Als vergangene Woche der Berliner Flughafen Tegel kurzfristig gesperrt werden musste, landeten viele Maschinen im Schönefeld, dem kleineren Berliner Flughafen kurz hinter der Berliner Stadtgrenze. Dass dort dann nicht genügend Taxis zur Verfügung standen, ließ eine Diskussion aufkochen, die schon seit längerem geführt wird – auch im Hinblick auf den künftigen Großflughafen BER.
Vergangenen Dienstagabend wurde Tegel gesperrt, da auf einem nahegelegenen Firmengelände eine einhundert Kilo schwere Fliegerbombe gefunden wurde. Deshalb mussten 24 Flugzeuge nach Schönefeld umgeleitet werden. Das führte zu erheblichem Chaos.
Auf den plötzlichen Passagierandrang waren weder Schönefeld noch das Taxigewerbe vorbereitet. Weil beispielsweise Gangways und Busse fehlten, um die zusätzlichen Passagiere abzutransportieren und auch die Gepäckausgabe länger dauerte, kamen viele Fluggäste erst weit nach Mitternacht aus dem Flughafengebäude und mussten abermals lange warten – diesmal auf die Taxis. Niemand hatte laut einem Bericht des „Tagesspiegel“ die örtlichen Taxiverantwortlichen informiert. So konnten die im Landkreis LDS zugelassenen Taxis dem außerplanmäßigen Ansturm nicht gerecht werden – während die 8.000 Berliner Taxis keine Berechtigung besaßen, am nur wenige Kilometer hinter der Stadtgrenze liegenden Schönefelder Flughafen Fahrgäste einzuladen. Berliner Taxis dürfen Fahrgäste nach Schönefeld bringen, aber dort keine aufnehmen. Eine Sonderregelung für Fälle wie am Dienstag gibt es leider auch nicht.
Dieses Dilemma wird seit Monaten diskutiert und bekommt nun seit letzter Woche wieder verstärkte mediale Aufmerksamkeit. Für den Vorsitzenden der Berliner Taxi-Innung Leszek Nadolski ist dies laut Tagesspiegel „ein letzter Beweis, dass wir nun endlich Druck für eine gute Lösung machen müssen. Das Gewürge um Berlin-Taxen in LDS und LDS-Taxis in Berlin schadet dem Großstadtimage und ist völlig inakzeptabel.“
Der „Tagesspiegel“ zieht einen Vergleich zu Leipzig und München. Der Flughafen Halle/Leipzig beispielsweise liegt zwischen beiden Städten im Landkreis Nordsachsen. Demnach dürften nach dem Bundesgesetz zur Personenbeförderung dort nur im Landkreis zugelassene Taxis Fahrgäste aufnehmen. Ein sogenannter Behördenvertrag zwischen dem Landkreis und beiden Städten setzt dies aber einvernehmlich außer Kraft. Jetzt dürfen Taxis aus allen drei Konzessionsbereichen am Flughafen auf Fahrgäste warten. Auch die Tarife wurden vereinheitlicht.
Ähnliches gilt für München. Der Flughafen liegt 28 Kilometer vor der Stadtgrenze auf dem Gebiet der Landkreise Erding und Freising. Die zwei Kreise und München haben sich vertraglich auf einen Kompromiss geeinigt. Demnach dürfen Taxis aus allen drei Bereichen am Flughafen Fahrgäste aufnehmen. Im gesamten Großraum gibt es nur einen einheitlichen Fahrtarif. Die Taxiunternehmen aus beiden Kreisen haben auf ihre Vorrechte verzichtet. Im Gegenzug dürfen sie an vier zentralen Punkten in der Stadt Passagiere einladen.
Vielleicht gibt es einen ähnlichen Kompromiss ja auch für Berlin. Für diese Woche ist ein Gespräch mit Staatssekretär Jens-Holger Kirchner von der Senatsverkehrsverwaltung geplant. nu
Symbol-Foto: Archiv
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