Wie kann es sein, dass in Berlin tausende Mietwagen für Uber und Free Now unterwegs sind, während in Hamburg die Zahl der Genehmigungen kaum zugenommen hat? Ein Gespräch zwischen Taxiunternehmern und Fahrern beider Städte gibt Antworten.
Berlins Taxifahrer*Innen und Unternehmer*Innen sind frustriert. Ende Juni waren laut Angaben der örtlichen „Innung“ rund 4.700 Mietwagen in der Hauptstadt unterwegs, schätzungsweise 3.000 davon im Einsatz für Uber und Free Now. Addiert man die rund 8.100 Berliner Taxikonzessionen hinzu, fährt mittlerweile rund ein Drittel aller Personenbeförderer für Uber und Free Now.
In Hamburg dagegen ist Uber vor gut einem Jahr auf den Markt gekommen. Dort hat seitdem die Zahl der Mietwagengenehmigungen nur marginal zugenommen. Was läuft also in Berlin grundlegend anders als in Hamburg? Dieser Frage sind auch ein paar Berliner Taxiunternehmer*Innen nachgegangen, als sie sich mit Hamburger Kollegen zu einer Video-Konferenz verabredet hatten. Das Ergebnis dieses Gesprächs ist vor kurzem auf der Homepage der Innung des Berliner Taxigewerbes e.V. erschienen.
Seit Corona seien in der Hansestadt für Uber von vormals 120 nur mehr rund zehn Fahrzeuge unterwegs, schildern die Hamburger Kollegen Ihre Beobachtung. Für den Mietwagenbereich von Free Now würden maximal fünf von ehemals rund einhundert Hamburger Mietwagen fahren.
Alleine am 18. März habe sich die Zahl der Mietwagen um 60 Fahrzeuge reduziert, als die Hamburger Aufsichtsbehörde einem Unternehmen alle Genehmigungen entzog. Die Autos seien hauptsächlich für Free Now unterwegs gewesen. Der Entzug war die Konsequenz jener Auflagen, welche die Behörde letztes Jahr definiert hatte, nachdem parallel zum Uber-Start verstärkt Antragsteller, vornehmlich aus Berlin, aufgetaucht waren, deren Absicht, mit Mietwagen taxiähnlichen Verkehr auszuüben, klar erkennbar gewesen sei (Taxi Times berichtete).
Man verlangte unter anderem den Einbau eines Wegstreckenzählers mit Fiskalfunktion, auf dessen Daten die Behörde zugreifen und so die Einhaltung der Rückkehrpflicht kontrollieren konnte. Man forderte einen Business-Plan, der klar belegen sollte, wie man das Geschäft trotz Rückkehrpflicht und 19 Prozent Mehrwertsteuer eigenwirtschaftlich betreiben wolle. Man stellte zudem klare Anforderungen an einen Betriebssitz und ermahnte die Betriebe zur Einhaltung sämtlicher Vorschriften des Arbeitsrechts.
Entscheidend bei diesen Vorgaben war nun allerdings, dass deren Einhaltung auch konsequent kontrolliert wurde– was in Hamburg tatsächlich auch geschieht. Dabei konnte man auch jenen Betrieb mit den angesprochenen 60 Mietwagenkonzessionen einige Verstöße nachweisen, wobei der Behörde neben den eigenen Kontrollen auch zahlreiche Missstände von aktiven Hamburger Taxiunternehmern und -fahrern gemeldet worden waren – jenen Kollegen, die sich im Video-Chat mit den Berliner Kollegen und Kolleginnen ausgetauscht hatten.
Sie forschten beispielsweise nach, ob der angegebene Betriebssitz auch wirklich existierte und stießen dabei in der Innenstadt lediglich auf einen „Rollschrank“. Sie entdeckten am zweiten angegebenen Firmengelände abermals kein Büro, dafür auf dem obligatorisch vorgeschriebenen Parkplatz lediglich neu angeschaffte Fahrzeuge oder Mietwagen, die an diesem Tag keiner Schicht zugeteilt waren – was im Umkehrschluss bedeutete, dass jene Fahrzeuge, die unterwegs waren, nicht zum Betriebssitz zurückkehrten.
Um die weiteren zahlreiche Verstöße der Mietwagenfahrer festzustellen und zu dokumentieren – die während der Video-Konferenz als „Clowns“ bezeichnet werden – sind die engagierten Taxiunternehmer in drei Phasen vorgegangen. „Die erste Phase war Aufklärung“, schildern sie im Interview den Berliner Kolleg*Innen. „Man macht ein Foto und hat das Kennzeichen. Erst eins, dann zwei und plötzlich sind es 1000. Die Kennzeichen kamen in eine Datenbank. Die Daten muss man natürlich auswerten und irgendwann ergeben sich zwangsweise Muster und Regelmäßigkeiten.“
Phase zwei sei dann die Jagd gewesen. „Wir hatten eine kleine, aber feine Truppe handverlesener Kollegen gebildet, die während der Schicht und an freien Tagen auf die Jagd gingen. Wer einen Clown auf der Straße entdeckte, machte ein Foto mit ‚Timestamp‘ und Geo-Daten. Tja, und dann bestellt man ihn und macht einen Screenshot von dem Vorgang. Nimmt er den Auftrag an und ist nicht auf dem Weg zurück zum Betriebssitz, dann hat man ihn.“
In Phase drei habe man die dokumentierten Fälle für die Behörde aufbereitet und zugänglich gemacht. Man habe, so schildern es die Hamburger Taxiunternehmer, dabei sehr viele Informationen gesammelt. Beispielsweise hätten die Fahrer die Autos mit nach Hause genommen und die Fahrzeugübergabe irgendwo in der Stadt gemacht. „Sie starteten nicht, wie vorgeschrieben, die erste Tour am Tag vom Betriebssitz aus, sondern von Zuhause.“
Jenes genaue Beobachten, Dokumentieren und Auswerten habe dann auch das individuelle Fehlverhalten einiger Fahrer ans Tageslicht befördert: „Mindestens ein Clown fuhr monatelang mit falschem Profilbild bei Uber und Free Now. Wer da wirklich hinter dem Steuer saß und wie viele Typen unter dieser einen Identität fuhren, wissen wir nicht. Man konnte sich in der Freenow Fahrer-App ohne Probleme auf einen anderen Wagen anmelden und so theoretisch auf zwei Wagen gleichzeitig mit dem gleichen Profil fahren.
Ein weiterer Clown war zumindest einmal mit komplett falschem Profil unterwegs. Ein Anderer war in der Uber App wochenlang einer Firma mit Betriebssitz irgendwo bei München zugeordnet.
Einige Fahrzeuge hatten keinen Wegstreckenzähler, obwohl die Behörde klar gemacht hatte, dass das Pflicht ist. Andere Fahrzeuge hatten zwar einen, aber dort leuchtete immer nur „err“ im Display auf, was bedeutet, dass das Ding ohne Funktion während der Fahrt in Betrieb ist. Oder der Wegstreckenzähler war einfach ausgeschaltet. Die Clowns wussten teilweise auch nicht, was das überhaupt ist und waren der Meinung, alles läuft über die App.“
Für die Gruppe der „Mietwagen-Jäger“ war all dies mit sehr hohem Aufwand verbunden, für die man auch beträchtliche Einbußen hingenommen habe. „Du kannst nicht gleichzeitig fahren, jagen, dokumentieren und aufbereiten und auf den gleichen Umsatz kommen“, mahnen die Hamburger. Trotzdem legen sie Wert darauf, dass man solche Aktionen in einem kleinen Team absolviert. „Es ist fast unmöglich, größere Gruppen zu bewegen, weil nie ein Konsens erreicht wird. Und das wichtigste ist: Keine Schwätzer, nur Macher. Eine Handvoll Macher schafft mehr, als ein Heer von Schwätzern!“
Geschafft hat man am Ende, dass jenem Großbetrieb die besagten 60 Konzessionen wieder entzogen wurden. Dank rechtsicher Beweise und gesammelt von eifrigen Taxiunternehmern und einer verantwortungsbewusst agierenden Aufsichtsbehörde.
Eigentlich müsste der Entzug in Hamburg auch unmittelbare Konsequenzen in Berlin haben, denn jenes Mietwagenunternehmen betrieb das Hamburger Geschäft nur als „Zweigstelle“ – der Hauptsitz liegt in Berlin. Deshalb sollte die Akte dieses Unternehmens mit all den Hamburger Verfehlungen mittlerweile auch bei der Berliner Aufsichtsbehörde (LABO) vorliegen, mutmaßen die Hamburger Taxiunternehmer. „Ginge es mit rechten Dingen zu, hätte euer LABO jetzt Anlass, die Praktiken der Firma auch in Berlin unter die Lupe zu nehmen.“ jh
Wow!! Großartige Leistung der hamburger Kollegen. Unbedingt nachahmenswert!!
Wenn de Zollamt Richtig Kontrolle macht an Uber Unternehmer und Free Now Unternehmer in Berlin den sieht man kein Auto vom Uber und Free Now. Weil Uber Unternehmer und Free Now Unterner haben zwei Konto Nummer eine in Deutschland Und andre Konto Nummer ins Ausland .
Interessant und lobenswert was die Kollegen da so auf die Beine stellen. Mir stellt sich allerdings die Frage, wie viele Taxibetriebe in Berlin und Hamburg denn tatsächlich einer korrekten Prüfung durch LABO und Hauptzollamt standhalten würden. Wie viele Taxibetriebe arbeiten denn in der Realität sauber un konform ? Ohne das Mietwagengewerbe schönreden zu wollen, aber ein durchkehren vor der eigenen Haustüre wäre vielleicht der erste RICHTIGE Schritt um das gesamte Gewerbe wieder in die richtige Richtung zu lenken und seriös zu werden dass dann auch mal verbindlich festgehalten wird wie man es schaffen will grundsätzliches einzuhalten.
Gerade in Berlin wird viel geredet bei den Taxiverbänden. Viele Unternehmer engagieren sich auch entsprechen, aber tatsächlich ist es so das die meisten die hier laut schreien selber Uber und Free Now vertreten.
Meine Gedanken. Man redet nur immer über die bösen Mietwagen Unternehmen. Aber die Taxi- Kollegen sollten wirklich vor der eigenen Türe kehren. Dort sind keine 10 % weniger Schwarze Schafe.
Daher sage ich „ wer ihm Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen
Äpfel mit Birnen zu vergleichen, werde ich Ihnen hier nicht kommentarlos durchgehen lassen. Dass Taxifahrer gegen Regeln verstoßen sei dahingestellt. Hier geht es jedoch um unterschiedliche Kategorien von Regelverstößen. Ein Taxifahrer betreibt mit einem Taxi einen gesetzlich zugelassenen Verkehr. Dass er die Regeln innerhalb dieser Verkehrsart missachtet, macht das Betreiben dieser Verkehrsart nicht illegal. Mietwagenunternehmer, die für Uber und Free Now Taxiverkehr betreiben, führen ihren Betrieb auf eine Art und Weise für die es keine gesetzliche Grundlage gibt. Ein gelegentlicher Verstoß gegen die Rückkehrpflicht kommt z.B. einem gelegentlichen Verstoß gegen die Beförderungspflicht gleich. Mit einem Mietwagen Taxiverkehr zu betreiben ist jedoch nur möglich, wenn man die Rückkehrpflicht grundsätzlich missachtet und das Geschäftsmodell gerade darauf basiert, dass sie nicht beachtet wird. Um es deutlicher zu machen: Sie können Taxifahrern und Uber-Mietwagenfahrern nur dann gleichartige Verstöße vorwerfen, wenn Sie Taxifahrern bspw. vorwerfen könnten, sie würden mit ihren Taxis Linienverkehr betreiben.
„Ginge es mit rechten Dingen zu…“, trifft den Nagel auf den Kopf. Großen Respekt den Hamburger Kollegen und Behörden.
Das ist doch bekannt, das der Betriebsitz nur ein Post Adresse ist Keine Parkplätze, die können den Betriebsitz jeden Monat wechseln, das ist auch bekannt das Fahrer die Autos nach Hause mit nehmen, keiner der fahrer 50 % fahren schwanz in Berlin, es muss nur kontrolliert,und den verdiensbescheinig prüfen, auf 150 Euro in monat und 12 Stunden arbeiten , es so gar Autos ohne Konzession viel viel viel in Berlin
Bitte bundesweit nachahmen. Ich habe gestern einen Uberfahrer verfolgt der durch München Schwabing schlich. Nach ca. 3 km hat er sich dann illegal bereit gestellt in der Karl Theodor Str. Muss dazu sagen , dass er Freisinger Kennzeichen hatte. Soviel zur Rückkehrpflicht.
Respekt, Hut ab, Verneigung und stehende Ovationen an die Hamburger Kollegen.
Vielen Dank an die Hamburger Kollegen.
Großer Respekt für diese starke Leistung !
Grundsätzlich finde ich es gut, wenn jeder bemüht ist, das das Gewerbe halbwegs sauber und vernünftig funktioniert . Bedenklich finde ich jedoch, wie viel Misstrauen , Futterneid und böser Wille da unter den Kollegen herrscht , das hat doch nichts mehr mit dem Gewerbe zu tun, was man mal kannte und so erfolgreich die Aktion der hier genannten Kollegen auch war, die Tatsache, das hier bewusst Daten von nicht amtlichen Stellen also von Personen mit Eigeninteresse gesammelt und sonst wie beschafft und zusammengeführt und ausgewertet wurden , ist schon erschreckend und das die dann voll umfänglich von Ämtern anerkannt wurden auch. Sicher war der Gedanke, der dahinter stand gut und edel , aber was ist das für ein Gewerbe geworden ???
Davon ab, wird das Gewerbe weiterhin von all den „Startups“ massiv bedroht, die sich mit amtlichen Ausnahmegenehmigungen im Gewerbe tummeln und dank der Ausnahmegenehmigungen schneller Gewinne generieren können und teils auch nur wegen der Genehmigungen… . Dann geben die irgendwann auf, oder werden verkauft , oder anderwo angegliedert …., hinterlassen einen Scherbenhaufen im Gewerbe , haben aber für die Gründer Gewinn eingefahren .
Stehen große Firmen, Konzerne , oder Hilfsorganisationen dahinter, können die treiben was sie wollen , es traut sich keiner ran und jeder läßt es laufen ….. das zusammen mit diesem Gewerbeklima ist etwas , was mich sehr traurig stimmt.
Ich bin der Meinung das die Betrugsfälle in den Letzten Jahren von Uber und Free Now überproportinal gestiegen ist….mann müste man diese Unternehmen unter die Lupe greifen….Wenn der Zoll direkt die Daten von diesen Unternehmen analysieren würden so könnte mann diese CLOWNS ohne Problem direkt von der Quelle aus selektieren dafür benötigt man vom Zoll eine PERSON der die MUT hat und unterstützung von der POLITK das eine Partei diese unterstützt und dann würde es wie in einem Domini effekt alle BETRÜGER (CLOWN der Begriff gefällt mir) mit einem SCHLAG herausfinden….Aber mann will es wohl nicht…
Und noch einmal das gleiche Thema. Behörden und Hauptzollämter sollten die Taxiunternehmen, inklusive meinem, alle gleich behandeln. Nämlich umfangreiche Kontrollen in allen Bereichen. Dieses zuschieben des schwarzen Peters (oder des schwarzen Toyotas) an die Mietwagenunternehmer ist doch nichts anderes als das der Versuch das eigene Versagen zu vertuschen und den leisen Tod des Gewerbes nur noch etwas hinauszuzögern. Da helfen auch die ewigen Durchhalteparolen des Herrn W. aus B. nichts, oder die der Verbände.
Sollen wir alle Jagd auf die Mietwagen machen ? Ok, bin dabei. Aber vorher möchte ich doch das wir alle kollektiv mal die Hosen herunterlassen und mal offen legen wie die Taxibranche arbeitet. Ich bin mir sicher dass dann das große Schweigen ausbricht.
Also: ich arbeite schon sehr lange legal. Anfangs aber unwissend ziemlich schräg. Seit langem aber ziemlich viel und nachts und am Wochenende, damit ich überhaupt über die Runden komme. Schmeckt nicht jeden. Der soll halt was anderes machen. Aber nicht bei Uber und Co., diese Zulassungen dürfte es gar nicht geben. Man muß aber auch politisch halt anders wählen. Und möglichst nichts über Amazon liefern lassen, was auch eine fürchterliche Geschichte ist.
Denn Geiz ist geil, nicht nur bei Uber Kunden.
Richtig ist das Motto Geiz ist geil. Wenn dann aber wieder die Nachfrage steigt und eine starke Messe oder gar das Oktoberfest ansteht, dann kostet halt eine Flughafenfahrt nicht 70.-€ sondern 350.-€. Sind die lieben Ubernutzer auch gewillt diesen Preis zu zahlen??? Dann schreien sie wieder nach dem guten alten Taxi….
Bin beeindruckt. Sagen ist das eine, machen das andere. Hut ab!