Gesamtverband heißt, dass hier vom Mietwagen/Taxi über Busse und Speditionslogistik das gesamte private Verkehrsgewerbe, welches mit Rädern auf der Straße unterwegs ist, gemeinsam vertreten ist. Allein das verleiht schon politisches Gewicht. Das Taxigewerbe gehört dazu.
Am 1. und 2. November tagte die Jahreshauptversammlung des GVN in Papenburg. Die GVN-Versammlung mit dem „Niedersachsenabend“ und dem Unternehmertag mit Fachvorträgen und Fachmesse erfreut sich wachsender Beliebtheit. Über 300 Teilnehmer haben den Weg in das Veranstaltungszentrum Alte Werft gefunden. Dabei handelt es sich um die historischen Betriebsstätten der Meyer Werft, die regelmäßig durch die Überführung der bei ihr gebauten riesigen Kreuzfahrtschiffe durch die Ems zur Nordsee Schlagzeilen macht.
Der Geschäftsbericht des GVN umfasst alle vertretenen Verkehrsbranchen. Die Fachvereinigung Taxi ist eine davon. Allen Branchen gemeinsam sind die hohen Anforderungen durch gravierende Umbrüche unter dem Stichwort Verkehrswende und den drohenden wirtschaftlichen Rückgang. Allen macht der Mangel an Fachkräften zu schaffen.
Bei den Gütern, wie beim Personenverkehr fehlen Fahrer. Man ist bestrebt, das Image des Fahrerberufs zu verbessern. Als LKW- und als Busfahrer kann man gutes Geld verdienen. Es gelten Tarifverträge. Taxifahrer verdienen keineswegs nur den Mindestlohn. Wer gut arbeitet, verdient auch gut auf Provisionsbasis.
Die Disruptionsbestrebungen und Gesetzesverstöße der Taxikonkurrenz werden juristisch und politisch bekämpft. Den Versuchen der Kommunen, private Busunternehmer aus ihrem ÖPNV Busverkehr zu verdrängen, wird ebenfalls entgegengewirkt.
In die ständigen administrativen Neuerungen in allen Verkehrsbereichen mischt sich der GVN mit guter Vernetzung und Kooperation ein. Der GVN ist ein Schwergewicht politischer Einflussnahme. Das zeigt sich auch in dem Auftritt des Verkehrsstaatssekretärs Enak Ferlemann, der sich beim GVN wie zuhause fühlt.
Er dankte den anwesenden Verkehrsunternehmern, die selbst arbeiten und haften und ehrlich Steuern zahlen. Mit ihnen ist Deutschland Logistikweltmeister und Exportweltmeister, was beides zusammen so bleiben muss. Wohlstand und Wachstum besteht nur, wenn wir exportieren und Logistik beherrschen.
Trotz mageren Angebots an LKW mit umweltfreundlichem Antrieb, muss die Botschaft „LKW sauber machen“ lauten. Das PBefG ist ein gut gemachtes Gesetz mit guten Kompromissen. Änderungen daran werden in Arbeitsgruppen in Bund und Ländern beraten. Da es auch vom Bundesrat verabschiedet werden muss, sind wegen der dort herrschenden Mehrheitsverhältnisse, auch die Marktradikalen Ansichten der FDP zu berücksichtigen.
Ein neues PBefG muss sowohl die Städte, als auch den ländlichen Raum mit angemessener Mobilität gewährleisten. Und das neue Gesetz muss das Taxigewerbe überleben lassen. Die Konzerne werden nur die Ballungsräume bedienen. Für eine flächendeckende Versorgung ist der Mittelstand unabdingbar. Deshalb fand Ferlemann die bundesweiten Taxidemonstrationen gut. Neue On-Demand-Verkehre müssen möglich werden beim Überleben des Taxis.
Die Eigenwirtschaftlichkeit der Verkehre steht im Koalitionsvertrag. Der kommunale Nahverkehr kann über Nahverkehrspläne durch Stadträte und Kreistage geregelt werden.
In so einem Nahverkehrsplan könnte z.B. etwas zum abendlichen Taxinotstand in Potsdam stehen, wenn es die dortigen Taxiunternehmer mit ihrem Verband nicht selbst geregelt kriegen.
Ohne ihre Verbände, findet Ferlemann, wären die Verkehrsunternehmer verloren im Dschungel der Verwaltung.
Auf das Grußwort des Ersten stellvertretenden Bürgermeisters von Papenburg folgte der Geschäftsbericht des Hauptgeschäftsführers des GVN Benjamin Sokolovic. Der Gesamtverband betreibt eine intensive Öffentlichkeitsarbeit. Der sogenannte Currywurst-Abend mit Unternehmern, Gewerbevertretern und Politikern hat sich zur Institution entwickelt.
Alle Abmahnversuche wegen vermeintlicher Datenschutzverstöße konnten abgewehrt werden. Unzählige Bestimmungen und Verordnungen sind im Sinne der Mitglieder bearbeitet worden. Der Radikalisierung der Klimadebatte wurde entgegengewirkt. Die Technologieoffenheit bei der Praxistauglichkeit soll bewahrt bleiben. Zur Werbung von Fahrpersonal wurde ein Programm entwickelt. Ein einheitlicher Niedersachsen-Taxitarif für online bestellte Taxis ist in der Diskussion.
Naturgemäß kommen in einem Gesamtverband auch Themen zur Sprache, die den Taxiunternehmer nicht unmittelbar betreffen. Allerdings werden auch die anderen vertretenen Branchen mit Taxithemen befasst. Man lernt von einander und erkennt größere Zusammenhänge. Insgesamt ergibt sich größeres politisches Gewicht. Leider ist der GVN der einzige in der deutschen Verbändelandschaft, der sich mit allen privatwirtschaftlichen Verkehrsbetrieben befasst.
Wirtschaftlich ist der GVN gesund. Alle vereinsrechtlichen Anforderungen wurden erfüllt. Abschließend wurden zehn Mitgliedsunternehmen für ihr hundertjähriges Bestehen geehrt.
Am traditionellen Niedersachsenabend konnten wieder Erfahrungen und Anekdoten ausgetauscht werden und neue Kontakte geknüpft werden. Am folgenden Unternehmertag gab es Workshops zu den Themen Arbeitsrecht, Kostenrechnung, Alternative Antriebe und Digitalisierung.
Bei den alternativen Antrieben ging es um schwere LKW und Busse, bei denen das Angebot noch in den Kinderschuhen steckt. Am ehesten noch werden Hybridlösungen schnell verwirklicht, bei denen durch Rekuperation der Spritverbrauch gesenkt werden kann und der Rangierverkehr elektrisch erfolgen kann. Die Logistiker sind sich als Großverbraucher von Diesel der Notwendigkeit bewusst, ihren Anteil zur CO2-Reduzierung im Verkehr leisten zu müssen. Für das Taxigewerbe gibt es dafür schon wirtschaftlich tragbare Lösungen, die auch schon lange genutzt werden.
Die Fachvereinigung Taxi kann sich glücklich schätzen, Bestandteil des schlagkräftigen Gesamtverbands Verkehrsgewerbe Niedersachsen zu sein. wh
Fotos: Wilfried Hochfeld