Weltweit war Uber in der vergangenen Woche in den Schlagzeilen – fast ausnahmslos nur negativ. All die Geschichten zeigen, dass der US-Fahrtenvermittler nichts dazugelernt hat. Noch schlimmer ist, dass immer wieder Taxikollegen mit Uber zusammenarbeiten – auch einige Berliner Taxibetriebe.
In dieser Woche verging nicht ein Tag, an dem nicht aus irgendeiner Ecke dieser Welt schlechte Nachrichten über den US-Chauffeurdienst Uber verbreitet wurden. Da berichteten ehemaliger Mitarbeiter des Unternehmens, wie man mit der Uber-Software „God’s view“ die Bewegungsprofile der Kunden verfolgte. Promis wie Beyoncé gehörten ebenso dazu wie Ex-Freundinnen der Mitarbeiter.
Datenschutzbestimmungen scheinen für Uber-Chef Kalanick und seine Manager ebenso altmodisch zu sein wie die europäischen Personenbeförderungsgesetze, die man so gerne ausgehebelt hätte, wo aber mittlerweile fast flächendeckend in Europa die Richter ein Machtwort in Form eines Verbots von UberPOP gesprochen haben. Fahrtenvermittlung an Privatfahrer ist kaum noch möglich.
Wie gerne Uber bestehende Gesetze zu seinen Gunsten interpretiert, wurde diese Woche in Kalifornien deutlich. Dort setzte man einfach autonome Taxis ein, ohne sich dafür die erforderliche Genehmigung zu holen. Weil ja immer noch ein Fahrer mitfahre, der korrigierend eingreifen könnte, seien die autonomen Fahrzeuge technisch gesehen nichts anderes als Autos mit Assistenzsystemen, wie sie bereits von vielen Herstellern und Marken eingesetzt werden.
Wenn einem bestehende Gesetze allerdings zugutekommen, ist man mit einer Schar von Anwälten schnell dabei, dieses Recht auch durchzusetzen. Ein Logistik-Unternehmen mit dem Namen „überland“ musste allen Ernstes eine neue Firmenbezeichnung wählen (wir berichteten). Das ist Sarkasmus pur.
Erst recht, wenn man sich klarmacht, dass Uber jedes Quartal massenhaft Geld verbrennt. 800 Millionen Dollar Verlust standen nach dem dritten Quartal zu Buche. Kalanick scheint das nicht abzuschrecken. Das dank etlicher Kapitalgeber mit 68 Milliarden bewertete Unternehmen expandiert weiter – in Logistik-Dienste, Taxi-Sharing-Projekte und – trotz des Rückzugs aus China – auch weiter in Asien: In Indonesien, so wurde diese Woche bekannt, habe man eine Kooperation mit dem dort heimischen Taxiunternehmen PT Express vereinbart. Uber erhält damit Zugang zu 11.000 Taxi-Fahrzeugen und 17.000 Fahrern und will so seine Marktposition in dem asiatischen Land deutlich ausbauen. Auch das Programm UberX soll eingeführt werden. Über UberX ist es Fahrern möglich, bei Express-Fahrten bis zu vier Personen mitzunehmen.
Was ein etabliertes Taxiunternehmen veranlasst, ausgerechnet denjenigen, der einem die eigene Frau ausspannen will, ins Ehebett einzuladen, lässt sich aus der Ferne nicht beurteilen.
In Berlin fahren Taxis Uber-Aufträge
Man muss aber gar nicht ins weit entfernte Asien schauen. Kooperationen mit dem Taxigewerbe kann Uber auch direkt vor unserer Tür vorweisen. In Berlin fahren seit Monaten einige Taxis mit Uber-Außenwerbung. Und nicht nur das: Die Fahrer nutzen auch die App und lassen sich vom US-Unternehmen Fahrten vermitteln. Die Kunden zahlen dafür den regulären Taxitarif. Nur wie lange noch? Parallel zu den von der Finanzverwaltung für 2017 angekündigten verschärften Kontrollen plant ein großer Berliner Taxibetrieb mit mehreren hundert Konzessionen den Wechsel vom Taxi zum Mietwagen, die dann größtenteils von Uber mit Fahrten versorgt werden sollen. Um neue Mietwagenfahrer zu bekommen oder den Wechsel vom Taxi auf Mietwagen schmackhaft zu machen, wird eine Prämie von 1.000 Euro versprochen.
Nur: Wenn Uber künftig seine Fahrten in der Hauptstadt nicht mehr an Taxis, sondern als UberX an Mietwagen vermittelt, dürfte zum einen schnell der Fahrpreis sinken und zum anderen die Provision steigen.
Der Verdienst des Uber-Fahrers wird dagegen auf keinen Fall steigen. Das zeigen diverse Berichte aus USA, wo Uber-Fahrer nur Stundenlöhne unterhalb des Existenzminimums bekommen, obwohl Uber dort mittlerweile das Taxi als Marktführer verdrängt hat. In Paris blockierten diese Woche Uber-Fahrer die Zufahrten zum Flughafen. Sie forderten, dass Uber die Fahrpreise erhöht und die Provision von 25 auf 20 % senkt. Auch in Deutschland verdient am Modell UberX nur einer: Uber. Das rechnete ein ehemaliger Mietwagenunternehmer Mitte des Jahres in der Regionalausgabe der Taxi Times München eindrucksvoll vor.
All das zeigt: Das Uber-Modell kann sich wirtschaftlich nicht rechnen. Zumindest nicht, wenn man alle Umsätze auch wahrheitsgetreu angibt. Aber darf man das tatsächlich von Unternehmen erwarten, die just in dem Moment, in dem der Einbau von Fiskaltaxametern gefordert wird und Kontrollen drohen, massenhaft von Taxi- auf Mietwagenkonzessionen umsteigen?
Uber agiert immer wieder gesetzeswidrig, Uber agiert menschenverachtend und Uber verdient kein Geld, sondern verbrennt es. Das alles ist schon lange kein Geheimnis mehr – es wurde nur diese Woche mal wieder eindrucksvoll bestätigt. Wer vor dieser Wahrheit die Augen verschließt und sogar mit einem solchen Unternehmen zusammenarbeitet, kann eigentlich nur ein Bruder im Geiste sein.
Übrigens: Mitte Dezember hatte Uber Deutschland die Presse zu einem Uber-Frühstück eingeladen. Von der Taxi-Fachpresse wurde nur unser Wettbewerber eingeladen, der dafür allerdings nicht die Reisekosten nach Berlin auf sich nehmen wollte. Taxi Times war nicht eingeladen. Schade, denn wir hätten die Gelegenheit gerne genutzt, um vor versammelter Journalistenschar die vielen Missstände des Unternehmens kritisch zu hinterfragen. jh
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