Laut dem Fachmagazin EyeForTravel soll Booking.com in Zukunft zu einer Plattform werden, auf der Urlauber ihre gesamte Reise buchen können. Bislang bietet Booking.com keine eigenen Flüge und keine Fahrdienste an.
Booking.com ist bereits sehr breit aufgestellt. Nutzer können beispielsweise Flüge über Kayak suchen, Restaurants ausfindig machen oder auf eine Mietwagen App zurückgreifen. Letztere vermittelt das in den Niederlanden ansässige Unternehmen weltweit bereits an 5.000 Standorten. An 500 Standorten werden auch schon Taxis vermittelt. Jetzt soll bei Booking.com eine Taxi App integriert werden, welche, so das Fachmagazin EyeForTravel, der Uber-App das Wasser reichen kann.
In der Personenberförderung sieht Booking.com ein enormes Wachstumspotenzial, welches allerdings durch die Überlastung des Verkehrs und Umweltfragen begrenzt wird und deshalb die nächste große Herausforderung der Reisebranche darstellt.
Um die ‚neuen‘ Probleme anzugehen, baut Booking.com in der Nähe von Manchester für mehr als 110 Millionen Euro ein „Ground Transportation Headquarter”. Es soll 2021 fertiggestellt werden und ist dann das größte Booking.com-Büro außerhalb von Amsterdam.
Für Marc Hofmann, CEO von Venture Capital, der Busreiseplattform CheckMyBus, welche täglich rund zehn Millionen Fahrten in 70 Ländern anbietet, sind die neuen Herausforderungen keine Überraschung: „Mobilität vor Ort ist zweifelsohne das Segment im erweiterten Reisegebiet mit dem größten Wachstumspotenzial und der höchsten Effizienz durch Digitalisierung.“
Auf der Fachkonferenz EyeForTravel würdigte David Adamczyk, Strategiedirektor der Transportabteilung von Booking.com, die neue Herausforderung: “Die Personenbeförderung ist der Klebstoff, der die einzelnen Elemente einer Reise verbindet. Er sollte unsichtbar sein und möglichst reibungslos ablaufen. Bislang sind wir davon aber noch weit entfernt.”
Für Glenn Fogel, seit 2017 CEO von Booking.com, ist das ein Ansporn, um die verschiedenen Marken der Booking.com Gruppe, wie Kayak, OpenTable, Agoda und Rentalcars.com noch weiter zu verzahnen.
In einer Pressemeldung sagte Fogel, er werde „Wege finden, um eine stärkere Zusammenarbeit und Integration zu fördern, um die Position des Unternehmens langfristig zu stärken.“ Die Personenbeförderung spielt dabei eine wichtige Rolle.
Booking Holdings hat bereits 500 Millionen US-Dollar in das chinesische Unternehmen DiDi Chuxing investiert und die App ist bereits auf Huawei-Handys vorinstalliert. Außerdem hat Booking Holdings 200 Millionen US-Dollar in die Grab-App in Südostasien investiert und arbeitet mit dem Londoner Start-up Splyt, einem Unternehmen, dass weltweit Mobiltätsdienstleister miteinander verbindet und intermodale Buchungen und Ride-Sharing unterstützt.
Allesamt Investitionen, die sich positiv für die Verbraucher auswirken könnten. Nehmen wir zum Beispiel London, wo Uber bis vor kurzem konkurrenzlos war. Dies änderte sich im Juni mit dem in Estland entwickelten, schnell wachsenden Bolt (vormals Taxify), das im vergangenen Jahr 175 Millionen US-Dollar von Kreditgebern wie Daimler, Transferwise und der chinesischen App Didi Chuxing gesammelt hatte. Laut Sam Raciti, dem britischen Expansionsmanager von Bolt, veröffentlicht das Unternehmen keine Angaben zur Anzahl der Bolt-Kunden in der britischen Hauptstadt. Er sagte jedoch: „Da die Londoner schon seit längerer Zeit auf mehr Konkurrenz warten, sind wir sehr zufrieden mit dem starken Interesse der Kunden.” Mehr als 20.000 hatten sich bereits registriert, bevor die Plattform überhaupt gestartet ist.
Wenn Bolt wirklich günstiger als Uber fährt, dann könnten preisbewusste Konsumenten den Fahrdienst wechseln. Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass die Kunden sich eine zusätzliche App installieren wollen. Deshalb kann Booking.com hier auf Erfolg hoffen, denn die App ist bereits auf vielen Handys installiert. Wenn die Anzahl der Google-Suchanfragen nach „Gibt es einen verfügbaren Uber in X oder Y“ so groß ist, wie Adamczyk von Booking.com auf der Konferenz behauptete, dann könnte Booking.com einfach einen Dienst hinzuzufügen, der alle Anbieter in London vergleicht und die Kosten für die Nutzer senkt.
Aber auch Reisende sind auf eine Beförderung zwischen den einzelnen Reiseetappen angewiesen. Jede Freizeit- oder Geschäftsreise besteht schließlich nicht nur aus einem einzigen Reiseabschnitt, der zurückgelegt werden muss, sondern aus mindestens zehn bis fünfzehn. Damit sind die Fahrten von zu Hause zum Flughafen, vom Flughafen zum Hotel, die Fahrten vor Ort und wieder zurück zum Flughafen und nach Hause gemeint. „Auch wenn Sie in einem Resort sind, können sie Ausflüge unternehmen“, sagt Adamczyk. Und obwohl es das Mantra von Booking.com ist, dass ein Urlaub möglichst unkompliziert ablaufen soll, so ist die Realität für Reisende unterwegs häufig ein buntes Durcheinander“. Adamczyk betonte auch, dass Reisende und Einheimische unterschiedliche Zielgruppen und unterschiedliche Ansprüche und Aufgabestellungen haben, welche die Branche noch lösen muss.
Foto: Kiev Apartments
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