Nachdem in der vergangenen Freitagnacht eine zweite, 20-jährige Kundin des „Ride-Sharing“ genannten Laien-Taxiservice ‚Hitch‘ von einem Fahrer ermordet wurde, setzte Didi Chuxing den Betrieb in China vorerst aus. Der Staat kündigte an, die Aufsicht über den Transportsektor zu verschärfen. Dem Fahrdienstanbieter schlägt Wut entgegen.
Der Täter wurde am Samstagmorgen von der Polizei gefasst und gestand die Tat. Die Frau hatte vor der Tat noch einen Hilferuf per Textnachricht an einen Freund gesendet, bevor der Kontakt abbrach. Ihr Mörder, bei Didi als Fahrer regulär registriert, war zuvor zwar noch nicht polizeilich in Erscheinung getreten und hatte die tägliche Sicherheitsüberprüfung von Didi vor Dienstbeginn bestanden, obwohl es eine ernste Beschwerde einer Kundin über den Fahrer gab. Er habe eine andere Frau in eine abgelegene Gegend gebracht und als sie flüchtete, verfolgt. Dieser Beschwerde ging Didi offenbar nicht schnell genug nach.
Der Fahrdienstanbieter übernahm in einer Stellungnahme die „volle Verantwortung“ für die Tat und räumte Defizite in der Bearbeitung von Kundenbeschwerden ein. „Insbesondere“ gelte das für den „schwerfälligen und starren Prozess, mit dem Informationen an die Polizei übermittelt“ würden. Es folgte ein förmliche, öffentliche Bitte um Entschuldigung. Die Firma sagte, sie wolle das Geschäftsmodell von ‚Hitch‘ neu bewerten.
#Deinstalliere Didi!
Eine Entschuldigung über „Weibo“, einer Art chinesischem Twitter, löste mit über 5.000 Kommentaren einen Sturm von negativen Reaktionen aus, vor allem, da es bereits mehrere gefährliche Vorfälle mit Didis Laien-Taxi-Angebot gab. Die Staatsmedien der Volksrepublik stützten die harsche Kritik an Didi Chuxing, schrieb Reuters. Berühmte Persönlichkeiten riefen zum Boykott von Didi auf; der Hashtag des Schauspielers Wang Chuanjun, “Wang Chuanjun uninstalls Didi”, wurde bis Sonntagabend 58.000 mal verwendet und sein Beitrag 9 Millionen mal angesehen.
Auch das chinesische Transport- und Polizeiministerium erklärte, Didi träfe die Schuld für den Mord „unausweichlich“. Eine Regierungskommission erklärte, dass „verschiedene Behörden umfassende Kontrollen von Betreibern vorantreiben“ werden und dabei die Nutzung des neuen nationalen Sozialkredit-Systems der Bürger auf den Transportsektor ausweiten wollen.
Der Mord an der 20-Jährigen ist bereits der zweite Fall. Schon im Mai stellte Didi den Dienst ‚Hitch‘ ein, nachdem ein Fahrer eine 21-jährige Stewardess ermordet hatte. Nach diesem Mord wurden die Sicherheitseinstellungen überarbeitet. Zuvor wurden private Daten wie Geschlecht, Profilbilder und Benutzerbewertungen der Teilnehmer – der Fahrgäste untereinander wie die der Fahrer – schon bei der Suche nach einer „Transportgelegenheit“ übermittelt.
Weltweit eklatante Sicherheitsprobleme
Ähnliche Fälle im Zusammenhang mit Fahrern der neuen Transportdienste wie Uber und Lyft sind bereits vielfach aus den USA und Großbritannien gemeldet worden. Dort sind viele Übergriffe durch Fahrer vertuscht und befördert worden. Auch entdeckten Kriminelle, die gar nicht für diese Dienste tätig sind und somit in keiner Datenbank erfasst sind oder überprüft werden könnten, die Möglichkeit für sich: Die Opfer steigen häufig ahnungslos in private PKW, da sie in der Eile, im Dunkeln, die Kennzeichen und die Identität der Fahrer nicht überprüfen. „Früher warnten wir unsere Töchter: ‚Trefft euch nicht alleine mit Internet-Bekanntschaften und steigt nicht zu Fremden in den Wagen!'“ kommentierte ein Taxifahrer aus England das Geschehen auf Facebook. „Heute passiert genau das Gegenteil.“ prh
Symbolgrafik: Didi chuxing
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Und man sieht, dass das System Taxi DOCH einen Sinn hat – auch wenn i.p. Digitalisierung viele verschlafen wurde, zeigt es trotzdem, dass der registrierte und unbescholten Fahrer sein Berechtigung hat.So wird man sich schön langsam wieder an das Modell Taxi wieder annähern. Es zeigt wieder einmal, dass Qualität auch anders verstanden werden kann!