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Offene Worte: „Sprecht jeden Tag über unsere große Leistung“

von Jürgen Hartmann
24. September 2020
Lesedauer ca. 6 Minuten.
4
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Gisela Spitzlei ist seit Jahrzehnten Taxiunternehmerin und Kämpferin für eine angemessene Bezahlung für Krankenfahrten und deren praxisgerechte Verwaltung. Die geplante PBefG-Novelle mit ihren existenzbedrohenden Elementen bereitet ihr sehr große Sorgen Über Taxi Times wendet Sie sich  nun direkt an alle ihre Kolleginnen und Kollegen. 

Wir veröffentlichen diesen Apell nachfolgend ungekürzt:

Kollegen und Kolleginnen,

Seit nun fast 50 Jahres ist das Taxi- und Mietwagengewerbe mein Zuhause. Kaum einer weiß heute noch, dass ich damals eigentlich total ahnungslos als gelernte Steuerfachgehilfin in dieses Gewerbe hineingestolpert bin – und dass sogar noch ohne Führerschein. Und dann musste ich den ganz harten Weg gehen – alles von der Pike auf Erlernen:

  • Telefondienst, Funkvermittlung, Terminplanung
  • Umgang mit Kunden, Organisation von Fahrzeugen und Fahrpersonal
  • und ganz wichtig die kaufmännische Seite, bei der mir meine Ausbildung natürlich half.

Im Berufsverband der Taxi- und Mietwagenunternehmer war ich von Anfang an nicht nur Zuhörerin, von Anfang an trug ich dazu bei, dass man nicht nur über, sondern mit uns entscheidet. Besonders der Bereich Krankenfahrten und die damit verbundenen Probleme haben mich immer im Besonderen gereizt.

Heute, nach mehr als 30 Jahren selbst im Fahrzeug, als Delegierter im Kreis, als Mitglied im Landesverbandsausschuss Krankenfahrten und als Mitglied im Ausschuss Krankenfahrten des Bundesverbandes, dessen Vorsitzende ich nun seit mehr als 20 Jahre bin, verfüge ich, so sagt man, nicht nur über ein fundiertes Fachwissen rund um das Thema Krankenfahrten und kann stolz von mir behaupten: Ich habe das Taxi- und Mietwagengewerbe gelebt!

Gisela Spitzlei, hier als Fachreferentin beim Taxi-Times-Seminar im Münster 2018.
Foto: Taxi Times

Aber was macht UNS – Deutschlands Taxi- und Mietwagenunternehmen mit Ihrem Personal – aus?

  • Tägliche hervorragende und doch von der Gesellschaft häufig nicht gesehene Hochleistungen – wozu natürlich auch die Krankenfahrten zählen 
  • seit Jahrzehnten sichern wir in allen Bereichen des täglichen Lebens die Mobilität der Menschen – von der Wiege bis zur Bahre begleiteten wir den Weg jedes Bürgers und Besuchers unseres Landes
  • unsere Fahrzeuge stehen in den Firmen und Zentralen überall immer zu verlässlichen Konditionen bereit, wenn es darum geht, so schnell und sicher wie möglich für alle, unabhängig von Alter / Geschlecht / Religion und Hautfarbe, dahin zu gelangen, wohin Bedarf ist zu kommen

Wo andere Mobilitätsanbieter längst die Segel gestrichen haben – unsere Fahrzeuge und Fahrer/innen geben dann noch lange nicht auf und sind dann immer noch im Einsatz

Gerade in der jetzigen Zeit (Corona) haben wir alle nicht einfach nur unsere Betriebe geschlossen und uns vor dem Virus in Sicherheit gebracht – Dieses Gewerbe zeigt gerade in der Notsituation seine Stärke und Verlässlichkeit. Wir haben Ideen umgesetzt, wie wir trotz der Widrigkeiten der Zeit für unsere Fahrgäste da sein konnten. Auch die Existenzangst hat uns, das Taxi- und Mietwagengewerbe Deutschland, nicht abgehalten zu leisten, was nur irgendwie möglich war. Wir sind da!!
Auch wenn viele Fahrten nicht mehr stattfanden, weil der Lock Down sie entbehrlich gemacht haben, so war das Taxi- und Mietwagengewerbe trotzdem für alle da
, die Mobilität brauchten.

An erster Stelle steht die Mobilität unserer Fahrgäste! Jederzeit!! Nicht nur dann, wenn es sich gerade mal lohnt! Darauf sollten wir stolz sein – darum kommt es gerade jetzt auf jeden an in diesem Gewerbe!!

Wir haben viel zu lange unser Licht unter den Scheffel gestellt! Allein die mehr als 5.000.000 Fahrten (in Worten: FÜNF Millionen!) monatlich während des Lock Down zu den lebensnotwendigen Behandlungen zu Dialyse, onkologischen Therapien ohne Wenn und Aber sprechen doch für sich! Hinzu kommen all die Fahrten zu Besorgungen, Krankenhäusern etc.

Politiker und auch leider viele Menschen in diesem Land haben unsere Leistung zwar als selbstverständlich in Anspruch genommen, damit sogar geplant, aber nicht wirklich verstanden, wie wichtig die Erhaltung dieser Form der Mobilität ist. Veränderung um jeden Preis macht blind für das, was bereits vorhanden ist. Im Geld schwimmende Heilsverkünder mit Dollarzeichen in den Augen preisen ihre Mobilitätsmodelle unter dem Deckmantel der Digitalisierung und des Umweltschutzes lautstark an, lassen uns als Kartell erscheinen, das nur dann da ist, wenn es etwas zu verdienen gibt, um sich die teuren Sternträger zu leisten. Haben wir da überhaupt eine Chance?

Statt den Kopf hängen zu lassen: Sprecht darüber, was für eine Leistung dieses Gewerbe jeden Tag seit Jahrzehnten erbringt: Zeigt allen Menschen, was das Taxi- und Mietwagen Gewerbe schon lange kann: Wir sind digital und modern und vor allem zuverlässig.

Jetzt ist wichtig, GEMEINSAM Einsatz zu zeigen für all die Menschen, die in unserem Land an 365 Tagen 24/7 eine beachtenswerte Leistung erbracht haben und erbringen, denn das sollte die vorrangige Aufgabe derer sein, die in den Verbänden dieses Taxi- und Mietwagengewerbe vertreten.

Stattdessen beginnt man sich jetzt innerhalb der Landesverbände bzw. dem Bundesverband in der Öffentlichkeit zu streiten, wer denn wann in der Vergangenheit irgendwelche Beschlüsse abgesegnet hat, die heute vielleicht nicht mehr tragbar sind. Streiten kann und muss man aber vor allem in diesen schweren Zeiten hinter verschlossenen Türen, denn eigentlich wollen wir doch alle dasselbe! Vergesst nicht: Verbände bestehen nicht nur aus den Personen in Vorstand und Geschäftsführung, sondern das sind wir ALLE! Und jeder von uns kann und sollte seinen Beitrag dazu leisten.

Steht auf und zeigt, was dieses Gewerbe kann. Dafür braucht man keine großen Plakatwände, denn dafür fehlt es schlicht am Geld. Aber reicht es nicht, wenn ihr den Millionen Fahrgästen die Leistung des Gewerbes bewusst macht? Diese Menschen sind Wähler und es wird eine Menge Wahlen geben. Politiker verteilen Handzettel mit Ihren Versprechungen an den Haustüren und gewinnen Stimmen, wir haben einen viel mächtigeren Verteiler – warum sollen wir nicht auch Handzettel verteilen?

Und genau hier sind unsere vereinten Kräfte gefragt – unsere Verbandsvertreter müssen gemeinsam in einer konzertierten Aktion arbeiten und nicht in jedem Verband einzeln und vielleicht sogar noch gegeneinander – es geht um UNSER GEWERBE und nicht um irgendwelche Pöstchen!

Es muss in einer zentral abgestimmten Aktion konzertiert und organisiert geführt werden, um die Menschen in diesem Land über unsere Leistungen, aber vor allem über das was, bei der Änderung des Personenbeförderungsgesetzes in der jetzt vorliegenden Form mit Ihnen geschieht, aufzuklären.

Ich kann nicht versprechen, dass eine solche bundesweite Aktion Wirkung zeigt (wobei die Aktionen des letzten Jahres viel Beachtung erfuhren) – aber ich weiß, dass Politiker auf die Stimmen Ihrer Wähler hören – erst recht, wenn sie durch uns die richtigen Fragen erhalten!

Wenn wir nichts tun, werden Politiker auf die hören, die ihnen Honig um den Bart schmieren und Dollarzeichen in den Augen tragen.

Es geht um die Zukunft unseres Gewerbes:

Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Eure Gisela

Tags: Änderung PBefGGisela SpitzleiKrankenfahrtenOffene Worte
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Jürgen Hartmann

Der Verlagskaufmann und ehemalige Taxiunternehmer gründete 2014, als Reaktion auf die Veränderungen innerhalb des Taxigewerbes, den Taxi Times Verlag. Als Herausgeber etablierte er die Taxi Times Print-Magazine und das Onlineportal Taxi-Times.com mit dem Anspruch, ein Sprachrohr für die Taxibranche zu schaffen.

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Das SGB verpflichtet die Krankenkassen zwar, auch mit Taxi- und Mietwagenanbietern Krankenfahrtentgelte auszuhandeln, es fehlt jedoch eine Regelung für den Fall der Nichteinigung. In anderen Bereichen der Medizin steht den Verhandlungspartnern gesetzlich eine Schiedsstelle zur Verfügung, die Kompromisse erzwingen kann – nur den Taxlern nicht. Dadurch verschärft sich das ohnehin bestehende Ungleichgewicht zwischen David, den Taxlern, und Goliath, den mächtigen Krankenkassen. Aktuell existiert ein Flickenteppich länderspezifischer Entgeltvereinbarungen, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Das Publikum bestätigte dies sofort: Die Spanne reicht von 1,75 € pro Kilometer im Nordosten bis 2,70 € im Südwesten. Einzelne Krankenkassen oder ihre Verhandlungsführer versuchen sich immer wieder durch besonders rigides Vorgehen zu profilieren. 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Kommentare 4

  1. Frederik Wilhelmsmeyer says:
    5 Jahren her

    Liebe Gisela Spitzlei, bravo! Nichts hinzuzufügen…

    Antworten
  2. Richard Bolz says:
    5 Jahren her

    Also, liebe Gisela, ich bin auf deiner Seite. Zwar als Rentner, der gerne Taxi fährt, aber Gott sei Dank nicht mehr davon leben muß. Für mich ein schönes „Hobby“, bringt Taschengeld und die Möglichkeit unter Menschen zu sein. Ausserdem hilft es mit vor Altersdemenz. Ich fahre nur an Wochenenden, Feiertagen, verkehrsarmen Zeiten u. nehme damit den Kollegen nichts weg. Aber ich finde „Das Taxi“ ist die beste Alternative zum überbordenden Individal Verkehr. Auch bietet es in diesen Coronazeiten die beste Alternative zum überfüllten ÖPNV. Hier müsste man über subventionierte Tarife intensiv nachdenken! Aber nur gemeinsam sind wir stark um gegen Google, Uber, Steuer eine starken Auftritt zu haben.

    Antworten
  3. Hans Meißner says:
    5 Jahren her

    Bravo,sehr verehrte Gisela Spitzlei für Ihre klären Worte.
    Wenn Gerichtsurteile nichts bewirken und Politiker zu Schaukelburschen werden hilft kein Labern.Dann müssen Unternehmer,die reelle Leistungen erbringen laut werden um sich Gehör zu verschaffen damit Schaden von unseren Kunden und Mitarbeitern abgewendet wird.
    Offenbar sind Sie sehr verehrte Frau Spitzlei eine der wenigen, die einen A………,in der Hose haben.
    Mit der Bitte um Entschuldigung für den Klartext bedankt sich. Ihr Hans Meißner

    Antworten
  4. Christian Klingk says:
    5 Jahren her

    Hallo Gisela fahre jetz öfter Taxi in Siauliai zu Preisen wo ich nicht weiss wie die Unternehmer damit leben können aber viele liebe Grüße an dich

    Antworten

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