In der heutigen Mitgliederversammlung des Bundesverbands Taxi und Mietwagen (BVTM) standen der Präsident Herwig Kollar und sein Vize Hermann Waldner aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl. Bei einer Veranstaltung am Vorabend wurde das Wirken der beiden Taxi-Urgesteine gewürdigt.
Bei einem Abendessen am Rande des Deutschen Taxi- und Mietwagentags in Erfurt dankten Geschäftsführer Oppermann und Vorstandsmitglied Roland Böhm sowie zwei langjährige Weggefährten den beiden verdienten Gewerbevertretern für ihre Tätigkeit für den Bundesverband und für das, was beide für das deutsche Taxigewerbe erreicht haben.
Oppermann beschrieb Herwig Kollar als juristische Instanz, die stets rechtliche Klarheit geschaffen habe: „Wer in den vergangenen Jahren über das Personenbeförderungsgesetz gesprochen hat, kam am Namen Herwig Kollar nicht vorbei“.
Kollar war laut Oppermann mehr als ein Anwalt. Er ist ein Interessenvertreter derer, die täglich auf der Straße sind. „Vom Amtsgericht bis in den Bundestag haben Sie für die Taxifahrerinnen und Taxifahrer gesprochen, für die Unternehmerinnen und Unternehmer – mit Anstand und Leidenschaft und einer Haltung, die Respekt verdient.“
In die Präsidentschaft von Kollar fällt unter anderem die Initiative zur Einführung des PBefG-Symposiums, das heute eines der erfolgreichsten Veranstaltungen des BVTM ist. Kollar habe dem Verband nicht nur Rechtssicherheit gegeben, sondern auch Halt, Haltung und Richtung,
Roland Böhm, der im Namen des BVTM-Vorstands einige Worte an Herwig Kollar richtete, verriet die Anfänge Kollars, der als Student – wie damals so viele – Taxigefahren ist und dann auch ein eigenes Taxiunternehmen gegründet hatte, dabei aber trotzdem sein Studium abgeschlossen hat. Damit habe Kollar seine dann um das „Taxi-Gen“ erweitert. Kein Jurist in Deutschland habe über eine so fundierte Taxi-Expertise verfügt. Böhm bedankte sich ganz besonders dafür, dass Herwig Kollar viele juristische Beratungen für die Taxikollegen, Unternehmer und Zentralen „pro Bono“ gemacht hat.
Hans-Peter Kratz, der wie Kollar aus Frankfurt am Main stammt, blickte bei seiner Laudatio auf die gemeinsamen gewerbepolitischen Anfänge zurück, in der Kollar durchaus als Revoluzzer gegenüber den damaligen „Betonköpfen“ agierte und in den Achtziger Jahren die Gründung einer Frankfurter Taxiunion als Gegenverband initiierte.
Als juristischen Meilenstein erwähnte Kratz den Erfolg 2014, den Kollar vor dem Landgericht Frankfurt erzielte, als er ein Verbot der App UberPOP erwirkte. UberPOP war jene App, mit der jeder Privatmensch Personenbeförderungen hätte durchführen können.
Zum Abschied bekam Herwig Kollar ein Auto überreicht – wegen der Wirtschaftslage leider nur ein Modell, wie Oppermann scherzte: einen schwarzen „Strich-8“-Mercedes, mit Frankfurter Kennzeichen, überreicht. Oppermann betonte dabei die Gemeinsamkeiten: „Sowohl der Strich-8 als auch Kollar standen und stehen für Belastbarkeit und Standhaftigkeit.“
Mit dem altersbedingten Ende des Präsidentenamtes endet für Kollar eine fast 40-jährige Tätigkeit für den Bundesverband. In seinem persönlichen Rückblick gab sich Kollar sehr bescheiden: Die Erfolge bei der gewerbepolitischen Arbeit habe man gemeinsam erarbeitet. „Ich war insoweit immer nur ein Stück ausführendes Werkzeug“, sagte er zu den rund 100 anwesenden BVTM-Mitgliedern und Delegierten: „Für diese besonderen Erlebnisse und Erfahrungen möchte ich mich bei Ihnen allen ganz herzlich bedanken.“
Den aus Baden-Württemberg stammenden Wahlberliner Hermann Waldner, der zugleich Geschäftsführer und Gesellschafter der größten deutschen Taxizentrale Taxi Berlin, Co-Geschäftsführer von fms mit der Marke taxi.eu, Vorstandsmitglied der Zentralenvereinigung Taxi Deutschland sowie Vorsitzender des Landesverbandes Taxi Deutschland Berlin ist, bezeichnete Oppermann als Gestalter und Visionär, der das deutsche und das europäische Taxigewerbe über Jahrzehnte mit Weitblick, Mut und Tatkraft geprägt habe. So habe Waldner „rechtzeitig vor der PBefG-Novelle“ wichtige Themen wie Mindestbeförderungsentgelte (MBE) für Mietwagen sowie Festpreise und Tarifkorridore für Taxis in den politischen Prozess eingebracht – „Themen, die wir heute nach wie vor besprechen“.
Oppermann sprach bei der Würdigung Waldners von Entschlossenheit, Beharrlichkeit, klaren Positionen und fundierten Argumenten, die das Gewerbe voranbringen. Zwei besonders nachhaltige Projekte Waldners seien der Umzug des Bundesverbandes von Frankfurt am Main nach Berlin, hin zu den bundespolitischen Entscheidungsträgern, sowie die Digitalisierung großer Teile der Verbandskommunikation gewesen. Unter hohem persönlichen Einsatz habe Waldner selbst in schwierigen Phasen mit Haltung und Durchhaltevermögen Weichen für die Zukunft gestellt, die sich als goldrichtig erwiesen hätten. Schon lange vor anderen habe Waldner Entwicklungen, Probleme und Gefahren für das Gewerbe vorausgesehen und klug entschieden und gehandelt.
Zwei der wichtigsten Eigenschaften Waldners sind in Oppermanns Augen Mut und Klarheit – „zwei seltene Eigenschaften, die übrigens nicht immer bequem sind, aber die das Gewerbe immer nach vorne gebracht haben.“ Waldner habe das Gewerbe gelehrt, dass Wandel keine Drohung sei, sondern eine Einladung zur Innovation, zur Zusammenarbeit und zur Erneuerung.
Waldner bekam von Oppermann ebenfalls ein Modellauto überreicht: einen Citroën DS 19, ein typisches Pariser Taxi gegen Ende der 1950er-Jahre, zu Waldners Studentenzeit sein Traumauto, das er sich als junger Mann jedoch nicht habe leisten können. Später, als Waldner Taxiunternehmer wurde, habe das Fahrzeug sich nicht mehr als Taxi geeignet.
Auch Böhm dankte Waldner stellvertretend für das gesamte Präsidium. Er kenne kaum jemanden, der wie Waldner den Begriff Unternehmer damit verbindet, etwas zu unternehmen. Er hob Waldners Durchsetzungsfähigkeit und Weitsicht hervor und zollte ihm Anerkennung für seine Gabe, Realitäten frühzeitig zu erkennen, und für seine Fähigkeit, Bündnisse zu schmieden, um über den eigenen Dunstkreis hinaus Anliegen für die Branche durchzusetzen.
Auch Waldners Wiener Geschäftspartner Michael Weiss, der 2012 mit ihm zusammen die Softwareentwicklungsfirma fms gründete, hielt eine anerkennende Rede für seinen Geschäftspartner, der zum Freund geworden sei, in der er die menschlichen Qualitäten Waldners herausstellte. Besonders in anspruchsvollen Zeiten laufe Waldner zur Höchstform auf. „Du bist ein Visionär, der schon viele Jahre zuvor sieht, was auf uns zukommt, … und plant und handelt.“
Waldner habe viele höchst erfolgreiche Projekte auf die Schiene gebracht, die nicht nur sehr wichtig für die Branche, sondern in vielen Bereichen existenziell wichtig für die Branche gewesen seien. „Dies ist deiner Geduld, deiner Ausdauer, deiner Zielstrebigkeit und vor allem Deiner Fähigkeit, auf Menschen vertrauensvoll zuzugehen, zu verdanken.“ Häufig habe Weiss erlebt, dass man nach erfolgreichen Schritten wieder zurückgeworfen werde. Dann trotzdem weiter zu machen und „vieles zu einem erfolgreichen Ende zu bringen, dafür kann man dich nur bewundern.“
Mit Verweis auf den erfolgreichen amerikanischen Unternehmer Warren Buffett, der heute im Alter von 95 Jahren nun langsam daran denke, seine Aufgaben in seinem „riesigen Firmenkonglomerat“ abzugeben, scherzte Weiss, dass auch Waldner noch Jahrzehnte Zeit habe, seine Vorhaben und Pläne weiter zu verfolgen. „Danke nochmals für deinen Mut, deinen Humor, und Deine Leidenschaft, die Taxiwelt auch in schwierigen Zeiten in Bewegung zu halten und erfolgreich in die Zukunft zu führen! […] Ich denke, Du – und wir – haben sicherlich noch sehr viel vor.“
Auch gegenüber Taxi Times, die Waldner ebenfalls herzlich zu seiner erfolgreichen Arbeit gratulierte, bestätigte Waldner, dass das Vizepräsidentenamt beim BVTM nur eine seiner zahlreichen Aufgaben sei, die er jetzt abgibt. Die anderen führt er weiter. jh/ar
Beitragsfoto: Hermann Waldner und Herwig Kollar werden für Ihr Engagement im BVTM geehrt. Foto: Taxi Times








Dieser Beitrag ist ein Beitrag zur Verklärung vom Status Quo. Als Gewerbefremder könnte man tatsächlich den Eindruck gewinnen, dass der Wahlberliner Hermann Waldner seinen Weitblick, Mut und seine Tatkraft als Gestalter und Visionär, dem europäischen, damit auch dem Berliner Taxigewerbe zu Gute kommen ließ. Ich möchte nicht glauben, dass er entgegen dem europäischen Taxigewerbe, dem Berliner Taxigewerbe eine “stiefmütterliche Behandlung“ angedeihen lässt. Ich habe, angelehnt an meine über vierzig jährige Aktivität im Taxigewerbe, die Erfahrung gemacht, dass er seinen Weitblick, Mut und seine Tatkraft als Gestalter und Visionär, seinem Vermittlungsgewerbe in der Taxibranche zu Gute kommen ließ. So gilt eben “Schaffe schaffe Häusle baue“ nur für ihn und nicht für den, der wegen der respektlosen Berliner Tarifstruktur auf seine Aufträge angewiesen ist. Eine Geschäftstüchtigkeit kann man natürlich niemandem vorwerfen. Einen Vorwurf kann man aber dem machen, der Loblieder auf ihn anstimmt und damit Leidtragende seiner Geschäftstüchtigkeit verhöhnt. Ich kann mich jedenfalls an nichts erinnern, was mir das “Häuslebauen“ erleichtert, geschweige denn ermöglicht hätte und auf ihn zurückzuführen wäre. Ich weiß nur, dass nach einigen Jahren der stabilen Funkgebühren, jetzt bei ständig sinkenden Auftragszahlen und Umsätzen, mit der Corona-Krise zusammen, mit einer Ausnahme, jedes Jahr die Funkgebühren erhöht wurden. So zahle ich im Verhältnis zu vor 6 Jahren satte 42% mehr Funkgebühren. Als “Ausgleich“ bekomme ich dafür durchschnittlich gerade mal 20% der Auftragszahlen von vor 6 Jahren zusammen. Das ist schon mal “ne Hausnummer“. Oder?
Hallo Özkan,
Ihren Unmut kann ich verstehen und habe nur als Antwort, dass wir uns im Herbst 2013 für den Mindestlohn entschieden haben, welcher meines Erachtens zu dieser seit Jahren anhaltenden steigenden Preisspirale führt. Der potentiell angedachte Gewinner, nämlich der (Mindest-)Lohnempfänger hat jedoch leider nichts davon, da er seinen vermeintlich erhöhten Lohn für wiederum steigende Preise in allen Bereichen des Lebens trägt/ tragen muss.
Über einen Austausch darüber freue ich mich.
Michaela John
Erfurt
[email protected]