Das riesige russische Internetunternehmen Yandex kauft sich für eine Milliarde Dollar aus seinem Uber-Deal frei, behält aber die Markenrechte.
Yandex, auch „Russlands Google” genannt, dominant auf dem russischen Taxi-, Logistik- und Lebensmittellieferungsmarkt, zahlt bis Jahresende eine Milliarde US-Dollar (847 Millionen Euro), um sich weitgehend von Joint Ventures mit Uber in den Bereichen Lebensmittel- und Lebensmittellieferungen, Logistik und autonomes Fahren zu trennen. Der Deal, der bereits im August von den Vorständen von Yandex und Uber genehmigt wurde, soll bis Ende des Jahres abgeschlossen werden. Der Unternehmenszweig Yandex.Taxi hat sich in dem Deal dennoch die weitere Verwendung des Namens Uber auf dem russischen Taximarkt gesichert.
Mit diesem Bar-Deal bekommt das russische Unternehmen die volle Kontrolle über Yandex.Eats, den schnellen Lebensmittellieferdienst Yandex.Lavka und das Logistikunternehmen Yandex.Delivery sowie seine separat geführte Abteilung für autonome Fahrzeuge. Nach dem schnellen Wachstum im Bereich der Essens- und Lebensmittellieferungen während der Coronavirus-Lockdowns verstärkt das russische Unternehmen seinen Fokus in diesem Sektor. Im russischen Taxigeschäft ist Yandex bereits Marktführer und baut – im Unterschied zu Uber – seine Forschung an autonom fahrenden Taxen selbstständig aus. Auch weitet Yandex seine Online-Shopping- und Unterhaltungs-Streaming-Angebote aus.
Der Umsatz von Yandex.Eats stieg im letzten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 93 Prozent auf 8,1 Milliarden Rubel (93,4 Millionen Euro), obwohl sich die Verluste im selben Zeitraum auf 3 Milliarden Rubel (34,8 Millionen Euro) verdreifachten. Die Einheit als Ganzes, angeführt von einer der wenigen profitablen Ride-Hailing-Apps der Welt, erzielte ein um Zinsen, Steuern und Abschreibungen bereinigtes Ergebnis von 1,5 Milliarden Rubel (17,4 Millionen Euro).
Durch den Deal erhält Yandex außerdem einen zusätzlichen Anteil von 4,5 Prozent an MLU, dem Joint Venture, das es gegründet hat, als es sein Taxigeschäft in einem Deal im Jahr 2018 im Wert von 3,8 Milliarden US-Dollar mit Uber fusionierte. Das russische Unternehmen wird jetzt 68 Prozent der MLU besitzen, weitere 3 Prozent sind für seine Mitarbeiter vorgesehen. Übrigens sind die Unternehmen Yandex NV und MLU BV in den Niederlanden registriert. Auch Uber hat – aus Steuergründen – dort sein Europäisches Hauptquartier.
Im Rahmen des Deals wird Yandex auch eine zweijährige Call-Option haben, um Ubers verbleibende 29-Prozent-Beteiligung an MLU für mindestens 1,8 Milliarden US-Dollar zu kaufen, die bis zum Ende des Zeitraums auf bis zu 2 Milliarden Dollar steigen wird. Yandex hat auch seine Rechte an der Marke Uber in Russland und einer Reihe anderer Länder bis 2030 verlängert.
Die Idee der Technologiegiganten ist, die riesigen Benutzer- und Zahlungsdaten zu nutzen, um Benutzern eine Reihe verschiedener Produkte innerhalb von „Superapps” anzubieten. Yandex und die beiden größten E-Commerce-Unternehmen Russlands, Wildberries und Ozon, haben dieses Jahr alle kleine Banken gekauft, die sie als Plattformen für die Expansion in Finanzdienstleistungen nutzen wollen.
Die staatliche Sberbank, multinationale Finanzgruppe und Russlands größter Kreditgeber, hat unterdessen auch stark mit Yandexs größtem Konkurrenten Mail.ru in ein Joint Venture investiert, das die konkurrierenden Taxi- und Lebensmittel-Apps Citymobil und Delivery Club umfasst, obwohl die Partnerschaft nach Meinungsverschiedenheiten über seine Marschroute seit letztem Jahr auf der Kippe steht. wf
Beitragsfoto: russisches Taxi mit der Aufschrift „Yandex-Taxi”. Foto: Wim Faber