Wenn ein ehemaliger Politiker bei einer Firma anheuert, deren Produkt vorher in seinen Aufgabenbereich fiel, dann bleibt beim Bürger immer ein bitterer Nachgeschmack. Prominente Beispiele sind in Deutschland Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder, der zu Gazprom wechselte oder der Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, dessen neuer Job bei der Deutschen Bahn für politische Kontroversen sorgte. Wenn jetzt Neelie Kroes bei Uber an Bord geht, dann ist das für das europäische Taxigewerbe mehr als bedrohlich.
Die niederländische Politikerin war unter anderem Verkehrsministerin in ihrem Land und EU-Wettbewerbskommissarin. Direkten Einfluss auf die europäische Verkehrspolitik und den Umgang mit Uber nahm sie vor zwei Jahren als EU-Kommissarin für die digitale Agenda, als sie sich sehr deutlich auf die Seite von Uber schlug. Noch nie hatte ein hoher EU-Amtsträger sich so deutlich für ein einzelnes Unternehmen eingesetzt.
„Verrückte Entscheidung, Uber in Brüssel zu verbieten“, überschrieb Kroes damals ihren neuen Eintrag auf der offiziellen Website der EU-Kommission. Und rief die Leser auf: „Show your anger“. Zeigt eure Wut. Darunter war ein selbstentworfenes, überdimensioniertes Banner zu sehen: „Uber is Welcome“. „Bei dieser Entscheidung (UberPop in Brüssel zu verbieten) „geht es nicht darum, den Passagieren zu helfen oder um sie zu beschützen – es geht um den Schutz des Taxi-Kartells“, schrieb sie in ihrem Blog.
Jetzt wurde bekannt, dass Kroes Mitglied im „Uber-Kabinett“ sein wird. Dort befindet sie sich in guter Gesellschaft: Der frühere peruanische Regierungschef Roberto Danino und die saudiarabische Prinzessin Reema bint Bandar Al Saud sind nur einige Namen aus dem neuen Strategiegremium, das nach Angaben von Uber-Vizepräsident David Plouffe in dieser Woche erstmals tagte. Erst vor wenigen Tagen sorgte die Meldung für Furore, dass Huffington Post-Chefredakteurin Ariana Huffington nun direkt für Uber tätig sein will. Überraschend war diese Entwicklung nicht, schließlich war die Huffington Post schon vorher durch besonders Uber-freundliche Berichterstattung aufgefallen. (tb)
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