Eine von der Grünen Bundestagsfraktion beauftragte Studie skizziert Möglichkeiten für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs im ländlichen Raum. Doch unter vielen Lösungsansätzen taucht nur einmal das Taxi auf.
Die Untersuchung trägt den Titel „Potenzialstudie zu ländlicher Mobilität“ und kommt zu dem Ergebnis, dass der Anteil des öffentlichen Verkehrs am gesamten Mobilitätsmix (Modal Split) gesteigert werden könne, wenn man dafür mehr Geld in die Hand nehme und innovative Lösungen umsetze. Dies gelte für alle drei Raumtypen, nach denen die Studie unterscheidet: Den Gürtel um die Metropolen, den strukturstarken ländlichen Raum sowie den strukturschwachen ländlichen Raum.
Bei ihren Lösungsansätzen legt die Studie den Fokus auf Linienverkehre mit Bussen sowie neuen On-Demand Mobilitätsdiensten und ggf. Sharing-Diensten. Dadurch wird sich die Untersuchung selbst ein wenig untreu, denn obwohl man stets vom Öffentlichen Verkehr (ÖV) spricht, zielt man doch auf den ÖPNV ab, also den Öffentlichen Personennahverkehr.
Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass der Taxiverkehr als Alternative zur Verbesserung der öffentlichen Mobilität kaum erwähnt wird. Taxi zählt zum ÖV, während es wie auch der Mietwagen nur dann zum ÖPNV (Bus & Bahn) gerechnet wird, wenn es diesen ersetzt, ergänzt oder verdichtet (§ 8, Absatz 2).
Lediglich im strukturschwachen ländlichen Raum wird das Taxi als potenzieller Lösungsansatz erwähnt – als Betreiber von so genannten Rufbussen, welche der Fahrgast möglichst einfach und zeitnah in einem Zeitfenster zwischen 5 und 23 Uhr bestellt und die dann eben (siehe oben) den ausgedünnten ÖPNV ersetzen sollen. Natürlich, so die Studie, kämen dafür auch „die vor Ort ohnehin mit den großen Bussen tätigen Verkehrsunternehmen“ oder auch „eine der neuen Poolbetreiber“ in Frage.
Dem Ride-Pooling räumt die Studie im strukturschwachen ländlichen Raum dagegen eher weniger Entfaltungsmöglichkeit ein. Das sieht man eher als Alternative im Gürtel um die Metropolen sowie im strukturstarken ländlichen Raum, wobei aus der Studie nicht ersichtlich wird, ob das Pooling unter kommunaler oder privater Zuständigkeit organsiert sein sollte.
Bedenklich stimmt, dass die Studie zwischen Ride-Pooling und Ride-Sharing unterscheidet. Unter Ride-Sharing seien private und unentgeltliche Fahrten zu verstehen. Und diese wiederum seien auch ein Lösungsansatz für eine verbesserte ländliche Mobilität.
Zusammenfassend zeigt die Studie vor allen Dingen eines: Die Grünen sind nach wie vor die Partei, die nach Lösungen sucht, um den motorisierten Individualverkehr (MIV) zu reduzieren. Das ist vor allem klimapolitisch legitim und nötig und macht die Studie daher sehr wertvoll. Die Partei sollte nur endlich verstehen, dass man in solche Überlegungen das Taxi viel mehr integrieren muss. Die Studie hätte die Chance dazu gehabt, doch sie wurde leider verpasst. jh
Das Taxigewerbe hat schon lang in unterschiedlichen Erscheinungsformen wie z. B. AST auf dem Land und in Betriebszeiten außerhalb des ÖPNV für Mobilität gesorgt.
Das hat bisher immer eine natürliche betriebswirtschaftliche Grenze gehabt, wenn der Ertrag daraus zu gering war.
Das hat wiederum zur absurden Konsequenz geführt, dass einerseits wieder private Autos genutzt wurden, obwohl jemand gerne öffentlich gefahren wäre.
Oder es sind auch mit großem Aufwand kommunale Ruf Busse und ähnliche Einrichtungen mit erheblichem Aufwand erst neu geschaffen worden – am Taxigewerbe vorbei.
Daher ist eine bessere Einbeziehung des Taxis einerseits eine Maßnahme zur Verbesserung der prekären Situation des Taxigewerbes.
Andererseits die Vermeidung von ökologisch sinnlosen Doppelstrukturen.
Bisher haben gerade auch die Kollegen auf dem Land viel zu sehr im Stillen gewirkt.
Dabei sind ihre Verdienste zum Wohl der allgemeinen Mobilität nicht zu unterschätzen.