Mit ihrem Vielflieger-Bonus-Programm Miles & More hat die Lufthansa eine Zusammenarbeit mit Uber bekanntgegeben. Dabei gibt es viele rechtliche wie auch ethische Gründe, die gegen eine solche Zusammenarbeit sprechen. Doch die scheinen für Deutschlands größte Fluggesellschaft kein Problem zu sein.
Dies geht aus einer Anfrage hervor, die Taxi Times an den Lufthansa-Konzern gestellt hatte, nachdem sowohl Uber als auch die Lufthansa-Tochter „Miles & More“ letzte Woche eine Kooperation bekanntgegeben hatten. Neuerdings können Kunden des Vielflieger-Programms „Miles & More“ auch bei jeder Uber-Fahrt Bonusmeilen sammeln.
Damit schließt sich der Lufthansa-Konzern mit einem Unternehmen zusammen, dessen Fahrtenvermittlungs-Apps nachweislich gegen das geltende Personenbeförderungsgesetz verstößt, worauf auch diverse Urteile verschiedener Landgerichte hingewiesen haben, beispielsweise in Frankfurt am Main, Köln oder München.
In Österreich missachtete man zudem rechtskräftige Verfügungen, so dass im Laufe der Zeit Bußgelder in Höhe von über einer Million Euro aufliefen – die man wiederum jahrelang nicht bezahlte. In den Niederlanden einigte man sich in einem Vergleich auf eine Strafzahlung von 2,3 Millionen Euro.
Doch nicht nur gegen Uber selbst, auch gegen jene Mietwagenbetriebe, die als Partner für die US-Plattform agieren, laufen hunderte von Verfahren. Ihnen wird in erster Linie vorgeworfen, gegen die im Personenbeförderungsgesetz geregelte Rückkehrpflicht zu verstoßen.
Auftragslose Mietwagen sind laut PBefG verpflichtet, nach ihrer Tour zu ihrem Betriebssitz zurückzukehren. Stattdessen kreisen diese Fahrzeuge meist in der Nähe der Bestell-Hotspots oder warten illegal auf öffentlichen Flächen, um so an die nächsten Aufträge zu gelangen.
Gegenüber den Taxis ist dies eine massive Wettbewerbsverzerrung, denn nur durch dieses illegale Verhalten seiner Partner ist Uber überhaupt erst in der Lage, seine Kunden schnell und mit kurzen Wartezeiten zu bedienen.
Auch für die „Miles & More“-Kunden der Lufthansa dürfte eine schnelle Verfügbarkeit eines Uber-Fahrzeugs ein wichtiger Faktor bei der Bestellung sein. Wenn das Uber-Fahrzeug schnell beim Kunden ist, dann nur, weil der Mietwagenunternehmer bzw. dessen Fahrer „um die Ecke“ gewartet hat – und somit gegen geltendes Recht verstößt.
Mit seiner Kooperation animiert Miles & More somit also seine Vielflieger-Kunden, bei der Bestellung eines taxiähnlichen Dienstleisters auf eine App zurückzugreifen, dessen ausführende Partner zumeist rechtswidrig agieren. Dem rechtschaffenen Lufthansa-Kunden dürfte das gar nicht bewusst sein, für ihn ist es vielmehr ein zusätzlicher kleiner Rabatt, den er nun auf eine Uber-Fahrt bekommt – und auf eine Taxifahrt eben nicht.
Dagegen muss sich Miles & More die Frage gefallen lassen, ob man sich mit solchen Kooperationspartnern wie Uber nicht nur moralisch-ethisch, sondern auch rechtsstaatlich korrekt verhält – eine Frage, mit der sich übrigens auch der Verband der Automobilindustrie VDA konfrontiert sah, als man während der Messe „IAA Mobility“ ebenfalls eine Kooperation mit Uber eingegangen war.
Während der VDA dazu schweigt, hat Miles & More dazu Stellung bezogen. Man sei sich dessen bewusst, dass es zu Uber immer wieder kritische Stimmen gäbe. Digitale Mobilitätsdienste wie Uber seien Teil der Verkehrswende und mit dem neuen Personenbeförderungsgesetz auch in Deutschland rechtlich zugelassen. Uber vermittle Fahrten hierzulande ausschließlich an behördlich lizenzierte Mietwagen- und Taxiunternehmen. Gemeldeten Beanstandungen werde umfassend nachgegangen und in der Endkonsequenz könnten Verstöße die Sperrung verwarnter Fahrer*Innen oder Partner-Unternehmen zur Folge haben.
„Für uns ist die Partnerschaft mit Uber eine weitere Ergänzung im Portfolio des Multi-Partner-Programms Miles & More und bietet aufgrund der hohen Relevanz entlang der Reisekette einen besonderen Mehrwert für unsere Teilnehmenden, die sich Partner wie Uber wünschen“, schreibt die Lufthansa-Tochter. „Aufgrund der oben genannten Punkte können wir nicht erkennen, warum die Partnerschaft mit Uber nicht mit den ethisch-moralischen Werten des Lufthansa-Konzerns vereinbar wäre.“
Das Statement ist eine Reaktion auf eine redaktionelle Anfrage der Taxi-Times-Redaktion. Sie hatte bei der Lufthansa nachgefragt, ob dem Konzern bewusst sei, dass diese Mietwagenfahrten, mit denen der Kunde nun Meilen-Punkte sammeln kann, taxiähnlicher Verkehr seien, der nur unter Missachtung bestehender gesetzlicher Regelungen rentabel durchgeführt werden könne, und dass diese Regelverstöße Tag für Tag an der Tagesordnung seien und aufgrund eines massiven Vollzugsdefizits der Behörden unsanktioniert bleiben.
Die Redaktion wollte zudem wissen, ob es mit dem Image sowie den ethisch-moralischen Werten des Lufthansa-Konzerns vereinbar ist, mit einem Konzern und dessen Partnern zusammenzuarbeiten, deren Geschäftsmodell auf Rechtsbruch basiert, und ob es auf Basis dieser Erkenntnisse denkbar wäre, dass der Lufthansa-Konzern diese Kooperation noch einmal auf den Prüfstand stellt. jh
Wir wissen doch , wie Uber das macht. Gut geschmiert , ist halb gewonnen.
Jetzt wird auch klar , warum die Lufthansa die Staatshilfen so schnell zurückzahlen konnte.
Korruption muss bezahlbar bleiben !!!
wöchentlich kommen neue Uber Angebote, wöchentlich liest man in den Tagszeitungen und Fernsehen schon wieder etwas neue und, aus der Ansicht der Kunden, weitere tolle Bestelloptionen.
Vorbestellung möglich, Rollstuhl Taxis über Uber bestellbar, extra Geschäftskunden Account, Last Mile Angebot wird ausgeweitet, Miles and More Angebot ….
Und was kommt vom TAXI ?
NICHTS ! absolut nichts!
Es ist mehr als traurig und so ernüchternd.
Die Taxizentralen und Verbände schauen einfach nur zu, wie nach und nach jede Idee die eine neue Mobilität zu Zeiten der Mobilitätswende geschieht von Uber, Bolt und FreeNow aufgegriffen wird.
Bolt hat jetzt eine Kooperation der AOK und bietet Krankenfahrten über die App an.
Bin gespannt was als Nächstes von Uber kommt.
Lange wird es nicht dauern, während im Taxibereich alles im Dornröschenschlaf liegt.
Traurig aber war.
Danke für Ihren Leserkommentar. Viele der hier aufgezählten „neuen“ Uber-Merkmale sind Leistungen, die Taxiezntralen schon lange anbieten. Da das Taxigewerbe aber nur das Geld ausgeben kann, das man auch einnimmt, fehlt einfach der Marketing-Etat, um die eigenen Leistungen zu bewerben. So entsteht der Eindruck, dass man als Plattform innovativ und kundenorientiert agiert, in Wahrheit aber vollbringt man eine Dienstleistung, die noch nicht einen Cent Gewinn erwirtschaftet hat, sondern nur Millionen-Verluste.