Das US-Unternehmen Uber startet einen dritten Versuch, in Barcelona Fuß zu fassen – und gleich gibt es die erste massive Taxidemonstration.
Uber ist nach zweijähriger Abwesenheit und zwei zuvor erfolglosen Versuchen wieder in Kataloniens Hauptstadt Barcelona aktiv. Doch das dortige Taxigewerbe wehrt sich: Am Donnerstag fand die erste Anti-Uber-Demonstration statt, zwei Tage, nachdem das amerikanische Unternehmen in der Stadt wieder aktiv geworden war.
Zwei Jahre zuvor – am 1. Februar 2019 – war man durch eine Maßnahme der Kommunalregierung verdrängt worden. Die Behörden schrieben vor, dass VTCs (Mietwagen) im Voraus bestellt werden und dass zwischen Bestellung und Abholung mindestens 15 Minuten liegen müssen. Diese Maßnahme hat überall in Europa Taxiverbände zu ähnlichen Vorstößen inspiriert. Uber, das seit 2014 in Barcelona tätig war, zog sich daraufhin zurück, weil man dies als „völlig unvereinbar mit der Geschwindigkeit von On-Demand-Diensten“ betrachtete.
Ganz ohne Wettbewerb blieben Barcelonas Taxifahrer durch diese Regelung allerdings nicht. So funktioniert die Cabify-App in Barcelona einfach weiter. Dazu startete ein ehemaliger Taxi-Unternehmer aus den Niederlanden (Michel Brull) seine selbst entwickelte Taxi-App Qairos erstmals in der katalonischen Hauptstadt, bevor er vor zwei Wochen in den Niederlanden „live“ ging. Die App ist in erster Linie für Fahrer gedacht, welche die hohen Provisionen der Vermittlerplattformen satt haben. Inzwischen sollen 700 Fahrer Qairos in Barcelona nutzen.
Nun kommt also auch wieder Uber dazu. Aauf dem gesamten Gebiet der Metropole Barcelona (5,4 Millionen Einwohner) bietet man einen Buchungsservice für reguläre und geteilte Taxis an. Die Taxis können über die App gebucht werden und das Taxameter wird wie gewohnt benutzt. Letztendlich soll Uber mit festen vereinbarten Preisen arbeiten, die in der App abgerechnet werden. Nun wartet Uber noch auf die Genehmigung des örtlichen Taxilizenzanbieters (IMET), um den T3-Tarif (Festpreis pro Fahrt) anwenden zu können.
Ubers dritte Rückkehr in die Stadt der auffälligen schwarz-gelben Taxis wird zweifellos zu einem weiteren heftigen Showdown auf den Straßen und im Parlament führen. Bereits am vergangenen Dienstag hatte die Gewerkschaft Elite Taxi, die Uber bis vor den Europäischen Obersten Gerichtshof gezerrt hatte, eine langsame Tour durch die Stadt zu den Gebäuden des Regionalparlaments gefordert. Tatsächlich fuhren am Donnerstag dann Hunderte von Taxis im Schneckentempo durch das Zentrum. Jene 350 Taxifahrer, die bereit sind, mit Uber in einem neuen Dienst zusammenzuarbeiten, hatten an dem Protest nicht teilgenommen. Sie werden nun als „Verräter“ beschimpft.
Einige Fahrer werfen Uber vor, die Pandemie, die viele Taxifahrer in Barcelona in eine finanzielle Notlage gebracht hat, ausgenutzt zu haben. Über hat Taxifahrer mit Umsatz angelockt und gegen ihre (ehemaligen) Kollegen gestellt. Elite-Taxi-Sprecher Alvarez hat bereits mit „Krieg“ gedroht, wenn Uber nicht aus der Stadt verschwindet. Die Gewerkschaft möchte, dass IMET den Antrag von Uber ablehnt.
Der Bürgermeister von Barcelona, Ada Colau, sagte dass das Problem gelöst werden kann, „weil wir im Gegensatz zur ersten Konfrontation zwischen den Taxifahrern und Uber jetzt die richtigen Vorschriften haben.“ Die Bilder vom Donnerstag sprechen eine andere Sprache. wf
Das Beitragsfoto zeigt demonstrierende Taxifahrer in Barcelona im März 2021. Foto: Elite-Taxi