Ein auf drei Monate angesetztes Uber-Experiment in verschiedenen Münchner Umlandgemeinden verspricht Fahrdienstleistungen zum Sparpreis und erntet Kritik von Politik und aus der Taxibranche. Ganz besonders die Rolle des Kirchheimer Bürgermeisters lässt Fragen offen.
Rund zwei Wochen nach der Verkündung der Kooperation mit der Kommune Kirchheim-Heimstetten nahe München ebbt die Kritik nicht ab und es wird für die breite Masse immer offensichtlicher, dass die Sparpreise nicht kostendeckend kalkuliert sein können.
Hat sich noch bei der offiziellen Pressekonferenz der Kirchheimer Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) in vorderster Reihe mit dem Uber Deutschland Chef Christoph Weigler präsentiert, wird inzwischen auch Kritik aus der politischen Opposition laut. Vertreter der örtlichen SPD haben in einer Pressemitteilung vorgerechnet, warum die Sonderangebote betriebswirtschaftlich gesehen nicht funktionieren können.
Gegenüber der Süddeutschen Zeitung steht für die SPD unter dem Nenner ein deutliches Ergebnis. „Für die schwarze Null braucht es da pro Tag deutlich über 20 Nacht- beziehungsweise über 65 Ortsfahrten.“ Wieviele Fahrten zusätzlich notwendig wären, um in eine lukrative Gewinnzone zu fahren, kann man sich dabei nur ausmalen. Auch von anderer politischen Seite kommt Gegenwind. Die Grünen Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer hat sich gegenüber Taxi Times pro Taxigewerbe positioniert und betonte auch in der Presse: „Uber handelt hart an der Grenze der Legalität.“. Und weiterhin: „Die Konzerne steigen mit Dumpingpreisen in den Markt ein, mischen ihn auf. Und ziehen dann später richtig an, wenn die Konkurrenz in die Knie gegangen ist. […] Wir dürfen den ÖPNV nicht dem freien Markt überlassen.“
Genau das geschieht derzeit in Kirchheim-Heimstetten. Durch die Kooperation mit Uber will man zwar ein sogenanntes Smart-Mobility Projekt vorantreiben, mit dem langfristigen Ziel, dass die Kirchheimer Einwohner auf ein eigenes Auto verzichten. Der bestehende ÖPNV wird dadurch aber untergraben und geschwächt. Beispielsweise kann man sich die Frage stellen, welche Zielgruppe die zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens angebotenen 15-Euro-Fahrten von München bis Kirchheim und umgekehrt nutzten soll? Ob durch das Dumpingangebot auf das eigene Auto verzichtet wird ist unklar, zumal eine Fahrt mit der S-Bahn zwischen Kirchheim-Heimstetten und dem Münchner Hauptbahnhof, deutlich schneller als mit dem Auto, in nur 24 Minuten absolviert werden kann.
Die Fahrten mit der S-Bahn werden übrigens auch von der Gemeinde selbst mit einem sogenannten 1-Euro Ticket unterstützt. Anwohner können sich gegen eine Gebühr von einem Euro tageweise eine Isarcard ausleihen. Zusätzlich zur S-Bahn gibt es übrigens auch noch eine Buslinie, die im 10-Minuten-Takt die Messe Riem und die dortige Haltestelle der U-Bahnlinie U2 anfährt.
Neben der Politik gibt es aber auch Stimmen aus dem Gewerbe. Die beiden Brüder Adrian und Jan Niklas, Taxiunternehmer aus dem benachbarten Markt Schwaben (Landkreis Ebersberg), sprechen gegenüber der Abendzeitung über Ihren Unmut. Gerade das vom Bürgermeister Böltl genannte Argument, dass die Fahrten im Ort für fünf Euro gerade auch für ältere Mitmenschen interessant seien, bezeichnen sie als „totalen Quatsch“. Die Brüder, die über insgesamt sechs Taxikonzessionen und eine Mietwagenkonzession verfügen, weisen auch auf die flexible Preisstruktur bei Uber hin. So kann eine Fahrt zwischen München und Kirchheim bei hoher Auslastung auch mal 200 Euro kosten, nachgewiesen während der Oktoberfestzeit.
Für die Taxiunternehmer, die sich mit ihren Fahrpreisen zu jeder Zeit an einen festen Taxitarif halten, erscheint Ubers Preispolitik als „dubios“. In der Meldung der Abendzeitung stellen die beiden Brüder zusätzlich klar, dass sie eine Konkurrenz, die sich an die geltenden Regeln und Gesetze hält, nicht fürchtet.
Auch der Taxiverband München (TVM) ist aktiv geworden und lässt derzeit prüfen, ob geltendes Recht verletzt wird. Inwieweit das zuständige Landratsamt München in das Uber-Experiment involviert ist, ist derzeit noch unklar. sg
Symbolfoto: MaxM – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
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Der Bürgermeister von Kirchheim ,ist Jung und hungrig wie alle CSU Mitglieder.sollte man sich schämen gegenüber eigenen Land ( CDU und CSU RAUS) und nie wieder wählen