Ubers Reputation ist „im Klo“ und der Vorstand gespalten, schreibt die New York Times (NYT). Das erschwert die chaotische Diskussion um die Nachfolge von Travis Kalanick, der sein Comeback angekündigt hat. Während Kandidaten abspringen, könnte Kalanick seine Position mit Hilfe eines neuen Investors stärken.
Den Recherchen der NYT zu Folge hat der achtköpfige Vorstand des Konzerns Probleme, Einigkeit herzustellen und den milliardenschweren Giganten unter Kontrolle zu bringen. Auf der einen Seite stehen jene Vertreter von Investoren, die sich konstruktiv um eine Nachfolge für den geschassten CEO Kalanick bemühen. Sie müssen sich mit Kalanicks Alliierten auseinandersetzen, die ihre eigenen Kandidatenvorschläge unterbreiten und dem ehemaligen Chef damit wenigstens eine operative Rolle ermöglichen wollen. Andere Vorstandsmitglieder wiederum sind neutral oder unentschieden.
Die Spaltung des obersten Konzerngremiums in Lager mit wechselnden Koalitionen hat zu ernsten Meinungsverschiedenheiten geführt, sogar bei der Besetzung des seit zwei Jahren freien Posten des Finanzdirektors, schreibt CNBC unter Berufung auf die NYT.
Kalanick, der als Verursacher von Ubers schlechter Unternehmenskultur ausgemacht wurde und in seiner Rücktrittserklärung verlauten ließ, Uber könne keinen weiteren Streit gebrauchen, befeuert jetzt diesen Streit selber noch. Letzte Woche deutete er Pläne für ein Comeback an. Die Konzernleitung dementierte offiziell, dass man Kalanicks Rückkehr verfolge. Es werde weiterhin nach einem neuen CEO gesucht. Nach seinem Rücktritt hatten etwa tausend Angestellte, weniger als 10 % der Belegschaft, eine Petition unterzeichnet und die Rückkehr Kalanicks als CEO befürwortet.
Darüber hinaus gibt es aber auch Befürchtungen, dass der Gründer Ubers den Investor Softbank mit ins Boot holen könnte, um das Stimmgewicht seiner Gegner zu verringern. Zwar hatte Softbank kürzlich angekündigt, in Ubers asiatische Rivalen, aber nicht mehr in Uber selbst zu investieren. Trotzdem könnte Softbank Interesse daran haben, mit Kalanicks Hilfe neue Vorstandsmitglieder zu ernennen und Einfluss bei Uber zu bekommen.
Mehrere öffentlich diskutierte Kandidaten sprangen während der bereits seit fünf Monaten andauernden Suche nach einem Nachfolger für Kalanick ab – nicht im Interesse des Vorstands, der versucht, negative Medienberichte einzudämmen. Man versucht, so wenig Informationen wie möglich nach Außen dringen zu lassen.
Zuletzt im Gespräch war die ehemalige Chefin von Ebay und jetzt CEO von Hewlett&Packard, Meg Whitman. Aber sie hat sich, nach mehreren Beratungen mit den Vorstandsmitgliedern, öffentlich ablehnend geäußert. Ein anderer Kandidat ist der bei General Electric ausscheidende Jeffrey Immelt.
Das fünfköpfige Team im Vorstand zur Auswahl der Kandidatenvorschläge hatte zwar offiziell eine „Flut von Bewerbungen“, so schrieb die NYT Mitte Juli, aber am Ende sind es nur sehr wenige, die den Job für eine Firma machen wollen, „deren Reputation im Klo ist“. Einige hätten wohl auch Bedenken über die Machtverhältnisse im Vorstand und wegen der unklaren Frage, wie groß Kalanicks Einfluss, der als Teilhaber immer noch erhebliches Stimmgewicht besitzt, sein wird.
Offenbar trägt Ubers Problem immer noch den Vornamen Travis. prh
Foto: Wim Faber
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