Seit dem Rückzug von Mercedes aus dem Taxibereich steht der schwedische Hersteller Volvo als Alternative für Taxi-Limousinen bereit. Die letzten Jahre lockte man Taxi- und Mietwagenbetriebe mit hohen Nachlässen. Die gibt es auch weiterhin, jetzt allerdings im Rahmen von Kooperationen mit den beiden Verbänden BVTM und TMV und (weiterhin) mit dem Versprechen, ein schlüsselfertiges Taxi auszuliefern.
Parallel zum Rückzug der Mercedes E-Klasse aus dem Taxigewerbe hat die Zahl der in Deutschland zugelassenen Volvo-Taxis zugenommen. Der schwedische Hersteller hatte in den Jahren 2021 bis 2023 den Taxi- und Mietwagenunternehmern teilweise Rabatte von bis zu 35 Prozent gewährt. Selbst in der Phase, als alle Fahrzeughersteller wegen des Ukraine-Kriegs und anderer weltweiten Krisenherde kaum noch Autos produzieren konnten, ist man dieser Linie treu geblieben. Letztes Jahr ist es dann allerdings etwas ruhiger um die Schweden geworden.
Nun will Volvo wieder durchstarten, hat dafür allerdings sein Vertriebskonzept geändert. In den Genuss (nicht mehr ganz so) großzügiger Rabatte kommen künftig nur mehr Taxi- und Mietwagenunternehmer, die direkt oder indirekt den beiden bundesweit agierenden Taxiverbänden angehören. Man habe einen Rahmenvertrag mit den beiden großen deutschen Taxiverbänden „Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V.“ (BVTM) und „Taxi- und Mietwagen-Verband Deutschland e.V.“ (TMV) geschlossen, teilte Volvo vergangene Woche mit. „Durch die nahezu flächendeckende Kooperation kommen Mitglieder in den Genuss von Nachlässen bei Fahrzeug und Umbau.“
Berechtigt für solche Nachlässe sind Taxi- und Mietwagenunternehmen, die entweder direkt oder indirekt bei einem der beiden Bundesverbände organisiert sind. Indirekt trifft auf jene Betriebe zu, die einem regionalen Landesverband oder einer Taxizentrale angehören, wenn diese wiederum im BVTM oder im TMV registriert sind. Wer beispielsweise Mitglied im Gesamtverband des Verkehrsgewerbes Niedersachsen (GVN) ist, kann über den Dachverband TMV auf die Rabatte zurückgreifen. Wer im Molo-Verband in Rheinland-Pfalz Mitglied ist, kommt über den BVTM in den Genuss der Nachlässe. Mit Ausnahme von ganz wenigen Landesverbänden (z.B. Schleswig-Holstein), sind alle 16 Bundesländer in einem der beiden Bundes- bzw. Dachverbände vertreten. Da dem BVTM auch sehr viele Taxizentralen angeschlossen sind, haben auch deren Mitglieder Anspruch auf Volvo-Ermäßigungen.
Über die genaue Höhe der Nachlässe macht Volvo in seiner offiziellen Pressemeldung keine Angaben, auch der BVTM verweist darauf, dass man dies nach Absprache nicht öffentlich kommunizieren wolle. Der TMV hingegen hat die Konditionen der neuen Vereinbarungen in einer Pressemitteilung kommuniziert: „Für die Modelle Volvo XC90, Volvo V90, Volvo XC60, Volvo XC40 / EX40 gibt es 23 Prozent Nachlass für Internal Combustion Engine und 26 Prozent für ein Plug-in-Hybrid Electric Vehicle“, heißt es dort. „Beim Volvo V90 Cross Country nur für die Internal Combustion Engine 23 Prozent und beim Volvo XC40 / EX40 zusätzlich noch 13 Prozent für das Battery Electric Vehicle.“
Die Abwicklung der Rabatte erfolgt über so genannte Abrufscheine, die von den berechtigten Taxi- und Mietwagenunternehmern beim BVTM oder beim TMV angefordert werden können.
Die Fahrzeugauswahl und die Bestellung erledigen die Taxi- und Mietwagenunternehmer beim nächstgelegenen Vertragspartner. „Interessenten können nahezu aus der kompletten Modell- und Antriebspalette wählen – vom kompakten SUV bis zum geräumigen Kombi, vom Mild-Hybrid bis zum reinen Elektroantrieb“, schreibt dazu Volvo.
Um den fachgerechten Ausbau nach den persönlichen Bedürfnissen kümmert sich Volvo bzw. dessen Händler. Man verspricht eine schlüsselfertige Taxi-Umrüstung: „Neben einem Spiegeltaxameter bzw. Wegstreckenzähler werden beispielsweise ein Taxi-LED-Dachzeichen mit stillem Taxi-Alarm, eine Notalarmanlage sowie ein Dachzeichenschalter montiert. Auf Wunsch erfolgt auch eine hochwertige Vollfolierung in der „Taxi“-Farbe Hellelfenbein (RAL 1015).“
Anders als bei den meisten anderen Importeuren übernimmt die Taxi-Umrüstung nicht Intax, sondern die Firma Adler Taxameter mit Sitz in Langenpreising nahe des Münchner Flughafens. Hier wird neben den oben beschriebenen Umrüstungen auch gleich die Konformitätsbewertung mit Erst-Eichung, eine Erstuntersuchung nach der Verordnung über den Betrieb von Kraftfahrunternehmen im Personenverkehr (BOKraft) und eine passende Tarifprogrammierung durchgeführt. Die Lieferung des Taxis bzw. Mietwagens erfolgt zum gewünschten Volvo-Vertragshändler, der sich auch um Wartung und Service kümmert. „Dieses Rundum-Sorglos-Paket sorgt für einen schnellen Einsatz des Fahrzeugs auf der Straße, eine fachgerechte Betreuung und kurze Standzeiten“, verspricht Volvo.
In Bezug auf die neue Zusammenarbeit mit den Verbänden stelle man erneut unter Beweis, „dass wir dieser Mobilitätssparte weiterhin gerne mit optimalen und wirtschaftlichen Fahrzeuglösungen zur Seite stehen,“ sagt Holger Schmidt, Leiter Special Vehicles (Sonderfahrzeuge) bei der Volvo Car Germany GmbH. Die jahrelange gute Beziehung zum Taxigewerbe münde nun in einer langfristig angelegten Kooperation für die Unternehmer des Taxi- und Mietwagengewerbes. jh
Hinweis der Redaktion: Volvo ist einer der ersten europäischen Fahrzeugbauer, der die Produktion von Diesel-Motoren eingestellt hat. Stand heute bietet man in Zusammenarbeit mit dem Umrüster Adler fünf Modelle als Taxi: Den V90, XC40, XC60 und XC90 (jeweils als Hybrid bzw. Plug-In Hybrid) sowie den rein elektrischen EX40. Alle fünf Varianten tauchen auch in der Taxi-Times Ausgabe des 3. Quartals auf, in der die Redaktion eine große Übersicht über derzeit mehr als 60 verfügbare Taximodelle zeigt. Hier geht es zur Heftbestellung.
Beitragsfoto: Volvo V90 Taxi-Foto Volvocars
Ein Lob an die Bundesverbände, jedoch vermisse ich ein bisschen die Vertretung derer die nun nicht dem Bundesverband direkt oder indirekt verbunden sind. Seitens Volvo sollte die Rabbatierung fürs komplette Taxigewerbe wieder angeboten werden. Auch die Umrüstung sollte auf mehrere Betriebe verteilt werden. So schafft man womöglich schnellere Auslieferungen und schickt nicht die Fahrzeuge auf Kennenlerntur durch verschiedene Bundesländer. Nur ein Gedanke.