Der Schweizer Tagesanzeiger berichtet über zunehmende Staus durch Uber-Fahrzeuge, Computersimulationen, den Berliner Erprobungsverkehr „BerlKönig“ und Staugebühren.
Anfänglich heißt es in dem Artikel des Schweizer Tagesanzeigers: „Fahrdienstvermittler verursachen heute zusätzlichen Verkehr. Gut gesteuert, könnten sie über autonome Autos die Mobilität der Zukunft aber erheblich verbessern.“ Im Verlauf des Artikels wird auf die Behauptung bezüglich der autonomen Fahrzeuge vorsichtshalber nicht mehr eingegangen.
Wir erfahren, was die Welt inzwischen schon lange weiß, oder wenigstens wissen kann: Die Kunden von Uber und anderen Anbietern, welche Taxidienste unter rechtlich mindestens sehr bedenklichen Voraussetzungen anbieten, steigen in den seltensten Fällen vom eigenen Auto auf diese Beförderungsarten um. In der Regel ersetzen diese Fahrten die Fortbewegung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (einschließlich Taxi), mit dem Fahrrad oder mit den Füßen.
Forscher an der University of Kentucky hätten mit Hilfe von Computersimulationen errechnet, dass ohne Uber die im Stau verbrachte Zeit in den Jahren 2010 bis 2016 in San Francisco deutlich weniger gestiegen wäre, nämlich nur um 22 anstelle von 62 Prozent. Auch das Absinken der Durchschnittsgeschwindigkeit um 13 Prozent hätte sich ohne Uber nur auf 4 Prozent belaufen. Dass es überhaupt einen Anstieg gäbe, läge an den gestiegenen Bevölkerungszahlen. Als Auslöser für diese Situation wird der niedrige Preis für die Fahrten mit Uber im Vergleich zu Taxen und die „bequeme Onlinebuchung“ genannt.
Hier wird jetzt der Bogen zu den autonomen Fahrzeugen geschlagen: „Gemeinhin gelten Fahrdienstvermittler mit lebenden Fahrern daher auch als Brücken-Technologie zu autonomen Autos“. Autos ohne Fahrer würden die Kosten für die Beförderung erheblich drücken.
Dazu sei eine Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) vom Dezember 2018 erwähnt, über die am 17.5. auf „24/7 Wall St., LLC“ ein Artikel veröffentlicht wurde. Dieser kommt zu dem gegenteiligen Schluss: Der Kilometerpreis bei autonomen Autos würde aus verschiedenen Gründen ungefähr doppelt so hoch liegen wie bei herkömmlichen Taxis.
Nebenbei erfahren wir vom Schweizer Tagesanzeiger, dass Prof. Dr. Kai Nagel von der Technischen Universität Berlin (Fachbereich Verkehrssystemplanung und Verkehrstelematik) zusammen mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) die Auswirkungen des BerlKönig-Projektes untersucht, um Entscheidungsgrundlagen für Politik und Verwaltung herauszuarbeiten. Herr Nagel wird folgendermaßen zitiert: „Auch unsere Modelle zeigen, dass dann Fußgänger und Radfahrer zu den neuen Verkehrsmitteln wechseln und so der Verkehr weiter zunimmt“. Er schlägt laut Tagesanzeiger vor, Staugebühren auf „anfälligen Strecken“ zu „stauträchtigen Zeiten“ zu erheben. Die Computersimulationen hätten ergeben, dass Menschen diese Gebühren vermeiden wollten und sich Staus so reduzieren ließen. ys
Anmerkung der Redaktion: Die Idee, bestimmte Verkehrsmodelle erst zuzulassen und dann mit Hilfe von Staugebühren die negativen Auswirkungen eindämmen zu wollen, ist schlicht absurd.
Wer sich für den Artikel über die MIT-Studie interessiert: https://247wallst.com/autos/2019/05/17/a-self-driving-taxi-fleet-wont-make-a-profit-and-this-is-why/ (englisch)