Was eine großzügige Spende über 150.000 US-Dollar doch bewirken kann: In der kanadischen Großstadt Toronto werden Impffahrten vom lokalen ÖPNV und von Uber Canada durchgeführt. Sie sind die Partnerbetriebe der Stadt. Das Taxigewerbe wurde ignoriert.
Während viele Städte und Regionen – nicht nur in Europa – eng mit dem Taxigewerbe zusammenarbeiten, um Ältere zu den Impfzentren und wieder nach Hause zu bringen, bleibt die Branche in Toronto außen vor. Entsprechend verärgert sind deren Vertreter über diese Art der Undankbarkeit: “Taxifahrer in dieser Stadt wurden während der Coronazeit oft benutzt, ohne ein Dankeschön zu erhalten oder in Überlegungen zur Förderung ihrer Dienstleistungen eingebunden zu werden“, sagt Kristine Hubbard, Betriebsleiterin bei Beck Taxi (von 1.800 Taxen in Coronazeit geschrumpft auf 1.130) sinngemäß im Medienportal “City News”.
„Die Stadt arbeitet mit Unternehmen und Einzelpersonen zusammen, die Ältere zu diesen Terminen fahren, und Taxifahrer wurden einfach aus diesem Programm gestrichen.“ Überraschend ist diese Ignoranz nicht, denn das Taxigewerbe hat seit Jahren ein problematisches Verhältnis zur “Uber-freundlichen” Stadtregierung. Die Stadt gibt auch offen zu, dass die Partnerschaft mit Uber Canada das Ergebnis einer Spende von 150.000 US-Dollar sei (127.400 Euro). Die Spenden werden in Form von Gutscheincodes für einzelne Fahrten verrechnet, die über Organisationen an diejenigen verteilt werden, die in Gemeinschaften mit hohen Covid-19-Raten leben und keine Beförderungsmöglichkeiten haben.
Die Nichtberücksichtigung bei den Impffahrten tut dem Taxigewerbe besonders weh, hatten die Taxifahrer während der Pandemie doch stets weiter gearbeitet und Senior*Innen und schutzbedürftige Bewohner*Innen zu und von wichtigen Behandlungen befördert – trotz steigender Kosten beispieslweise für Corona-Schutzmittel bei gleichzeitig drastisch sinkenden Einnahmen. Ihre Dienste wurden als ‘sehr wichtig’ eingestuft, weshalb viele Fahrer ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten, um Menschen zu Testzentren oder Isolationzentren zu transportieren.
“Wir mussten auf ‘Skelettebene’ offen bleiben und 80 Prozent der Zeit hatten unsere Flotte und unsere Fahrer keine Fahrten. Das war eine Riesen-Herausforderung“, ärgert sich Abdul Mohamoud, CEO von Co-Op Cabs. “Wir hätten die Werkzeuge, die Ausrüstung und das Wissen, um diese Impffahrten durchzuführen. Wir bitten darum, uns in die Diskussion einzubeziehen, wir sind Teil der Community. Wir wollen helfen.“
„Wir haben in Coronazeit schutzbedürftige Menschen zu ihren wichtigsten Terminen gebracht, Lebensmittel besorgt und Lebensmittel abgeholt“, zählt auch Hubbard zahlreiche Verdienste auf und erhebt gleichzeitig schwere Vorwürfe: “Wir haben herausgefunden, dass die Stadt und die Provinz Ontario Menschen, die Covid-19-verdächtig waren, ermutigten, ein Taxi zu nehmen, um sich testen zu lassen.” Dies sei das ganze Jahr über ohne irgendeine Transparenz gegenüber dem Taxigewerbe geschehen und ohne irgendeine Form der Unterstützung.
„Wir sind in Toronto viele kleine Unternehmer und Taxibetriebe,” sagt Sam Moini, Präsident der Taxi Fleet Operators Association. „Diese Leute vom Rathaus ignorieren uns immer wieder. Es ist schockierend, dass die Stadt Toronto nicht mit uns kommunizieren möchte, obwohl wir gerne mit Ihnen zusammenarbeiten würden.”
Aus dem Rathaus gibt es dazu folgende Stellungnahme: „Bürgermeister Tory würde das Interesse des Taxigewerbes an der Teilnahme am Impfplan der Stadt begrüßen“, sagte ein Sprecher aus seinem Büro. “Der Bürgermeister hat Stadtbeamte, die an dem Plan gearbeitet haben, gebeten, sich an jene Taxiunternehmen zu wenden, die Interesse an einer Partnerschaft mit der Stadt Toronto bekundet haben.”
Eine weitere Sprecherin weist darauf hin, dass Uber zum zweiten Mal “eine großzügige Spende” an die Stadt Toronto gegeben hat “um schutzbedürftigen Bewohner zu helfen.”
Hubbard kontert dies mit der Feststellung, dass Beck Taxi in Zusammenarbeit mit Organisationen ebenfalls kostenlose Fahrten durchführt, um Senioren zu Impfterminen zu fahren. Beck’s Taxi erwarte dafür kein großes Dankeschön der Stadt. Hubbard protze auch nicht mit dieser Wohltat. Stattdessen betont man, dass man auf Hunderttausende von Dollar verzichtet hat, indem man die Gebühren für Fahrer gesenkt hat, damit die es sich leisten können, weiter zu arbeiten.
Die Taxiunternehmer*Innen werden übrigens nicht nur bei den Impffahrten ignoriert, sie sorgen sich auch darüber, nicht in die zweite Phase der Impf-Prioritätsliste in Toronto aufgenommen zu werden. Diese Phase, die im April beginnen soll, umfasst wichtige Mitarbeiter wie Schulbusfahrer, Restaurant- und Einzelhandelsmitarbeiter sowie Angestellte des öffentlichen Nahverkehrs, aber bisher eben noch keine Taxifahrer. Damit geht es ihnen nicht besser als ihren Kollegen in Europa, die ebenfalls nur unter ferner liefen bei der Impfbedürftigkeit eingestufft werden. Da blicken viele neidisch nach New York. Dort waren Taxikollegen gleich von Anfang an dabei. wf
Symbolfoto: Axel Rühle
Geld regiert die Welt. Und die korrupte Politik. Ist bei und in Deutschland nicht anders. Warum sonst steht Andi S. do auf Uber….???