Die SPD-Fraktion des Hamburger Bezirks Eimsbüttel hat angeregt, Frauen in Hamburg zu Nachtzeiten günstigere Taxifahrpreise anzubieten, wie es in anderen Städten bereits gängige Praxis ist.
Das Motiv für die Idee ist so alt wie zeitlos: die Unsicherheit von Frauen, die nachts unterwegs sind, womöglich durch dunkle Parks, einsame Straßen und Unterführungen, vor körperlichen Angriffen durch Männer. Um dem entgegenzuwirken, gibt es in anderen deutschen Großstädten bereits verschiedene Angebote, darunter vergünstigte Taxifahrten. Das will die SPD-Fraktion Eimsbüttel auch für Hamburg erreichen. Der Fraktionsvorsitzende Gabor Gottlieb: „Wir erhalten in der Bezirksversammlung immer wieder Rückmeldungen über als dunkel oder unsicher empfundene Orte in Hamburg.“ Nach Angaben der Organisation „Plan International“ von 2020 hat bereits jede vierte Frau in deutschen Großstädten bereits sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum erlebt, wie die Hamburger Morgenpost meldet.
In Städten wie Stuttgart, Hannover und Hamburgs Nachbarstädtchen Geesthacht gibt es bereits Taxis, die Frauen nachts zu definierten Zeiten zur nächsten Haltestelle oder nach Hause bringen, und das zu vergünstigten Preisen, damit auch Frauen mit niedrigem Einkommen sich eine sichere Heimfahrt leisten können. Die Buchung erfolgt entweder über den Busfahrer oder direkt beim Taxiunternehmen.
In Eimsbüttel und dem Rest von Hamburg vermissen die Sozialdemokraten ein solches Angebot. Gottlieb möchte, „dass sich jeder in Hamburg uneingeschränkt und sicher bewegen kann. Hamburg könnte dem Beispiel anderer Städte folgen.“ Anlässlich der am 1. Juli bevorstehenden Tarifanpassung wünscht sich die SPD einen entsprechenden Beschluss des Stadtrats. Ganz zeitgemäß soll das Angebot „nicht nur für Frauen, sondern ausdrücklich auch für Menschen mit verschiedenen Geschlechteridentitäten“ gelten.
Bei der Funkvermittlung Hansa-Taxi wird die Idee grundsätzlich positiv gesehen. Der Vorsitzende Thomas Lohse wird von der „Mopo“ zitiert: „Wir wären bereit, mit der Behörde über mögliche Kriterien für eine Einführung zu sprechen.“ Dazu sei es erforderlich, zu klären, welcher Bedarf besteht und welche Voraussetzungen die Fahrer erfüllen müssen. Eine offene Frage sieht Lohse darin, ob nur Taxifahrerinnen für die Frauentaxis zugelassen wären, „da es in Hamburg kaum Frauen gibt, die nachts fahren“. Auch der Angebotsumfang und mögliche Zuschüsse seitens der Stadt müssen geklärt werden.
Die SPD-Fraktion Eimsbüttel möchte nun, dass sich die Bezirksversammlung bei der Verkehrsbehörde dafür einsetzt, den Austausch mit den Anbietern zu suchen und im Optimalfall ein Pilotprojekt in Eimsbüttel zu starten. ar
Anmerkung der Redaktion: Warum nur Fahrerinnen? Der Zweck von Frauen-Nachttaxis dürfte in erster Linie im Schutz vor Sexualstraftätern im öffentlichen Raum bestehen und nicht vor solchen am Taxisteuer. Der unvermeidliche Beigeschmack, den ein solches begrüßenswertes Projekt per se hat – dass Männer unter Generalverdacht gestellt werden –, sollte also nicht noch unnötig darauf erweitert werden, dass speziell männliche Taxifahrer unter Generalverdacht gestellt werden. Ansonsten würden als Nebenwirkung nicht nur männliche Fahrgäste, sondern unnötig auch männliche Fahrer materiell erheblich benachteiligt. Die Idee dahinter ist nicht abwegig, sollte aber fairerweise durch ein Bewertungssystem o. ä. statt durch Pauschalausgrenzung umgesetzt werden.
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