Uber betrügt die Fahrer, und die Fahrer betrügen die Fahrgäste: Fahrer können die Fahrgast-App von Uber mit handelsüblichen Programmen in die Irre führen, um einen höheren Fahrpreis zu generieren. Gleichzeitig kann Uber dem Fahrgast einen höheren Preis berechnen, als dem Fahrer als Umsatz angezeigt wird.
In den USA steht Uber eine weitere Sammelklage ins Haus: Uber knöpft dem Fahrgast bei im Voraus vereinbarten Fahrpreisen einen höheren Betrag ab, als dem Fahrer als Umsatz angezeigt wird. Die Kläger machen geltend, dass bei einer Buchung dem Fahrgast der Fahrpreis für eine längere und langsamere Route angezeigt wird, als die Fahrer-App dann dem Fahrer empfiehlt.
Uber sagt, das sei von den Vertragsbedinungen gedeckt und es gäbe keinen vertraglichen Anspruch des Fahrers, dass die beiden Beträge übereinstimmen müssen. Diese Annahme sei eine Fehlinterpretation des Vertrages. Uber argumentiert weiter, dass diese Diskrepanz „kaum ein Geheimnis“ war. Denn die Fahrer hätten „nur die Kunden nach ihrem Fahrpreis“ fragen müssen.
Uber, das weiterhin abstreitet, bei den Fahrern handele es sich um Angestellte, spricht auch nicht von einer „Provision“, die dem Fahrer anteilig vom tatsächlichen Fahrpreis zustünde. Der Vertrag gäbe den Fahrern nur das Anrecht auf den in ihrer App angezeigten Fahrpreis – abzüglich der an Uber zu entrichtenden „Gebühren“ – nicht aber auf den Fahrpreis, der dem Kunden in Rechnung gestellt würde. Die Vereinbarung ließe eine „Anpassung“ des Fahrpreises ausdrücklich zu, so zum Beispiel bei einer „veränderten Marktlage oder anderen Bedingungen, wie Kundenbeschwerden oder technischen Fehlern.“
Der Hintergrund für die unterschiedliche Preisermittlung, so heißt es in in der Stellungnahme der Beklagten, sei Ubers Risiko bei im Voraus vereinbarten Festpreisen. „Das Festpreis-Modell kann leicht zum Nachteil für Uber werden, zum Beispiel, wenn die Fahrt länger dauert als erwartet, aber die Berechnung der Einnahmen das Fahrers konstant bleibt“ heißt es wörtlich in der Stellungnahme. Wäre das nicht so, müssten die Fahrer auch das Risiko für niedrigere Festpreise tragen.
Genau diesen Punkt bestreiten die Kläger, die ja mit ihren Fahrzeugen auf eigene Rechnung den Mehraufwand erbringen müssen: Den Fahrern stünde umgekehrt in keinem Fall mehr zu, noch wurde jemals mehr bezahlt, als den Kunden berechnet würde. Sie beantragten, die Richter mögen „Ubers ungesetzliche, irreführende, betrügerische und unfaire Geschäftspraktik“ stoppen.
Fahrer betrügen Uber-Kunden mit gefälschten GPS-Signalen
Das amerikanische Magazin Quartz sowie amerikanische Blogger berichten über den Einsatz einer Täuschungs-App. Sie sendet gefälschte Satellitensignale aus, die auf dem Telefon des Kunden eine beliebige Strecke in beliebiger Geschwindigkeit simulieren oder einen falschen Standort des eigenen Handys angeben können. Der Fahrer muss lediglich vor Fahrtantritt eine Strecke eingeben, die dann dem Fahrgast als ermittelte günstigste Strecke angezeigt wird, unabhängig davon, ob diese Strecke tatsächlich gefahren wird. So kann ein betrügerischer Fahrer ganz einfach eine deutlich längere Strecke angeben und abfahren, und dies zum Beispiel selbst gegenüber Ortskundigen mit Verkehrsstörungen begründen.
Der Fahrer kann die Täuschungs-App parallel zur Uber-App installieren und mit dieser gleichzeitig betreiben, so dass die Ortung des eigenen Telefons nicht beeinflusst wird. Die App mit dem Namen Lockito wird offiziell vertrieben, um App-Entwickler mit künstlichen GPS-Daten zu versorgen. Sie wird von Uber-Fahrern in Nordamerika, in Afrika und wahrscheinlich auch an anderen Orten angewendet, und von Uber nicht blockiert. Lyft und Taxify hingegen blockieren eine gleichzeitige Installation von einschlägigen Applikationen; die Fahrer mit betrügerischen Absichten brauchen dann zwei Smartphones. Apple lässt die Installation von Lockito selbst im gerooteten Smartphone nicht zu, während die Installation auf Android Handys kein Problem zu sein scheint. Es gibt eine ganze Reihe ähnlicher Apps, die ganz legal auf Googles Appstore verfügbar sind – denn diese werden anscheinend auch von Pokémon-Spielern benutzt.
Fahrer fühlen sich von Uber durch sinkende Fahrpreise, durch höhere Konkurrenz, gesunkenes Tourenaufkommen und höhere Kosten betrogen. Ein Fahrer aus Lagos sagte gegenüber Quartz, dass die Erlöse kaum noch ausreichen würden, um die wöchentliche Miete für das ebenfalls von Uber zur Verfügung gestellte Fahrzeug zu bezahlen. In vielen Ländern betreibt Uber noch eine eigene Fahrzeugvermietung oder bietet die Finanzierung für die Fahrer, die sich sonst kein Auto leisten könnten. prh
Symbolfoto: Taxi Times
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Ja, interessant. Aber sinnvoller wäre es noch, wenn es auch in einschlägigen Medien publiziert würde, als nur auf der Online-Seite einer Fachzeitschrift…