Die Türkei will bis 2022 ihr erstes eigenes Elektrofahrzeug auf den Markt bringen. Als Exportmarkt Nummer eins hat man sich ausgerechnet das Heimatland von Volkswagen, BMW und Mercedes ausgesucht.
Der Name des neuen Fahrzeugherstellers soll „TOGG“ lauten. TOGG steht für „Türkiye’nin Otomobili Girişim Grubu“ (Türkische Automobil-Unternehmensgruppe). Produziert wird der Wagen von einem Zusammenschluss aus fünf Firmen: die Anadolu-Gruppe, das türkisch-katarische Unternehmen BMC, die Kiraca Holding, die Turkcell-Gruppe (ein Mobilfunkanbieter) und die Zorlu Holding. Ebenfalls beteiligt ist der türkische Staat.
Nicht zuletzt deshalb ließ es sich der türkische Präsident Erdogan nicht nehmen, das Projekt höchstpersönlich zum Abschluss des Jahres 2019 mit feierlichen Worten vorzustellen. „Heute erleben wir einen historischen Tag für unser Land, erleben, wie ein Traum von 60 Jahren wahr wird.“ Die Türken möchten nach dem vor sechs Jahrzehnten gescheiterten Devrim wieder ein ausschließlich türkisches Auto produzieren.
Die Anlage wird auf einer Fläche von 1,2 Millionen Quadratmetern in der Provinz Bursa errichtet und in 18 Monaten wird mit den ersten Produktionen begonnen. Die Produktionsstätte ist vier Kilometer von der Autobahn Istanbul nach Izmir entfernt und in drei Kilometer Entfernung befinden sich drei aktive Häfen. Somit verfügt man ein gut ausgewählten Standort, der Erfolg verspricht.
Im letzten Quartal 2022 soll das erste Modell, ein E-SUV, das sich im Design an einer Tulpe orientiert, vom Band laufen. Auf den ersten Blick ist TOGG durchaus erfolgversprechend, hat man doch mit Murat Günak einen Deutschtürken, als Autodesigner an Bord geholt, der unter anderem die erste Mercedes C-Klasse, den SLK, den Peugeot 206 sowie die Volkswagen-Modelle Golf V, EOS und Tiguan kreierte.
Auch im Lebenslauf von Gürcan Karakas, dem CEO von TOGG, finden sich Tätigkeiten für ein großes deutsches Unternehmen. Seit 1990 hatte der Maschinenbauingenieur für die Forma Bosch gearbeitet, wo er unter anderem von 2004 bis 2007 die türkische Landesgesellschaft geleitet hatte. Deutschland sei der primäre Zielmarkt für den Export der Eigenmarke, verkündete Karakas vergangene Woche. Schon Ende 2022 sollen die ersten Elektro-SUV vom Band Rollen und den deutschen Markt erobern.
Gegenüber der türkischen Zeitung Hürriyet teilte der CEO zudem mit, dass die Marke TOGG in der Europäischen Union, den USA, China, Russland, Kanada, Südkorea, Japan und Aserbaidschan registriert wurde.
Anmerkung der Redaktion: Einfach wird die Markteroberung zwar nicht, aber mit dem Rückenwind aus der Politik und der Wirtschaft könnte die Türkei ihren Traum verwirklichen. Vielleicht zählen ja dann auch bald in Europa manche der vielen türkischstämmige Taxiunternehmer zu den ersten europäischen Kunden. Ob es ein spezielles Taxipaket geben wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht fest. hs