herwig Kollar, Präsident des Bundesverband BVTM, während eines Webinars zu Beginn letzter Woche nochmals klargestellt. Der TMV indes zeigt sich enttäuscht, dass diese Beratungen nicht in Form eines runden Tisches mit allen Branchenvertretern stattfinden, den man schon im März angeregt habe. Die Zeit drängt, denn das Personenbeförderungsgesetzes mit Wegfall der Ortskundeprüfung tritt schon zum 1. August in Kraft. Trotzdem gebe man die Hoffnung auf den Runden Tisch nicht auf: „Alle Abgeordneten, mit denen wir den Vorschlag eines Runden Tisches besprochen haben, waren von dieser Idee äußerst angetan“, sagt Müller.
Die gewerbeinternen Diskussionen zum Qualitätsniveau einer künftigen Fachkunde werden immer wieder mit der allgemeinen Personalsituation in Verbindung gebracht. Eine zu hohe Hürde würde zwangsläufig dazu führen, dass potenzielles Fahrpersonal dann lieber für Paketdienste arbeite, weil dort der Zugang leichter sei, hatte beispielsweise Ingo Heuermann von der Fachvereinigung Bremen zu Beginn der Woche geäußert. Er könne sich daher mit einer Fachkunde anfreunden, die mit der Teilnahme an einem Tageskurs ohne Prüfung als absolviert anerkannt wird. Kollar wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die gewünschte höhere Qualität jedes Unternehmen durch zusätzliche Eigeninitiative bei der betriebsinternen Mitarbeiter*innen-Schulung erreicht werden könne.
Der TMV ist strikt gegen eine Fachkunde ohne Nachweis. „Zu einer Fachkunde muss auch eine Prüfung der Fachkundeinhalte gehören und nicht nur ein Anwesenheitsschein, der nichts überr die erlernten Fähigkeiten aussagt“, fordert TMV-Geschäftsführer Patrick Meinhardt, der parallel zu seiner Funktion im TMV auch politisch aktiv ist: Ende Mai wurde er zum FDP-Kreisvorsitzenden der Stadt Brandenburg an der Havel gewählt. Für 2022 könne er sich laut goodnews4 auch vorstellen, in seiner Geburtsstadt Baden-Baden als Oberbürgermeister zu kandidieren.
Auch zu den Vorgaben einer solchen Prüfung hat der zum Jahreswechsel gegründete TMV klare Vorstellungen: 70 Prozent der Fragen müssen richtig beantwortet sein und für jedes einzelne Modul sollen mindestens 50 Prozent richtige Antworten notwendig sein. „Wir haben hier auch und gerade eine Qualitätsfürsorgepflicht gegenüber den Kunden“, mahnt Michael Müller. „Neben dem bislang als einzigem Punkt vorgesehen Thema Verkehrssicherheit gehören der Umgang mit den Kunden, Straßenverkehrsrecht, Umwelt- und Lärmschutz, Arbeits- und Sozialrecht sowie Basiskenntnisse der Betriebswirtschaft zu solch einer Kleinen Fachkunde. Eine Schulung in vier bis fünf Fachmodulen à anderthalb bis zwei Stunden ist keine zeitliche Überforderung, sondern ein niedrigschwelliges und qualitatives Angebot zugleich.“
Der TMV will sich weiterhin für Qualität bei der Fachkunde einsetzen und hat deshalb eine politische Initiative gestartet. Man habe bereits den Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer angeschrieben und werde zudem auch alle Verkehrsminister der Länder, alle Bundestagsabgeordneten des Verkehrsausschusses und alle Vorsitzenden der Verkehrsausschüsse der Länder anschreiben. Ziel ist es, eine breite Allianz für mehr Qualität und Verbraucherschutz bei der Personenbeförderung zu schmieden. jh
Beitragsfoto: Taxi Times
Ich bin nur noch fassungslos bei den unnötigen und praxisfernen Forderungen nach einer Fachkundenachweis mit Hürden. Wozu? Wir brauchen Fahrpersonal und keine Gelehrten!
MusteVon welcher Praxis reden wir?
Zu wenig Fahrer? Zu wenig Umsatz?
Zu wenig Verdienst der Mitarbeiter auf der Straße?
Hängt alles eng zusammen!
Aber die Anforderungen an Qualifikation noch weitCer runter zu schrauben, ist keine Lösung.
Die berechtigte Kritik von Fahrgästen ist ein gutes Feedback über offensichtliche Fehler. Diese Fehler werden aber sicher nicht weniger mit noch niedrigeren Qualifikationsanforderungen!
„Der TMV ist strikt gegen eine Fachkunde ohne Nachweis“ ???
Das macht auch mich einfach nur fassungslos!!! Herr Müller mich würde sehr interessieren wie eine, dermassen praxisferne Meinung und Forderung zustande gekommen ist? Ist einer der Herrschaften bei „unserem“ TMV, der nach eigenen Angaben (auf der Homepage des TMV) 5000 Mietglieder vertritt selber auch Taxi- oder Mietwagenunternehmer und hat in den letzten Jahren neues Personal gesucht? Ich kenne viele aus dem Kreis der 5000 Mitglieder, aber ich kenne niemanden aus meinem beruflichen Umfeld, der Ihre Meinung teilt!!! Ich habe auch einige Delegierte befragt und es erschließt sich mir überhaupt nicht wessen Forderung Sie dermaßen hartnäckig vertreten? Ist es vielleicht nur Ihre eigene? Ich schlage eindringlich vor, dass Sie Ihre eigenen Mietglieder (die Sie vertreten) zu diesem Thema befragen bevor Sie in unserem Namen eine dermaßen praxisferne Forderung formulieren!