Der Volkswagen-Konzern kommt bei der Umstellung seiner Modelle auf die neuen WLTP-Zulassungsanforderungen deutlich langsamer voran als die Konkurrenz, berichtete kürzlich die Automobilwoche unter Berufung auf den ADAC (siehe Grafik). WLTP ist allerdings nicht vom Himmel gefallen. Erst wehrten sich die Autohersteller nach Kräften auf politischem Wege, nun wird die Zeit knapp.
Nur neun Modellvarianten des VW-Konzerns erfüllten die neueste Abgasnorm 6d-temp. Sechs waren von Audi, drei von VW. Porsche, Seat und Škoda tauchten nicht auf. Bei Mercedes waren es bereits 123, bei BMW 110 freigegebene Modellvarianten. Jedes Modell, das bis zum September kein WLTP-Zertifikat hat, darf nicht verkauft werden – egal, wie es um die Schadstoffwerte bestellt ist. Volkswagen hat schlagzeilenträchtig unter anderem die Parkhäuser des Berliner Pannenflughafens BER angemietet und beschert so dem Skandal-Airport ein paar Einnahmen. Allerdings nicht ganz freiwillig: Denn die Wagen sind gebaut, haben aber eben die Zertifikate nicht. Und daher müssen sie irgendwo geparkt werden.
Die Welt berichtet von Wartezeiten von bis zu 14 Monaten auf Fabrikate der VW-Töchter. Es fehlt an Prüfständen und Personal. VW-Chef Herbert Diess kritisierte die kurzen Vorlaufzeiten von maximal eineinhalb Jahren, normal seien zwei bis drei Jahre.
Der Leidtragende ist jedenfalls der Kunde. Wer sich jetzt einen Neuwagen zulegen will, braucht Geduld. Zwar bieten die Fahrzeughersteller ihre Gebrauchten zu günstigen Konditionen an. Aber wer kauft heute schon einen älteren Diesel? Laut Autohändlern sind die Probleme besonders bei den deutschen Herstellern zu spüren, Marken wie Toyota sind nicht betroffen und können liefern, sagte Burkhard Weller von der gleichnamigen Händlergruppe in der Welt.
WLTP: „Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure“
Die vier Buchstaben WLTP stehen für ‚Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure‘. Das ist ein neues Prüfverfahren, das Verbrauchsangaben realistischer machen soll. Tests dauern länger, die Geschwindigkeiten bei der Fahrt höher. Zudem werden Sonderausstattungen wie Schiebedächer berücksichtigt. So wird für jedes Fahrzeug der individuelle Verbrauch gemessen.
Aber wer jetzt ein Auto ohne WLTP-Siegel kauft, zahlt am Ende vielleicht drauf. Bei Volkswagen beispielsweise muss jeder Kunde ein Formblatt unterschreiben, das den Konzern von etwaigen Ansprüchen freistellt. Die Leistung kann etwas variieren, damit auch die künftige Kfz-Steuer. tm
Symbolfoto: ADAC
Hinweis in eigener Sache: Diese Meldung können Sie auch in unserer Taxi Times-App nachlesen. Jetzt kostenlos runterladen.