Die für nächsten Montag angekündigte Provisionserhöhung der Vermittlungs-App „GETT“ sorgt in Großbritannien für reichlich Unmut.
Die Erhöhung der Provisionsgebühren um 33 Prozent erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die 82.000 britischen Taxifahrer aufgrund der COVID-19-Pandemie einen enormen Einkommensrückgang verzeichnen. Da es während dieser Pandemie unwahrscheinlich ist, dass Kunden Taxis von der Straße heranwinken oder – noch risikovoller – an Taxiständen anstehen, sind Fahrer zunehmend auf Apps wie GETT angewiesen, um Arbeit zu bekommen. Aufgrund der Notwendigkeit sozialer Distanz und der Auswirkungen von COVID-19 auf das individuelle Verhalten werden Buchungen über Apps wie GETT für viele Taxifahrer immer wichtiger, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Die App wurde in Israel entwickelt wurde und ist sowohl dort als auch in Großbritannien, den USA und Russland aktiv. Sie wird von Managern aus dem Finanzsektor geführt. Bis Ende 2018 war auch der Fahrzeughersteller Volkswagen an der App beteiligt. Die daraus entstandenen Verluste in Höhe von 300 Millionen US-Dollar hat der Konzern inzwischen abgeschrieben.
Unter den Taxifahrern war GETT deshalb beliebt, weil man bis 2016 eng mit der Londoner Taxizentrale „Radiotaxis“ zusammenarbeitete, ehe man die Zentrale dann sogar kaufte.
GETT hat behauptet, dass es aufgrund eines Nachfragerückgangs infolge der COVID-19-Pandemie gezwungen ist, seine Provision zu erhöhen. Als jedoch bekannt gegeben wurde, dass die Provisionssätze so stark ansteigen, gab es keinen Hinweis darauf, dass dies vorübergehend oder nur für einen begrenzten Zeitraum vorgesehen ist.
Die Gewerkschaft ‘Unite’, die Tausende von Taxifahrern in ganz Großbritannien vertritt und bereits die Regierung erfolglos aufgefordert hat, Taxifahrern spezifische Hilfe und Unterstützung zu leisten, wirft GETT nun vor, von der Pandemie zu profitieren. „GETT ist gierig, zu einer Zeit, in der unsere Taxifahrer tatenlos zusehen müssen, wie ihre Einkommen über Nacht verdampfen“, sagt Bobby Morton, bei ‘Unite’ zuständig für den Personenverkehr. „Dieser Anstieg ist ein weiterer Schlag ins Gesicht.”
Morton bezeichnet das Vorgehen als klassischen Fall von Profit in der Pandemie. „Wenn dies eine echte kurzfristige Maßnahme infolge von COVID-19 wäre, hätte das Unternehmen dies gesagt und verpflichtend erklärt, wann die Provisionssätze wieder gesenkt werden.”
Nicht zuletzt befürchten die Taxifahrer zudem, dass GETT den Provisionssatz im Endeffekt sogar noch auf 25 Prozent erhöhen möchte. Er wäre dann auf dem gleichen Level wie der von Uber.
GETT selbst verweist dagegen darauf, dass man bereits in jeder Abteilung Kürzungen vorgenommen habe, indem beispielsweise alle Mitarbeiter eine Gehaltsreduzierung um 15 Prozent akzeptieren mussten und der globale CEO sein Gehalt auf Null gesenkt hatte. Auf der eigene GETT-Website ist allerdings keine Information zu diese Kürzungen oder zur jetzt geplanten fünf-Prozent-Erhöhung zu finden.