Ubers neue Zahlen weisen für das zweite Quartal 2018 einen horrenden Verlust von 891 Millionen Dollar aus, davon werden 200 Millionen von der Robo-Taxi-Sparte verursacht. Investoren fordern ein Abstoßen des defizitären Geschäftsbereichs und den Rückzug aus weiteren Märkten. Der Börsengang für 2019 sowie der angegebene Unternehmenswert von 72 Milliarden Dollar erscheinen zweifelhaft.
Am gestrigen Mittwoch gab Uber seine neuen Quartalszahlen bekannt. Die Verluste sind im Vergleich zum ersten Quartal diesen Jahres (ca. 500 Millionen) gestiegen, aber im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (1,1 Milliarden) gesunken. Auch unter Berücksichtigung von Steuern, Abschreibungen und Zinsen weisen die neuesten Zahlen immer noch ein Verlust von 614 Millionen aus.
Die Einnahmen nach Abzug der Provision für die Fahrer stieg gegenüber dem ersten Quartal um acht Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar. Der Brutto-Umsatz inklusive Provisionen, Fahraufträge und Essensauslieferungen mit UberEats zusammengenommen, summierte sich in den vergangenen drei Monaten auf 12 Milliarden Dollar. CEO Dara Khosrowshahi verwies ein weiteres mal auf das Wachstum bei UberEats – hier wuchs die Zahl der Bestellungen um sechs Prozent verglichen mit dem ersten Quartal- und sprach von einem Erfolg. Auch das Wachstum bei den elektrischen Leihfahrrädern der Tochter Jump oder Mietrollern wird angeführt, steht aber ebenso in der Kritik.
Der gegenüber dem Vorjahr geringere Verlust dürfte im wesentlichen dadurch entstanden sein, dass Uber die durch den Preiskampf hoch defizitären Märkte in Russland an Yandex.Taxi und in Südost-Asien an Grab abgab. So verringerte sich der Anteil der Subvention von Fahrpreisen in Form von Rabatten. Die Einnahmen aus den Fusionen verbuchte Uber bereits, bevor sie genehmigt wurden und ob die Bilanz angesichts der Entlastung nicht hätte besser ausfallen müssen, wird in Medien kritisch hinterfragt.
Investoren uneins mit dem Chef: Sie fordern weiteren Rückzug
In Indien und dem Mittleren Osten würde Uber seine „Marktführerschaft“ festigen, behauptete Khosrowshahi. Namentlich nicht genannte Investoren, zu denen in erster Linie ja SoftBank gehört, die gleichzeitig in die Konkurrenz-Apps wie dem indischen Ola investiert hat, schenken der Interpretation des CEOs anscheinend wenig Glauben. Sie fordern laut Reuters, dass Uber sich auch aus diesen Märkten zurückziehen und sich auf Nordamerika konzentrieren solle. Selbst hier in der Heimat droht Ungemach: Das Geschäftsmodell wird auch in den USA immer öfter von Gerichten und Gesetzgebern in die Schranken verwiesen.
Ebenso spülte der Verkauf des Frachtgeschäftes Geld in die Kasse, deren Bestand sich im zweiten Quartal um 1,5 Milliarden Dollar auf 7,3 Milliarden steigerte. Uber experimentierte erfolglos mit UberFreights als Plattform, während die Entwicklung selbstfahrender LKW keine wesentliche Fortschritte machte. Kurz vor Bekanntgabe der Zahlen berichtete Reuters von Insider-Berichten, nach denen Investoren von Uber verlangten, die Sparte des autonomen Fahrens komplett abzustoßen. Denn die macht das fünfte Quartal in Folge immer größere Verluste. Im letzten Quartal verursachte sie ein Minus von 200 Millionen Dollar, im Quartal zuvor noch 125 Millionen.
Bilanz mit „greifbaren Früchten“ verbessert
Analysten sehen die Entwicklungen skeptisch und rätseln weiter, wie Khosrowshahi den für 2019 versprochenen Börsengang umsetzen will, denn dafür muss das Unternehmen profitabel werden. Nachhaltigkeit scheint noch nicht in Sicht. „Ich bleibe unbeeindruckt,“ wird Brent Goldfarb, Professor für Management und Geschäftsführung an der Universität von Maryland, von Reuters zitiert. Die Verluste zu reduzieren, in dem man „die am tiefsten hängende Frucht“ ernte, mache das zu Grunde liegende Modell noch nicht profitabel.
Für den Gang an die Börse sind nicht nur schwarze Zahlen notwendig, sondern auch ein realistischer Unternehmenswert. Dieser kann aber ohne Börsennotierung nicht offiziell ermittelt werden und bemisst sich danach, in welcher Höhe Firmen- und Stimmanteile den Besitzer wechseln. Verschiedene Quellen erwarten hier eine deutliche Korrektur nach unten. Im Frühjahr war noch von einem Unternehmenswert 72 Milliarden Dollar die Rede, der auf der Annahme beruhte, Uber würde ein „global dominantes Logistik-Unternehmen“. Von dieser Vision habe sich Uber zurückgenommen, meint Reuters. prh
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