In der WhatsApp-Gruppe „Eine Stimme für das Taxi“ stellte ein Taxi-Times-Leser die Frage nach dem Zuschlag für Rollstuhlfahrten. Am daran anschließenden Austausch beteiligte sich auch die Krankenfahrten-Spezialistin Gisela Spitzlei.
Der Unternehmer aus Schleswig-Holstein, der diese Diskussion angestoßen hatte, habe in seinem Vertrag 7,50 Euro mit den Krankenkassen ausgehandelt, werde diesen aber zum Jahresende kündigen. „Um mehr Transparenz für die anstehenden Verhandlungen zu haben, wäre ein Überblick schon schön“, schreibt er in der WhatsApp-Gruppe „Eine Stimme für das Taxi“.
Ob dieser Zuschlag branchenüblich ist oder sich die Entlohnung für Rollstuhlfahrten mehr in Richtung jenes Vertrags bewegt, der in Hessen bezahlt wird (29,50 € inkl. 12 km + 1,25 € jeder weitere km, wie ein Unternehmer aus Nordhessen berichtet), blieb im weiteren Verlauf unklar. Dafür hatte ein Gruppenmitglied aus Krefeld den Tipp, die Krankenfahrten-Expertin Gisela Spitzlei zu fragen.
Da Frau Spitzlei ebenfalls Mitglied dieser WhatsApp-Gruppe ist, kam von ihr denn auch prompt die Antwort, in der sie auf Ihre Kolumne verweist, die in jeder Printausgabe der Taxi Times erscheint: „Ist doch seit Monaten in meiner Kolumne bei der Taxi Times immer wieder Thema. Gerade bei Rolli hat man bei Preisforderungen keine Unterstützung da man dort der Meinung ist das hierfür grundsätzlich nicht mehr bezahlt werden dürfen, weil man Menschen mit Handicap nicht bestrafen dürfe. Dass die Kasse sogar noch weniger zahlen ist für ebenfalls kein Thema. Hier geht es nur darum, dass [das Taxi oder der Mietwagen] bereit zu stehen hat. Da sind noch dicke Bretter zu bohren.“ Damit war die Diskussion innerhalb der Gruppe dann eröffnet.
„Das die Investition des Umbaus und der Anfall von Arbeitszeit beim Ein- bzw. Ausladen zu zahlen ist, ist selbst den Kassen bekannt. Bei meinen letzten Verhandlungen wurde der Mehraufwand von Arbeitszeit mit bis zu 30 Minuten von dem Vertreter der Kassen beziffert“, schreibt jener Unternehmer aus Schleswig-Holstein, der diese Diskussion angestoßen hat. Er vertrat die Ansicht, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied sein müsse.
Dieser Einzelkämpferparole widersprach dann ein Taxi- und Mietwagenunternehmer aus dem Mainviereck: „Eigentlich bräuchte es, was den BTW-Bereich angeht, bundeseinheitliche Preis. Aus meiner Sicht ist diese Beförderungsform – egal wo in Deutschland – mit demselben / gleichen Kosten und Aufwand verbunden und das könnte hier eigentlich dadurch vereinfacht werden.“ Solch eine einheitliche Vereinbarung sollten die beiden Bundesverbände mit Rückendeckung von den Landesverbänden aushandeln.
Bei solchen Verhandlungen sei Rückgrat erforderlich, ist sich der Unternehmer aus Schleswig-Holstein sicher: „Mit weichgespülter Diplomatie kommt man nicht weit bei den Krankenkassen. Schade, aber so ist es!“
Für Gisela Spitzlei ist dies allerdings zu einfach gedacht: „Es liegt nicht an weichgespülter Diplomatie. Knallhartes ‚Nein’ hat bisher dazu geführt, dass dann ‚Kollegen’ aus zum Teil mehr als 30-km-Entfernung ‚eingesprungen’ sind. Da einige Krankenkassen (z.B.AOKen) dem Landesrecht unterstehen und andere Kassen der Bundesaufsicht, ist schon daher eine einheitliche Regelung schwierig. Dann sind sich die Krankenkassen untereinander schon nicht ‚grün’ und kochen jeder gerne ihr eigenes Süppchen. Dann sind auch noch die unterschiedlichen Vorstellungen der einzelnen Landesverbände des Gewerbes zu berücksichtigen und im Weiteren die ‚Kollegen’, die mit eigenen Angeboten (!) aufschlagen. Das alles macht diese Sache fast so schwierig wie die Eier legende Wollmilchsau zu züchten. Was aber nicht heißt, dass es nicht schon seit Jahren entsprechende Bemühungen gibt.“
Dem stimmte auch der Unternehmer aus Nordhessen zu. Er erinnerte an einen Streik gegen die AOK in Hessen. Dieser habe dazu geführt, dass „die werten Kollegen über 50 Kilometer angefahren sind, um abgelehnte Fahrten abzugreifen. Zum anderen hat die AOK rücksichtslos dir Rettungsdienste missbraucht. Da haben die Kosten dann keine Rolle gespielt.“
Über aus seiner Sicht mangelnde Unterstützung bei seinem Landesverband beklagte sich wiederum der Unternehmer aus Schleswig-Holstein: „Bei der letzten Anfrage durch unseren T&M zu einer Tarif-Anpassung habe ich höflich gebeten, doch darüber nachzudenken, ob der BTW in der Tarif- Anpassung für unseren Kreis eingearbeitet werden kann. Dafür habe ich augenblicklich Schelte erhalten: ‚Was ich mir wohl denke! Wenn das zur Kreisverwaltung geht, würde es einen Aufschrei geben!’ Es ist zwar traurig genug, wenn eine Person fest im Rollstuhl sitzt, aber wir haben die Verantwortung für unsere Mitarbeitenden und unsere Betriebe und müssen kostendeckend arbeiten, um auf Dauer diese Leistung bereitzustellen. Wir sind keine Samariter.“ jh
Anmerkung der Redaktion: Die WhatsApp-Gruppe „Eine Stimme für das Taxi“ wird vom Taxi-Times-Verlag verwaltet. In diese Gruppe werden ausschließlich Leser aufgenommen, die ein Premium-Abo für 66 Euro abgeschlossen haben. Das Premium-Abo beinhaltet den Bezug der vier Taxi-Times-Printausgaben pro Jahr, den barrierefreien Zugang zu allen Inhalten unter www.taxi-times.com sowie eine Ermäßigung auf alle Workshop-Angebote des Verlags.
Neben den Tipps und Anregungen, die sich die Gruppenmitglieder untereinander geben, informiert auch die Taxi-Times-Redaktion in regelmäßiges Updates über die Neuigkeiten aus dem Taxigewerbe.
Besonders wertvolle Unterhaltungen wird die Redaktion zukünftig zusammenfassen. Zu erkennen ist dies am stets gleichen Beitragsfoto: einem Megaphon auf gelbem Hintergrund, das auch gleichzeitig das Symbolfoto der WhatsApp-Gruppe ist.
Symbolbild Megaphone. Foto: pixabay
Man kann es nur immer und immer wiederholen, bis es auch der letzte Taxiverantwortliche verstanden hat:
Mindestlohn, Fahrzeugpreise, Kraftstoffkosten, Versicherungskosten, Rechnungslegungs- und Buchhaltungskosten, … sind deutschlandweit nahezu gleich, darum müssen auch die Taxifahrtpreise inkl. Zuschläge sowie die damit verbundenen Krankenfahrtpreise deutschlandweit gleich sein! Zudem muss es min. aller zwei Jahre eine automatische Inflationsratenanpassung geben!
Das deutsche Taxigewerbe hat weder die Zeit noch die Lust sich ständig an irgendwelche Verhandlungstische zu begeben. Als Mindestlohnbranche muss man jede Minute nutzen um Geld zu verdienen und nicht diese mit Sinnlosigkeit vergeuden!
Wenn die großen Verbände im Land dieses Problem nicht bald angehen, muss das deutsche Taxigewerbe selbst die erforderlichen Maßnahmen ergreifen! Dann sollte man sich als Verband aber die Frage gefallen lassen, wozu man diesen noch benötigt?!
Lieber Herr Schilhan, danke für diesen Leserkommentar. Unsere Kolumnistin Frau Spitzlei hat darauf in Form eines ausführlichen Gastkommentars geantwort. Nachzulesen unter diesem Link: https://taxi-times.com/kassenvertraege-gemeinsam-sind-wir-stark/