Nur einem Tag nach dem Rücktritt von Michael Müller als Präsident des Bundesverbands Taxi- und Mietwagen e.V. wurde bekannt, dass es bald einen zweiten Bundesverband geben soll.
Das geht aus einer Ankündigung des Landesverbands Bayerischer und Taxiunternehmer (LV Bayern) hervor. „Die Vorbereitungen für eine schlag- und tatkräftige neue bundesweite Organisation des Taxi- und Mietwagengewerbes sind in vollem Gange“, heißt es dort. Der LV Bayern zählt zu den insgesamt vier Landesverbänden, die Ende Juni ihren Austritt aus dem Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. (BVTM) wegen interner Differenzen verkündet hatten. Neben Bayern treten auch die Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein aus (Veranstalter der Europäischen Taximesse), ebenso der Gesamtverband des Verkehrsgewerbes Niedersachsen (GVN, Heimatverband von Michael Müller) sowie der Fachverband Hessen. Die Mitgliedschaft dieser vier Organisationen im BVTM endet zum 31.12.2020.
Wie konkret die Pläne bereits sind, geht aus einem internen Gesprächsprotokoll eines Treffens hervor, an dem am 25. November die oben genannten Verbände teilgenommen hatten. Man wolle bereits zum Jahresbeginn 2021 eine neue Vertretung auf Bundesebene gründen, wird dort festgehalten. Die Geschäftsführer des GVN, des LV Bayern sowie der Fachvereinigung Nordrhein arbeiten derzeit an einer Satzung und wollen zur Erstfinanzierung auch jeweils 25.000 Euro als Einlage zur Verfügung stellen, die später mit den anfallenden Beitragsforderungen verrechnet werden soll.
Als Verbandssitz ist Berlin geplant, die Position eines Geschäftsführers soll ausgeschrieben werden. Dr. Stehr, als Geschäftsführer der Nachfolger von Holger Goldberg in der Fachvereinigung Nordrhein, könnte bis dahin die Position kommissarisch übernehmen. Für die ehrenamtliche Besetzung des Präsidiums würden Ex-Präsident Michael Müller und Thomas Kroker, aktueller Geschäftsführer vom LV Bayern, zur Verfügung stehen.
Beim BVTM ist man über diese Entwicklung nicht glücklich. Dies wird auch anhand der distanzierten Stellungnahme deutlich, die Geschäftsführer Michael Oppermann am Tag nach dem Rücktritt Müllers veröffentlicht hatte. „Der Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. nimmt den Rücktritt zur Kenntnis“, heißt es dort. und weiter: „Der Schritt kommt nicht überraschend. Sein Rücktritt ist das konsequente Ergebnis einer bedauerlichen Entfremdung. Unabhängig davon danken Präsidium, Vorstand und Geschäftsführung Herrn Müller für sein jahrelanges ehrenamtliches Engagement im Bundesverband.“
Oppermann betont, dass die Handlungsfähigkeit des BVTM auch nach dem Rücktritt uneingeschränkt gegeben ist. „Präsidium und Vorstand sind ausreichend besetzt und beschlussfähig. Bis zur Nachwahl übernehmen die Vizepräsidenten Hermann Waldner und Herwig Kollar die Führung des Verbands.“
Der BVTM-Geschäftsführer blickt in seinem Statement auch in die unmittelbare Zukunft: „Der Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. bleibt die starke Stimme für das gesamte Gewerbe. Die anstehende Diskussion um die PBefG-Novelle sei für das Taxi- und Mietwagengewerbe außerordentlich herausfordernd und den Gremien des Bundesverbands sei es gelungen, unter Beteiligung aller Mitgliedsorganisationen durch gute Kompromisse eine starke, gestaltende und gemeinsame Stimme für das Gewerbe zu formen. „Der Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. bleibt die starke Stimme für das gesamte Gewerbe. Gerade in herausfordernden Zeiten mit PBefG-Novelle und Corona-Krise braucht es diese mehr denn je.“ jh
Beitrags-Symbolfoto: Pixabay
Das ist doch der blanke Wahnsinn: Da werden in Zukunft dann 3 Taxiverbände im Verkehrsministerium vorstellig werden und – was zu befürchten ist – unterschiedliche Stellungnahmen zur Novellierung des PbfG abgeben. Schlimmer kanns eigentlich nicht mehr kommen.
Und noch schlimmer: Dem Vernehmen nach wurde die Planung des neuen Verbandes schon weit früher in Gang gesetzt. Die ganzen Verhandlungen in der zweiten Jahreshälfte waren also nur noch Theater. Und was besonders wehtut: Michael Müller und Thomas Grätz stellen sich dem Vernehmen nach dem neuen Verband für Führungspositionen zur Verfügung. Das macht sprachlos.
Eine starke und einige Stimme des Gewerbes wäre angesichts der immensen Herausforderungen dringend notwendig – stattdessen erleben wir die „Selbstverzwergung“ unserer politischen Vertretung. Sowas haben Uber und die anderen Plattform – Bandidos sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen erhofft.