Am Donnerstag starteten UberX und UberTaxi in Köln, UberGreen soll folgen. Ebenfalls am Donnerstag reichte Uber Technologies die nötigen Unterlagen für den Börsengang bei der US-Börsenaufsicht SEC ein.
Dass der offizielle Startschuss für Ubers Börsengang auf den Tag nach den bundesweiten Taxifahrerprotesten in Deutschland fiel, dürfte wohl eher ein Zufall sein. Diesen Zeitpunkt für die Freischaltung der Uber-App im Raum Köln zu wählen und auch die Sichtung erster Mietwagen mit Uber-Seitenflächenwerbung, zumindest in Berlin, am Tag nach den Demonstrationen erscheint hingegen nicht zufällig.
Die Uber-App war schon im letzten Jahr in Köln aktiv, allerdings konnte man keinen Wagen bestellen. Die Bestellversuche wurden jedoch registriert und führten Uber zu dem Schluss, dass in Köln das Geschäftspotenzial groß sei und deswegen nach München, Berlin, Frankfurt und Düsseldorf der fünfte Markt in Deutschland entstehen sollte. Die Reichweite im Raum Köln umfasst unter anderem auch Leverkusen, Bonn und die Gemeinden im Rhein-Sieg-Kreis.
Mit wie vielen Wagen begonnen wird, darüber äußert sich der Uber-Deutschland-Chef Christoph Weigler nicht, das sei „irrelevant“. Wie schon mehrfach vernommen, beschwört er an allen Realitäten vorbei lieber mit blumigen Worten die gewünschte Partnerschaft mit dem Taxigewerbe und den öffentlichen Verkehrsbetrieben und die angebliche Eigenschaft Ubers als Ergänzung zum bestehenden Angebot: „Eng verzahnt mit allen anderen Mobilitätsanbietern wollen wir die Vision von Köln unterstützen, eine lebenswerte und klimafreundliche Stadt mit einer menschengerechten und umweltverträglichen Mobilität zu sein“ (Kölnische Rundschau). Allerdings musste er auch einräumen, dass bislang sehr wenige Taxis teilnähmen.
Kein Wunder, denn neue Fahrgäste bringt die App nicht mit. Die aktuell knapp 1.200 Kölner Taxen werden wenig Interesse daran haben, Uber eine Provision auf ihre bereits vorhandene Kundschaft zu zahlen.
Wie nicht anders zu erwarten, geht der Start von Uber in Köln auch mit einer Rabattaktion einher: Nachlässe von 10 Euro auf die erste Fahrt werden beworben, ein Journalist des „express“ berichtet im Anschluss an die erste Fahrt, einen Gutschein über 15 Euro erhalten zu haben.
Somit wird Köln ein weiterer Baustein in Ubers bald zehnjähriger Geschichte von Skandalen und vor allem von finanziellen Verlusten. Den Interessenten an billiger Personenbeförderung werden Fahrten geschenkt und auch die Fahrer müssen mindestens wieder solange subventioniert werden, bis die Sache ins Rollen gekommen ist. Über die Jahre, die diese Strategie nun schon betrieben wird, hat Uber ausnahmslos rote Zahlen geschrieben.
Das am Donnerstag eingereichte 285 Seiten starke Börsenprospekt erzählt nun die ganze Wahrheit, denn das ist die Bedingung für einen Börsengang: Alle Karten müssen auf den Tisch. ‚mashable.com‘ berichtet vom Inhalt dieses Börsenpapiers:
Zum Beispiel geht Uber davon aus, dass seine Betriebskosten in absehbarer Zeit deutlich steigen werden und möglicherweise keine Rentabilität erzielt wird. Das kumulierte Defizit zum 31.12.2018 beträgt 7,9 Milliarden US-Dollar.
Die massiven Investitionen (ca. 1,1 Milliarden US-Dollar) in die Entwicklung autonomen Fahrens und Projekte wie Flugtaxis sollen in Zukunft erhöht werden. Uber räumt ein, dass die Natur dieser Unternehmungen riskant sei und sie möglicherweise nie den erwarteten Nutzen daraus ziehen werden.
Auch bemerkt Uber, könnte es ein Problem für die Zukunft sein, dass in der Vergangenheit ‚Arbeitsplatzkultur und -praktiken‘ sowohl die Rekrutierung neuer Mitarbeiter erschwert haben, als auch zu stetig zunehmender Fluktuation geführt haben.
Trotz dieser und anderer Tatsachen sieht Bloomberg noch immer eine mögliche Gesamtbewertung von knapp 100 Milliarden US-Dollar – die vielzitierten und gewünschten 120 Milliarden US-Dollar werden es ganz sicher nicht werden. Ein Bewertungsexperte sieht laut CNBC die Summe bei höchstens 62 Milliarden US-Dollar. Der Verkehrsexperte und Uber-Analyst Hubert Horan bemerkte schon im Februar, sollte die Börsenbewertung unter 70 Milliarden US-Dollar liegen, hätten zumindest die Investoren der letzten drei Jahre besser daran getan, ihr Geld in der Matratze zu verstecken. Voraussichtlich Anfang Mai soll es soweit sein, dass die Aktien ausgegeben werden.
Im Börsenprospekt ist auch folgendes nachzulesen: „Um beispielsweise unser Netzwerk in neuen Städten schnell zu vergrößern, indem wir Verbraucher auf unsere Plattform locken, weg von Privatfahrzeugen und öffentlichem Nahverkehr, oder um in bestehenden Städten, in denen Wettbewerber Anreize bieten, effektiv zu konkurrieren, setzen wir häufig Fahreranreize [im Sinne von Subventionen oder Leistungsprämien] ein.“
Bruce Schaller, der Autor mehrerer Studien zu den Auswirkungen von Uber und ähnlichen Geschäftsmodellen in den USA sagt dazu, dass dies einer der Vorteile der öffentlichen Anmeldungen sei. „Sie müssen korrekt sein. Sie können nicht falsch darstellen. Es ist schön zu sehen, dass Uber ausnahmsweise einmal offen über seine Beziehung zu öffentlichen Verkehrsmitteln spricht.“ (jalopnik.com)
Also kann der Börsengang von Uber zumindest eine Lehre für die Verkehrspolitik sein. ys
Foto: Oğuzhan Oğul
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Ich frage mich immer mehr, welche Partnerschaft UBER mit Taxiunternehmern eingehen möchte? Zahlt UBeR zukünftig die Steuern und Abgaben der Taxiunternehmer, sodass sie auch billig fahren können?
Ich habe gehört, dass UBER 20% der Umsätze an die Unternehmen zurück zahlen soll. Ist das die Umsatzsteuer die UBER wegen seines Betriebssitzes in Holland vom Deutschen Staat zurück erhält?
Diesen Zusammenhang haben wir so bisher nicht gehört.