Der seit November geltende 2. Lockdown ist für die Taxiunternehmer ein Existenzkampf auf Messers Schneide. Darauf werden zunehmend auch die Medien aufmerksam.
„Der Lockdown nimmt dem Taxi die Kunden“ hatte Michael Oppermann vom Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. (BVTM) bereits im Oktober angemahnt, kurz nachdem die Bundesregierung den seit November gültigen zweiten Lockdown angekündigt hatte. Als die Bundesregierung dann letzte Woche eine Soforthilfe für alle jene Betriebe beschloss, die ihren Betrieb schließen müssen, jedoch die „nur“ indirekt betroffenen Branchen außen vor ließ, fand Oppermann noch klarere Worte: „„Dass das Taxigewerbe bei den November-Hilfen leer ausgeht, ist ein Drama. Obwohl das Taxigewerbe hart durch die Maßnahmen getroffen wird, erhalten wir aufgrund einer bloßen Formalie keine Hilfe: Unser Umsatz bricht zwar aufgrund der Maßnahmen um 80 Prozent ein, aber Hilfe bekommt nur, wer die Restaurants, den Tourismus oder die Veranstalter direkt als Kunden hat. Unsere Kunden sind aber deren Gäste, die jetzt natürlich ausbleiben.“
Für die Taxibranche geht es um die pure Existenz, einen zweiten Umsatzeinbruch um abermals 80 Prozent werden viele nicht mehr auffangen können. Taxiunternehmer und Fahrer aus Ludwigshafen und Mannheim haben deshalb bereits letzten Sonntag eine Taxi-Demo veranstaltet. In München haben die Taxivertreter einen gemeinsamen Brandbrief an den Bayerischen Wirtschaftsminister geschrieben und sowohl um direkte als auch um indirekte Hilfen gebeten.
Mittlerweile werden auch die Medien verstärkt auf die Nöte der Taxibranche aufmerksam. Das Westfalen-Blatt portraitierte einige Bielefelder Taxiunternehmer, die seit dem „Lockdown Light“ abermals gravierende Umsatzeinbrüche verzeichnen, diese aber nun nicht mehr auffangen können. Seine Lebensversicherung habe er schon gekündigt, schildert beispielhaft ein Solo-Unternehmer, der an sechs Tagen in der Woche jeweils neun Stunden lang versucht, wenigstens etwas Geld zu verdienen.
Sein Kollege erläutert, dass auch das Taxi systemrelevant sei. Zum einen, weil man beispielsweise in Bielefeld Corona-Tests in die Labore fahre, zum anderen, weil man täglich Krankenfahrten durchführe. Diese allerdings würden von den Krankenkassen nicht einmal kostendeckend entlohnt werden.
Völlig unverständlich ist auch die Haltung der Bielefelder Genehmigungsbehörde. Sie hat ausgerechnet ab November wieder die komplette Betriebspflicht für Taxis eingeführt, was bedeutet, dass die Fahrzeuge mindestens acht Stunden bereit stehen müssen, schreibt das Westfalenblatt. „Ob Kundschaft kommt, interessiert dabei nicht.“
Dass jene Kundschaft derzeit nicht kommt, belegt auch ein dreiminütiger Fernsehbeitrag des Senders RBB vom vergangenen Samstag. Der Sender hat eine Berliner Taxiunternehmerin bei deren Schicht zwei Stunden lang begleitet. Zwei Stunden, in denen nicht ein einziger Fahrgast eingestiegen ist. Die Mutter zweier Kinder, die sonst tagsüber gefahren ist, muss nun auch noch zusätzlich am Abend und am Wochenende im Taxi sitzen. Zeit, sich um ihre Kinder zu kümmern, hat sie kaum noch.
Doch trotz der schlimmen Lage haben manche Unternehmer die Hoffnung noch nicht aufgegeben. So wie ein Nürnberger Taxler, der vom Bayerischen Rundfunk (BR) portraitiert wird und für den ein Jobwechsel nicht in Frage kommt, weil er „Diesel im Blut“ habe. Auch er hat im Moment wieder 70 Prozent weniger Aufträge. Das lange Warten auf die nächste Fahrt zehre an den Nerven, irgendwann sei nun mal jede Zeitung und jeder Facebook-Post gelesen, zitiert ihn der BR. Auch seine Forderung ist deutlich: „Staatliche Unterstützung ist dringend erforderlich.“
Bleibt zu hoffen, dass die Politik Zeitung liest und in dieser Woche handelt. jh
Beitragsfoto: Taxi Times
Wieso gelten nicht für alle (Taxi /Mietwagen) gleiche bedinungen?
Seit 2013 bin ich als Taxifahrer tätig, und habe erfahren, dass die Stadt München keine Konzessionen mehr vergibt, aber nach dieser Zeit sehr wohl Mietwagen-Konzessionen.
Stellt dies kein Wettbewerbsverzerrung der? Verletzt es nicht irgendwelche „Gleichheitsgrundsätze“?