Benchmark soll nach dem Willen dreier Investoren Uber verlassen und die Klage gegen Ex-Chef Kalanick zurückziehen. Man habe Käufer für den 8,4 Milliarden Dollar teuren Anteil von Capital Benchmark, heißt es in einer Email, die öffentlich gemacht wurde.
Die Beteiligungsgesellschaft Capital Benchmark, die 20 Prozent der Stimmen in der Firmenleitung besitzt, reichte Klage gegen den Uber-Gründer Travis Kalanick wegen Betrugs ein, um ihm an einem Comeback als CEO zu hindern und zum Verlassen des Vorstands zu zwingen. Dieser Fall ohne Präzedenz schade Ubers Reputation, schrieben Vertreter drei weiterer Teilhaber Ubers, Sherpa Capital, Yucaipa Companies und Maverick in einer Email, die veröffentlicht wurde. Das Vorgehen von Benchmark sei ethisch fragwürdig und destruktiv.
Sie fordern die Beteiligungsgesellschaft auf, mindestens 75 % ihrer Firmenanteile zu verkaufen und die Firmenleitung zu verlassen. Die Investitionen Benchmarks in Höhe von 27 Mio. Dollar seien heute 8,4 Mrd. Dollar wert. Wenn Benchmark ihre Klage zurückziehe, habe man Käufer für die Anteile Benchmarks. Ob noch weitere Personen aus dem Vorstand oder Investoren die Forderung unterstützen, ist bislang nicht bekannt.
In San Francisco sollte noch am Abend (Ortszeit) eine Vorstandssitzung stattfinden. Ihre Ergebnisse standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest. prh
Update 12.08.2017
Mittlerweile wurde die Stellungnahme des Vorstandes bekannt, so zum Beispiel über Techchrunch. Man „bedaure, dass eine Meinungsverschiedenheit zwischen Anteilseignern“ zu einem Rechtsstreit geführt habe. Das Führungsgremium drängte beide Parteien, „die Sache kooperativ und rasch zu lösen“ und kündigte an, Schritte zu unternehmen, die die Einigung erleichtern sollen. Was genau das für Schritte sein könnten, wurde nicht erläutert. Die Priorität des Vorstandes läge jetzt auf der Auswahl des geeigneten Kandidaten für den Posten als Geschäftsführer – man habe „mehrere herausragende Bewerber“.
Damit hat der Vorstand Benchmark aufgefordert, auf eine Fortführung des Rechtsstreites zu verzichten, aber nicht zum Verkauf der Anteile und dem Verlassen des „Board of Directors“ aufgefordert. Die Führung des globalen Giganten Uber tritt wenig resolut auf und seine Führungsstärke wird sich unter anderem an den angekündigten Maßnahmen zur Beilegung momentan unüberbrückbar erscheinenden Differenzen messen lassen.
Die Frage nach Kalanicks zukünftigem Einfluss ist damit noch nicht geklärt. Gerade das hat aber in der Vergangenheit mögliche Kandidaten abgeschreckt. Die neuesten Entwicklungen werden die schlecht verlaufende Suche nach einem neuen CEO weiter erschweren.
Die Lage des Unternehmens und die Geschehnisse sind bislang ohne Beispiel und der Ausgang ist völlig offen. Die bisherigen Konflikte waren schon abschreckend, und sie sind noch größer geworden. Eine ganze Reihe von Rechtsstreiten und Konflikten sowohl zwischen Investoren aber auch gegenüber Dritten, Ermittlungsverfahren wegen fragwürdiger Praktiken, eine andauernde Führungsschwäche des Vorstandes und der leere Posten des CEOs werden langsam bedrohlicher. Sie dürften sich zusätzlich negativ auf das öffentliche Ansehen der Firma, und damit auch auf die Umsatzentwicklung auswirken. Schlechtes Klima für Investoren – also könnte die Bereitschaft potenzieller zukünftiger Investoren bzw. die Erlöse beim immer noch ausstehenden Börsengang beeinflusst werden. prh
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