Seit der gesetzlichen Gleichsetzung von Taxis und Mietwagen hat der Fahrtenvermittler „Uber“ Probleme, Fahrer zu finden. Mit einer großen medialen Kampagne fordert man jetzt die Abschaffung der Ortskunde. Doch der Schuss geht nach hinten los.
Der öffentlich rechtliche „ORF“ hatte diese Woche sehr ausführlich berichtet, kurz danach folgten darauf aufbauend diverse andere Medien: „Uber möchte Ortskundeprüfung abschaffen“, war die Kernbotschaft der Medienbeiträge, jeweils versehen mit entsprechenden Zitaten von Martin Essl, dem Uber-Österreich-Chef. „Über die vergangenen Monate war das System am Limit, das Service nicht mehr so zuverlässig wie früher, die Wartezeiten zu lange, die Bedingungen nicht transparent.“
Essl hoffe deshalb laut ORF auf eine Nachschärfung des Gelegenheitsverkehrsgesetzes, das zu Jahresbeginn in Kraft getreten war und seitdem die Verkehrsarten Taxi und Mietwagen nicht mehr unterscheidet – was wiederum bedeutet, dass jeder Mietwagenlenker seitdem auch eine Lenkerprüfung inklusive Ortskunde nachweisen muss.
Deren Sinn zweifelt Essl allerdings an und er wiederholt die alte Leier, wonach Ortskunde in Zeiten von Navigationsgeräten nicht mehr zeitgemäß sei. Zudem baut der Uber-Chef politischen Druck auf, indem er beklagt, dass 80 bis 90 Prozent der bisherigen Mietwagenfahrer seit der Umstellung keine Fahrerlaubnis erworben hätten und 60 Prozent von Ihnen jetzt arbeitslos seien.
Da allerdings die österreichischen Medien in ihren Berichten allesamt auch die Taxiseite zu Wort kommen lassen, wird schnell deutlich, dass Essl Schuss nach hinten losgeht. Seiner Argumentation, Ortskunde sei durch Navigationsgeräte ersetzbar, widerspricht beispielsweise Resul Ekrem Gönultas, Obmann der Wiener Taxiinnung. „Es könnte sein, dass die Technik einmal ausfällt. Und außerdem gibt es Sonderspuren und Schleichwege, die das Navi nicht kennt“, sagte Gönultas gegenüber Radio Wien.
Und während Essl in Bezug auf die Ortskundeprüfung von einem Dutzend abgefragter Seiten spricht, die eine „übertriebene Hürde“ seien, weil man ein dreiviertel Jahr bis zu einer erfolgreichen Abschlussprüfung brauche, macht die Taxiseite deutlich, dass der Berufszugang letztlich sogar erleichtert wurde.
„Wenn wir uns den Fragenkatalog zur Taxilenkerprüfung ansehen, wurden die Ortskundefragen bereits von 250 auf 149 herabgesetzt. Und in Wien sind die zu absolvierenden Kursstunden von 40 auf 25 herabgesetzt worden“, wird eine Sprecherin der Wiener Taxizentral 40100 im ORF zitiert. Die Kritik an der Ausbildung und an der Prüfung sei deshalb nicht nachvollziehbar. „Wenn Uber einen Fahrermangel hat, dann wird das wohl am Geschäftsmodell von Uber liegen.“
Zwischen den Zeilen gelesen wird hier die Frage aufgeworfen, welche Qualität die bisherigen Uber-Fahrer gehabt haben, wenn sie selbst an diesen einfachen Hürden scheitern. Unausgesprochen bleibt auch die Frage, ob es dem Kunden zumutbar ist, Fahrer mit einem dermaßen niedrigen Qualitätslevel vermittelt zu bekommen.
Dass Prüfungen zum Taxischein gemeistert werden können, zeigt eine Statistik der Wiener Wirtschaftskammer. Im ersten Halbjahr habe es insgesamt 2.884 Prüfungsantritte zum Taxischein gegeben, von denen 1.028 positiv abgelegt wurden. Die Kammer spricht von einer „ca. 35-prozentigen Erfolgsquote“. Ausgestellt wurden vom Verkehrsamt mit Stichtag 30. Juni rund 600 Taxilenkerausweise. jh
Anmerkung der Redaktion: Die jüngste Forderung nach einer Abschaffung der Ortskunde in Österreich ist für Uber ein Armutszeugnis. Trotz verkürzter und erleichterter Prüfung schaffen zehn bis zwanzig Prozent der bisherigen Uber-Fahrer die Prüfung nicht. Uber-Chef Martin Essl reagiert darauf mit dem üblichen Reflex und fordert eine gesetzliche Anpassung.
In Wahrheit leistet Essl damit einen beschämenden Offenbarungseid. Österreichs Uber-Kunden hatten vor der Gesetzesnovelle zwar immer neu und billig ein Fahrzeug bestellen können, bekamen dafür aber bei mindestens vier von fünf Fahrten einen Fahrer niedrigster Qualität. Jetzt müssen diese Kunden lange Wartezeiten in Kauf nehmen, was den einen oder anderen wahrscheinlich zur Rückkehr zum Taxi animiert. Uber-Kunden sollten die mediale Essl-Offensive deshalb vor allen als Warnschuss verstehen: Fahrten mit einem Mindestmaß an Qualität sind hauptsächlich in jenen Fahrzeugen garantiert, in denen auch ein Taxischild auf dem Dach montiert ist.
Das Beitragsfoto zeigt einen Wiener (Uber-)Mietwagen; Archivfoto: Axel Rühle
Ich stelle fest, dass die Österreicher in Sachen Beibehaltung der Ortskundeprüfung schlauer gewesen sind als die Deutschen. Man kann nur hoffen, dass die zukünftige deutsche Sach- und Fachkundeprüfung die Spreu vom Weizen trennt.
Ja nicht nur, denn mit dem steigenden Preisen von Treibstoff, Essen und Co, werden viele Kollegen vermehrt Stornos
machen, denn wer fährt um 0,30 Cent ins Umland und kann nicht einmal die Retourfahrt bis zur Stadtgrenze verrechnen.
Der Hochgelobte Wettbewerb findet gar nicht statt, denn alle Vermittler verrechnen – minus 20% vom Taxitarif plus 18% Vermittlungsgebühr inkl. Mwst.! Wo ist da der Wettbewerb? Das Einzige, was sich wirklich verändert hat, ist, dass das Gewrbe politisch geworden ist und die Vertreter, die unseren Tarif vertreten haben – ausgeschaltet wurden!
Das ist a komplett Blödsinn. Dir Prüfüng ist nicht so schwer aber das haupt Problem ist wenn jemand in letzte 5 Jahre eine einzige Strafverfügung hat, kann nicht Taxielenkerausweiß kriegen. Das macht die Sache unmöglich, weil die beste, erfarenste Fahrer kriegt mindestens eine Strafe pro Monat und mann kann nicht immer es sofort zahlen.
Na sowas, eine Strafe pro Monat? Aus eigener Erfahrung als (besonnener) Taxifahrer weiß ich, dass maximal eine Strafe pro Jahr kam. Wenn überhaupt…Und bedeutet die Tatsache, dass man kein Geld übrig hat, um ein Bußgeld zu bezahlen, dass man als Uber-Fahrer maximal von der Hand in den Mund leben kann? Ein sehr bedenklicher Zustand, den Sie da beschreiben, lieber Leser.